Wie kann ich die Stillsituation entspannen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie kann ich die Stillsituation entspannen?

Hallo, ich hatte letzte Woche schon geschrieben ( http://www.rund-ums-baby.de/stillforum/beitrag.htm?id=137508 ) und dank einer privaten Nachricht wohl das erste Puzzlestück zur Lösung unserer Probleme gefunden: KiSS-Sydrom! Mir war ja aufgefallen, dass sie den Kopf nie ganz nach Links drehen konnte und dann bin ich eben zu Doktor Koch marschiert und habs prüfen lassen. Zwar wurd ich von meinen Freunden komisch beäugt, weil ich seltsame Dinge mit meinem Kind hab anstellen lassen, aber es half! Sie kann den Kopf nun drehen, reißt den Kopf nichtmehr weg und schreit insgesamt viel weniger. Sie ist auch nichtmehr so zappelig wenn sie mir auf den Schoß sitzt. Achja: Rollen tut sie nun fast gar nichtmehr und sie stemmt sich auch nichtmehr zum Stehen hoch sobald sie die Gelegenheit hat. Rollen kann sie aber noch - es scheint nur weniger attraktiv? Ich fühle aber, dass es damit nicht getan ist. Sie weint immernoch oft, wenn ich mich neben sie lege um sie an der rechten Brust (die, die sie nicht mag) zu stillen. Sie weint sobald ICH mich HINLEGE. Mach ich dann das Oberteil hoch wirds noch ne Oktave schriller. Mein Verdacht: Sie asoziiert diese Seite mit Schmerz/Unbehagen/schlechten Erinnerungen! Für mich wird es nun Zeit zu entscheiden ob ich diesen "Krieg" ums Stillen um jeden Preis weiterführen möchte oder ob ich versuche sie ans Fläschchen zu gewöhnen und abstille. Eigentlich bin ich total PRO Stillen. Weils aber aktuell nicht klappt fehlt mir einfach Input, wie ich unsere Stillbeziehung "entkrampfen" kann. Aktuell gebe ich ihr die ungeliebte Seite nur wenn sie nicht allzu hungrig/meckerig ist, also wenn sie grundlegend etwas bessere Laune hat. Die Seite, die sie sowieso immer lieber mag gibts nurnoch wenns stressig ist. Ich versuche auch sie nichtmehr festzuhalten oder den Kopf zwanghaft Richtung Brust zu pressen gegen ihren Widerstand, sondern abzuwarten bis sie so hungrig ist, dass sie den Kopf freiwillig zu mir dreht. Teilweise jammert sie dann eine halbe Stunde mehr als sie "müsste" - ich liege ja schließlich schon eine gefühlte Ewigkeit stillbereit neben ihr und warte nur auf ihre Bereitschaft. (Und dabei komme ich mir total doof vor!) Wie kann ich die Situation entspannen? Musik lenkt sie leider ab bzw. weckt sie mehr auf, da dieser neue Reiz sie fasziniert. Vielleicht sollte ich mir Meditationsmusik über meinen MP3-Player anhören? Gibt es bestimmte Duftöle, die vielleicht entspannen? Einen besseren Zeitpunkt, den ich austesten könnte, damit sie einfach trinkt wenn sie hungrig ist? Wie gewöhne ich sie wieder ans Stillen im Sitzen (also ich sitze)? Das geht zur Zeit gar nicht und schränkt mich unterwegs ziemlich ein. Gibt es entspannende Atemübungen, die vielleicht den Milchfluss anregen? Sobald es losgeht entspannt sie sich meist sehr schnell. Wenn die Milch ihr nicht gerade in den Mund schießt... Übrigens wird Madame nun Nachts aus dem Familienbett "vertrieben". Ich kriege einfach keinen Schlaf mehr, wenn sie alle Stunde oder alle zwei Stunden zuckt, jammert, tritt oder mich sonstwie weckt. Manchmal glaube ich, dass es einfacher wäre wenn ich dann nicht direkt in ihrer Nähe wäre bzw die Milch nicht schon beim kleinsten Quiecken raustropfen und Hunger machen würde.. Liebe Grüße, Kiko

Mitglied inaktiv - 28.02.2012, 12:04



Antwort auf: Wie kann ich die Stillsituation entspannen?

Liebe Kiko, haben Sie schon einmal daran gedacht, dass Sie nur noch einseitig stillen und Ihrem Kind die ungeliebte Seite gar nicht aufzwingen? Fast bei jeder Frau gibt es mehr oder wenige deutlich ausgeprägte Unterschiede zwischen beiden Brüsten. Es gibt z.B. Frauen, die auf einer Seite eine Hohlwarze und auf der anderen Seite eine normal ausgebildete Brustwarze haben. Und beinahe jede Frau bemerkt, dass eine Brust besser "läuft" als die andere. Die meisten Babys haben eine "Lieblingsbrust". Das ist gar nicht ungewöhnlich. Normalerweise besteht kein Grund zur Sorge wegen dieser Unterschiede, sie sind ebenso normal, wie die Tatsache, dass es Menschen gibt, die Rechtshänder sind und andere, die die linke Hand bevorzugen. Manchmal geht die Bevorzugung durch die Babys jedoch so weit wie bei Ihrer Tochter dass sie nur noch an einer Seite trinken. Die Milchmenge in der bevorzugten Brust wird dann mehr und nimmt auf der anderen Seite ab. Das ist im Allgemeinen kein großes Problem, denn es ist durchaus möglich ein Baby mit nur einer Brust zu ernähren. Es dauert allerdings einige Zeit, bis sich die erforderliche Milchmenge durch häufigeres Anlegen an der bevorzugten Seite eingependelt hat vielfach sind beim einseitigen Stillen zumindest anfangs die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten auch kürzer. Der in diesem Fall entstehende Größenunterschied zwischen den beiden Brüsten gleicht sich nach dem Abstillen wieder aus. Kann es sein, dass Ihr Baby einen Schnuller bekommt oder ab und zu eine Flasche? Es könnte sein, dass es dadurch saugverwirrt ist und deshalb die Brust anschreit. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprechen Sie mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe, wie Sie vorgehen können. Die Kollegin kann Ihnen dann im persönlichen Kontakt gezielte Tipps und Hinweise geben, auch zum Thema Steigerung der Milchmenge und Wachstumsschübe. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Sie können versuchen Ihr Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie können ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, drängen Sie aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby wieder an Ihrer Brust trinkt, sollten Sie sich darauf einstellen, sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich Ihrem Kind zu widmen. Wenn Sie es viel im Arm haben, zärtlich streicheln und es Sie in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und lässt sich dazu bewegen, wieder bei Ihnen zu trinken. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu `bündeln". Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein `CA aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: o im Umhergehen stillen, o in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, o im Halbdunkeln stillen, o im Halbschlaf stillen, o das Baby mit der Brust spielen lassen, o unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, o alle künstlichen Sauger vermeiden, o das Baby massieren, o viel Körperkontakt (Haut auf Haut), o und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Wenn Ihnen Entspannungsmusik gut tut, dann hören Sie sie, wichtig ist, dass Sie wissen, dass Ihr Baby Sie nicht ärgern will und dass Sie kompetente Hilfe bekommen. Scheuen Sie sich also nicht, sich an eine Kollegin vor Ort zu wenden! LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 28.02.2012