Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, heute brauch ich mal deine Hilfe *seufz* Ich hab ansich kein Stillproblem eher ein Problem mit meinem Hausarzt. War heute wegen eines Virusinfektes dort und da sagte ich, dass ich was stillverträgliches brauche. Nunja und dann die Leier von wegen wieder ein Kind hinzugekommen oder immer noch Tobias (27 Monate alt) ... ? Und ob das sowas wie ne Philosophie wäre ... Meine Antwort war, dass ich keinen Grund sehe, Tobias die Milch einer Kuh zu geben (die er sowieso erst seit kurzem verträgt), wenn ich selber bessere Milch habe. *PLONG* da wurde was geweckt ;) Ich solle mich doch mal wegen Dioxinen in der Muttermilch erkundigen. Er hatte nämlich eine Frau aus dem Ort, die aus einem anderen Ort hergezogen war (dort steht auch eine Sondermüllverbrennungsanlage) und ihre Muttermilch überprüfen ließ. Tatsache war, dass ihre Muttermilch mit Dioxinen wohl "verseucht" und eigentlich Sondermüll ist. Hab mich lange mit ihm unterhalten wegen Stilldauer etc. und er hätte sich informiert. Gut. Die DGKJ hätte vor 2 Jahren noch empfohlen 4 Monate und nicht länger zu stillen wegen der hohen Schadstoffbelastung etc. Er ist aber dennoch aufgeschlossen und läßt sich vom Gegenteil überzeugen, solange ich ihm Quellen nenne. Er interessiert sich (wegen des Alters von Tobias *g*) für einen Vergleich von Kuhmilch und Muttermilch. Er hält wegen der geringeren Schadstoff und Dioxinbelastung die Kuhmilch für DIE Alternative ab allerspätestens 1 Jahr. Boah, kam mir vor als würde ich mein Kind vergiften :eek: Fakt sei eben, dass in Deutschland eine kürzere Stilldauer wegen der Lebensumstände empfohlen wird. Dass die Schadstoffbelastung der Muttermilch immer weiter zurückgeht (Studien aus NRW hätte ich von vor ein paar Jahren), läßt er nicht gelten, denn nur, weil es zurückgeht heißt es noch lange nicht, dass ein gewisser (gesunder) Grenzwert schon unterschritten ist. Ich hätte mitnotieren sollen, was er alles für Einwände gebracht hat, war ob der Krankheit nicht ganz so aufnahmefähig ... Gibt es also irgendwelche (Langzeit-) Studien, möglichst Bayern, die ein anderes Licht auf die Dinge werfen? Stillberaterinnen traut er im übrigen nicht über den Weg, weil die nur schönreden und leider auch nicht an die wichtigen Fakten rankommen. Na danke schön. Und wenn ich beraten werde/möchte (mache ja auch gerade die Ausbildung zur Stillberaterin), dann solle ich dies bitte objektiv und nicht mit dem emotionalen Aspekt tun. Aber stimmt schon, manche Sachen werden nicht untersucht (es gibt wohl kein Institut in Bayern welches überhaupt auf Dioxine prüfen kann), und andere Studien bleiben unter Verschluss. Könnte ich mir bei den Bayr. Bauern auch gut vorstellen, dass die auf die Barrikaden gehen, wenn bekannt wird, dass zuviel Dioxin in der Kuhmilch ist ... Nun ist es an mir ihn zu überzeugen! WER hilft mit dabei? Auch von anderen (die hier mitlesen)alles was es an Infos gerne auch per Mail. Sorry, wenn es jetzt etwas konfus war, aber ich bin jetzt echt fertig und leg mich erstmal wieder ins Bett. Aber wenn ich es nicht gleich aufgeschrieben hätte, hab ich wohl das meiste heute Abend schon vergessen ... Schon mal vielen Dank, dass du überhaupt bis zum Ende gelesen hast ;) Liebe Grüße Sandra
Mitglied inaktiv
