Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Was will meine Tochter?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Was will meine Tochter?

Mitglied inaktiv

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Hallo, Biggi. Zuerst möchte ich dich von ganzem Herzen bedanken für deine Hilfe. Ich hätte wieder ein paar Fragen. Veronica ist jetzt 6 Wochen alt und seit ca. 1 Woche-10 Tage gibt's Probleme beim Stillen. Sie nimmt eine Brust, trinkt ca. 5 min. und dann geht's los: sie schnappt die Brust, saugt ein-zwei mal, lasst sie wieder, dann schnappt wieder und lasst sie wieder los un so ca 20. mal bis sie ganz nervös wird und sehr böse und verzweifelt schreit. Ich beruhige sie und gebe ihr die 2. Seite, manchmal geht die Geschichte weiter, manchmal aber nicht und sie trinkt ruhig. Ich nehme sie mehrmal während einer Fütterung hoch um zu beruhigen, ich kann nicht verstehen, was los ist. Und sie lässt die Brust fast nie von alleine, obwohl diese Art Stillens für uns beide nervenauftreibend ist. Das ist unsere Problem. Was könnte das nur sein? Die zweite Frage: ich würde gerne wieder 1-2 mal wöchentlich in Fitness-studio gehen. Schadet ein wenig Training dem Stillen nicht, ändert sich die Zusammensetzung der MuMi und ihre Menge nicht? Danke


Biggi Welter

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? Liebe Renush, dieses Verhalten kann auf eine Saugverwirrung hinweisen, aber auch auf einen sehr starken Milchspendereflex, mit dem das Kind nicht zurecht kommt. Da es aus der Ferne aber nicht möglich ist, die tatsächliche Ursache zu ergründen, ist es das Beste, wenn Du dich an eine Stillberaterin in deiner Nähe wendest, die sich mit dir gemeinsam im direkten Kontakt auf Ursachenforschung begeben kann und dir dann auch gleich gezielte Tipps zur Abhilfe gibt. Ich suche dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst. Es ist ein Ammenmärchen, dass Sport die Milchmenge zurückgehen lassen würde. Es gibt Spitzensportlerinnen, die voll stillen. Es ist wünschenswert, dass auch eine stillende Frau Sport treibt. Du solltes es mit dem Sport gerade zu Beginn etwas langsam angehen und auf Sportarten, die eine hohe Belastung der Oberarmmuskulatur mit sich bringen, oder bei denen ein hohes Risiko für Stöße gegen die Brust (z.B. Barrenturnen) besteht eher verzichten. Prinzipiell kannst Du jedoch jede Sportart betreiben und es gibt auch (voll) stillende Spitzensportlerinnen. Viele Frauen empfinden einen gut sitzenden Sport-BH als angenehm, aber auch dies ist kein Muss. Entgegen anderslautenden Veröffentlichungen in Zeitschriften, gibt es auch keinen Grund, das Stillen nach sportlicher Betätigung hinauszuschieben. Im Jahr 1992 berichteten die Zeitungen über eine Untersuchung, die sich mit der Zusammensetzung der Muttermilch vor und nach anstrengendem Training befaßte und Vergleiche dazu anstellte, wie die Babys auf die vor dem Training bzw. nach dem Training abgepumpte Milch reagierten (Wallace 1992). Nach dem Training wurde in der Milch eine Erhöhung der Milchsäure festgestellt. Die Babys hätten die Milch nach dem Training weniger gerne angenommen. Die Schlußfolgerungen aus dieser Untersuchung erregten großes Aufsehen: stillende Mütter sollten ihre Babys vor dem Training stillen oder Milch für eine spätere Mahlzeit abpumpen und es vermeiden, unmittelbar im Anschluß an das Training zu stillen, eventuell sogar etwa 90 Minuten lang nicht. Diese Schlußfolgerungen sind aus mehreren Gründen zu hinterfragen. Zunächst einmal erhielten die Babys die Vor- und Nachtrainings-Milch mit einer Tropfpipette, einer neuen, für sie ungewohnten Art der Fütterung. Die Forscher zogen aber nicht in Betracht, dass diese veränderte Fütterungsmethode die Babys in Bezug auf ihre Akzeptanz der Milch beeinflußt haben könnte. Bei der Durchsicht der Literatur zum Thema Stillen und Sport führten Dewey und McCrory (1994) noch weitere Beispiele für die eingeschränkte Aussagekraft dieser Studie an. Die Mütter in dieser Untersuchung trainierten bis an ihre Leistungsgrenze, aber die Empfehlungen der Forscher unterscheiden nicht zwischen moderater und maximaler sportlicher Betätigung. Die Milchsäurewerte sind bei maßvoll trainierenden Müttern wahrscheinlich viel niedriger. Außerdem waren die Unterschiede in der Akzeptanz der Vor- bzw. der Nachtrainingsmilch durch die Babys nur gering, auch wenn die Mütter angaben, dass die Babys die Milch nach dem Training weniger akzeptierten. Auf einer Scala von 1 (Schreien) bis 9 (Lachen) erreichte die Einschätzung einen Punktwert von 6,7 für die durchschnittliche Vortrainingsmilch und 4,7 für die durchschnittliche Nachtrainingsmilch. Es kommt noch dazu, dass keine der Mütter davon berichtete, dass ihre Babys bei einer früheren Gelegenheit negativ auf das Stillen nach dem Training reagiert hatte. Nach der Durchsicht verschiedener Studien kamen Dewey und McCrory zu dem Schluß, dass Sport bei stillenden Müttern die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit verbessert und sportliche Betätigung während der Stillzeit bei den meisten Frauen kein Gefahrenpotential birgt. Auch "ist es in den meisten Fällen unwahrscheinlich, dass sich aus der veränderten Akzeptanz der Muttermilch aufgrund erhöhter Milchsäurewerte nach dem Training Probleme ergeben". Allerdings solltest Du unbedingt darauf achten, dass der Beckenboden wieder erholt ist, ehe Du Sportarten betreibst, die den Beckenboden belasten. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Vielen Dank für die Antworte. Renata


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