Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie kann ich es schaffen "sanft" abzustillen

Frage: Wie kann ich es schaffen "sanft" abzustillen

schnüllschnat

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Guten Tag Frau Weiler, also unsere Situation ist folgende..meine Tochter ist jetzt 12 Monate alt und wird immer noch relativ viel gestillt d.h. nachts, morgens, einmal vormittags, beim Mittagsschlaf, evtl nachmittags, vorm einschlafen. Die Beikosteinführung war eher sehr schleppend und mittlerweile isst sie und probiert viel aber man kann jetzt noch nicht über riesige Mengen sprechen.Aber sie genießt und liebt essen-das war mir sehr wichtig..sie nicht zu zwingen. Ich finde stillen schön und bin auch sehr traurig aufzuhören ich möchte nur nicht dass ich es irgendwann "gewaltsam" tun muss. Eigentlich wäre mein Wunsch sie stillt sich selber ab und verliert irgendwann das Interesse..Haben sie damit Erfahrung? Kommt das oft vor? Sie liebt es noch gestillt zu werden und sie genießt es sehr allerdings fordert sie es jetzt immer mehr und mehr ein..Wie kann ich es beginnen das "sanfte" abstillen? Alle Mahlzeiten sind eingeführt und sie trinkt im Endeffekt weiter so wie immer?Ich lege mich mit ihr Mittags immer hin und da weiß sie bekommt die Brust. Wie kann man in einem solchen Moment später abstillen ohne extremen Konflikt? Beginne ich eher bei den Tagesmahlzeiten oder nachts? Fragen über Fragen und ich hoffe sie können mir helfen....Vielen Dank, es ist toll dass es sowas hier gibt!


Biggi Welter

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Liebe schnüllschnat, es gibt keine Grammzahl, ab der Du nicht mehr anlegen sollst. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel sein und das Wort Beikost solltest Du wörtlich nehmen: es ist zusätzliche Nahrung, die das Stillen ergänzt und nicht ersetzt. Erst im zweiten Lebensjahr verschieben sich die Relationen langsam. Es ist also völlig normal, dass dein Kind noch viel an die Brust mag und dies wird sich von ganz alleine ändern. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. Statistisch gesehen stillt sich ein Kind, dem diese Entscheidung selbst überlassen wird, irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab. Abweichungen nach oben und unten möglich und niemand kann vorhersehen, wann ein einzelnes Kind so weit ist. Wenn Du das nicht möchtest, kannst Du langsam abstillen. Für ein Kind ist das Stillen viel, viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Das Abstillen bedeutet daher auch mehr als das reine Ersetzen einer Nahrung durch eine andere. Im Alter deiner Tochter ist es dem Kind auch sehr bewusst, dass Stillen mehr als nur Trinken bedeutet. Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du Deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Außerdem möchte ich dir das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi


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