Liebe Sandra, wie schön, dass ich dir weiterhelfen kann :-). Dass aufgrund der Schadstoffbelastung früher abgestillt werden soll, wird bereits seit Jahren nicht mehr empfohlen, im Gegenteil! Die Empfehlung der WHO ist aktueller denn je und gerade erst vor kurzer Zeit wurde in Dublin ein europaweiter Aktionsplan zur Förderung des Stillens verabschiedet, der zum Ziel hat, den aggressiven Vermarktungspraktiken der Säuglingsnahrungs , Flaschen und Saugerhersteller Einhalt zu gebieten und den "Internationalen Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten" der WHO in die nationale Gesetzgebung zu übernehmen und die Empfehlungen der WHO zum Stillen auch und besonders in Europa umzusetzen. In der neuesten Ausgabe von "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann, (Juni 2001), steht unter dem Titel "Stillen trotz Umweltbelastung": "Die positiven Wirkungen des Stillens sind erwiesen. Eine Beeinträchtigung des Säuglingsa über die "normale" Kontamination der Muttermilch wurde bisher nicht festgestellt. Öffentlicher Druck aufgrund der ökologischen Einsichten hat dazu beigetragen, dass die Schadstoffkonzentration in den letzten Jahren tendenziell abnimmt. Dies wird z.B. eindrucksvoll bestätigt durch die Auswertung der jahrelang gesammelten Messergebnisse in der Frauenmilch und Dioxin Humandatenbank des deutschen BgVV Institus (BgVV 2000 A). Es ist nicht mehr gerechtfertigt, die Stilldauer aufgrund der allgemeinen Schadstoffbelastung generell einzuschränken, wie dies noch vor 5 bis 10 Jahren empfohlen wurde." Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass der Schadstoffgehalt der MuMi in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen hat, so dass Untersuchungen der MuMi schon lange nicht mehr notwendig oder empfohlen sind. Übrigens findet auch schon in der Schwangerschaft ein Schadstofftransfer zum Kind hin statt, ohne dass sich viele Frauen überlegen, ob sie deshalb vielleicht auf ein Kind verzichten sollten... Neuere Untersuchungen widerlegen auch die Theorie, dass die Schadstoffbelastung der Muttermilch durch eine rasche Gewichtsabnahme ansteigt. Frau Prof. Przyrembel, Leiterin der Nationalen Stillkommission sagte erst kürzlich in einem Artikel der Zeitschrift ELTERN: "..angesichts der stark verbesserten Schadstoffsituation können wir guten Gewissens allen Müttern raten, ihr Kind zu stillen, so oft und so lange sie wollen." Wir müssen damit leben, dass unsere Umwelt mit Schadstoffen belastet ist und damit auch alle Nahrungsmittel und leider auch die Muttermilch. Doch bisher gibt es keine wirklich nachgewiesenen Schädigungen des Kindes durch Schadstoffe in der Muttermilch und demgegenüber stehen die Risiken des Nicht Stillens. Es ist natürlich in unserem Interesse und im Interesse unserer Kinder, dass wir versuchen Schadstoffen aus dem Weg zu gehen und auch selbst die Belastung unserer Erde so gering wie möglich zu halten. Stillen gehört zu den Dingen die wir tun können, um Schadstoffbelastungen zu vermeiden, denn es müssen weder Energie noch Wasser Rohstoffe besonders verbraucht werden, um ein Kind zu stillen, während die Herstellung von künstlicher Säuglinsnahrung ein industrieller Prozess ist, der die Umwelt belastet. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Die Ernährungsempfehlungen der WHO sind (in englisch) nachzulesen unter www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm. Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Ich zitiere dir hier auch einmal aus dem Text "Wundertrank oder Giftcocktail? Schadstoffe in der Muttermilch ein Überblick" von Gabi Eugster aus "Laktation und Stillen" 1/2002: "Kein Zweifel, Muttermilch ist die beste Nahrung für ein Baby. Doch seit einigen Jahren wird die Freude am Stillen durch regelmässige Berichte über Umweltgifte in der Muttermilch getrübt. Die zentrale Frage lautet: Überwiegen die Vorteile des Stillens die Nachteile der Schadstoffbelastung? Fachleute, Gesundheitsbehörden und WHO sind sich einig: Stillen ist und bleibt im ersten Lebenshalbjahr die beste Nahrung für ein Baby. In regelmässigen Abständen geht ein Aufheulen durch die Presse: Muttermilch enthalte Schadstoffe, heisst es jeweils. In den Achtzigerjahren waren es die PCBs und Dioxine, Mitte der Neunzigerjahre die synthetischen Moschusduftstoffe, Ende der Neunzigerjahre die UV Filter in Sonnenschutzmitteln und zur Zeit sind es in den USA die Flammschutzmittel. Das Thema wird in absehbarer Zeit wohl auch Deutschland, Österreich und die Schweiz erreichen. Je nach Einstellung des Blattes wird eine Beschränkung der Stilldauer gefordert und mit Expertenstimmen untermauert, oder das Stillen wird trotz allem empfohlen. Immer jedoch geht es um die Frage, ob denn Mütter ihren Kindern etwas Gutes tun, wenn sie diese stillen. Jedesmal werden Frauen massiv verunsichert und suchen Halt und Informationen in der Stillberatung. Sie werden von Zweifeln geplagt, ob sie ihr Kind noch guten Gewissens stillen dürfen, wie lange Stillen gut ist und ob sie ihre Muttermilch untersuchen lassen sollen. In der Stillzeit sind Mütter sensibel und das Vertrauen in ihre Stillfähigkeit kann leicht unterwandert werden." Hier noch ein weiterer Ausschnitt aus dem Artikel: "Muttermilch als Indikator Die vielfältigen Folgen und die weite Verbreitung der Schadstoffe zeigen, dass die Schadstoffbelastung der Muttermilch nur ein kleiner Aspekt eines globalen Problems ist. Denn ein Kind ist den Schadstoffen ausgesetzt, insbesondere auch pränatal, ob die Mutter stillt oder die Flasche gibt. Auch Flaschenmilchnahrung ist mit Schadstoffen belastet, wenn auch weniger stark als Muttermilch. Dabei darf aber das Wasser für die Zubereitung der Flasche nicht vergessen werden, denn dieses enthält meist ebenfalls Schadstoffe. Studien haben ergeben, dass sich gestillte Baby selbst in einer stark schadstoffbelasteten Gegend besser entwickeln, als Flaschenkinder. Stillen stärkt das Immunsystem und es wird heute angenommen, dass gestillte Kinder besser mit der Schadstoffbelastung fertig werden, dass Muttermilch die Babys gegen die Umweltgifte schützt. [26] Dass die Schadstoffbelastung der Muttermilch immer wieder ins Gespräch kommt, hat einen einfachen Grund: In der Muttermilch lässt sich die Belastung mit Umweltgiften beim Menschen einfach messen, ebenso der Verlauf der Giftbelastung über die Jahre. Muttermilchproben sind einfach zu gewinnen und spiegeln die Belastung der Mutter im Fettgewebe wieder. Für die Interpretation der Auswirkungen belasteter Muttermilch aufs Baby müssen zwei gegensätzliche Einflüsse beachtet werden: Auf der einen Seite ist das Baby besonders empfindlich auf Schadstoffe, sein Immunsystem ist noch nicht ausgereift, seine Darmwand noch durchlässiger. Auf der anderen Seite ist die Stillzeit verglichen mit einem ganzen Leben eine relativ kurze Zeit. Aufs ganze Leben betrachtet, ist die zusätzliche Schadstoffmenge, die durchs Stillen aufgenommen wird, verschwindend klein. Zwar wird der ADI Wert (duldbare Tagesdosis) von Dioxinen und auch synthetischen Moschusduftstoffen kurzfristig überschritten, diese Werte wurden jedoch so berechnet, dass ein Mensch ein Leben lang diesen Dosen ausgesetzt wird. Untersuchungen über die Auswirkungen der Muttermilch sind uneinheitlich. Die einen zeigen, dass die Schadstoffmenge im Fettgewebe von gestillten Säuglingen höher ist, als jene der Flaschenkinder, dass diese Unterschiede aber bereits zehn Wochen nach Abstillen nicht mehr nachweisbar sind [3]. Eine andere Studie zeigte bei mit stark PCB belasteter Muttermilch gestillten Kindern auch noch im Alter von 42 Monaten Defizite in der Entwicklung auf. Die Autoren relativieren jedoch diese Ergebnisse gleich selbst und stellen fest, dass emotionale und verbale Zuwendung durch die Mutter die Defizite durch PCB ausgleichen. Stillen fördert jedoch genau diese positive Beziehung zwischen Mutter und Baby. [28] WHO und Unicef empfehlen ausschliessliches Stillen für Säuglinge während der ersten sechs Lebensmonate aus ernährungsphysiologischen, immunologischen, psychologischen und ökonomischen Gründen. Diese Empfehlung ist auch in Anbetracht der untersuchten Schadstoffmengen in den westlichen Ländern uneingeschränkt gültig. Selbst in den Entwicklungsländern, in denen die aufgenommene Menge von DDT durch gestillte Babys um ein vielfaches über dem ADI liegt, wird Stillen mangels einer Alternative von der WHO weiterhin empfohlen. Es wurden auch in diesen Ländern bis heute keine Erkrankungen festgestellt, die alleine auf die erhöhte Aufnahme während der Stillperiode zurück geführt werden können. [29]" Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Belastung der Muttermilch mit Schadstoffen rückläufig ist und zu einem gewissen Teil, kann jede Frau darauf Einfluss nehmen, indem sie auf bestimmte Dinge verzichtet (z.B. Kosmetika und Waschmittel mit Moschuverbindungen) und sich bewusst ernährt. Ich hoffe, das reicht deinem Arzt :-). LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, vielen Dank! Eine Oeotrophologie Studentin aus einer meiner Mailinglisten hat auch einen Kommentar für ihn verfasst :-) Ich hab auch noch eine Habilitation gefunden und naja sagen wir mal versucht zu lesen *g* er kann das sicherlich besser und da hab ich auch folgenden Satz gefunden: "Vor dem Hintergrund der nachgewiesenen positiven Effekte des Stillens fällt daher die Entscheidung leicht, die bestehende Stillempfehlung zu bekräftigen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der in Deutschland weiter absinkenden POP-Konzentrationen in der Muttermilch. Wie in dieser Empfehlung vorgesehen, sollte aus ernährungsphysiologischen Gründen nach 6 Monaten mit der Einführung von Beikost begonnen werden." Vielleicht interessiert es dich ja auch ;-) http://edoc.hu-berlin.de/habilitationen/abraham-klaus-2003-01-28/HTML/frame2.html Abschlußbericht des Projektes Belastung von Säuglingen mit polychlorierten Dibenzo-p-dioxinen (PCDDs), Dibenzofuranen (PCDFs) und Biphenylen (PCBs) und deren Auswirkung auf sensible biologische Parameter (PUG U 96 005) Dr. Klaus Abraham Kinderklinik der Charité, Campus Virchow-Klinikum, Augustenburger Platz 1, 13 353 Berlin Jedenfalls werde ich jetzt meinem Hausarzt einen netten Ordner zusammenstellen und ihm mein Exemplar von Eva Hermanns "Von Glück des Stillens" Jetzt hoffe ich mal, dass er wirklich so aufgeschlossen ist, wie er heute getan hat ;-) LG Sandra
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