Frage: was soll ich machen ...

hallo biggi. patty hat es jetzt schon seit über 2 wochen, das sie nachts bis zu 6 mal wach wird, und trinken will. sie wird wach, reibt wie dolle in den augen und *schnöft* so n bissl durch die nase. dann hab ich es mal mit dem schnulli probiert - keine chance, im gegenteil, gewimmere weil sie doch eigentlich trinken wollte. und so trinkt und trinkt sie dann. und ich bin mittlerweile so was von müde, das gibt es gar net. außerdem meinte eine bekannte, patty würde sich an die abstände nachts gewöhnen, und ihr körper dann immer nach milch in der nacht verlangen. ich weiß, ich hatte dir deswegen schonmal geschrieben, du hast auf einen wachstumsschub getippt. aber doch net so lange .....???? gruß birgit

Mitglied inaktiv - 14.06.2002, 09:42



Antwort auf: was soll ich machen ...

Liebe Birgit, ich weiß, dass Du müde und ausgelaugt bist, aber leider habe ich keinen Tipp, wie Du Patty das nächtliche Aufwachen abgewöhnen kannst. Sicherlich gewöhnt sie sich nicht an die nächtlichen Mahlzeiten und es ist Quatsch, dass sie immer noch mehr verlangen wird. Sie wird durchschlafen, wenn sie die nötige Reife hat und bis dahin musst Du dir Auszeiten nehmen, wenn es irgend geht. Vielleicht kann ein netter Teenager mit Patty spazieren gehen und Du legst dich in der Zeit hin, vielleicht kann deine Mutter sie mal nehmen, wenn Du bei ihr bist. Wichtig ist, dass Du zugibst, dass Du nur noch müde bist und auch Hilfe annimmst. Die Fähigkeit länger zu schlafen, hängt nicht von der Art der Nahrung und auch nicht von der Menge der Nahrung ab. Das wurde inzwischen in Studien hinlänglich festgestellt und haben auch schon viele Eltern erkennen und erleben müssen. Es ist ein Reifungsprozess beim Kind, der von Kind zu Kind unterschiedlich schnell verläuft. Die Fähigkeit längere Zeit am Stück schlafen zu können, hängt wie gesagt von der Reife des Kindes ab. Einige Kinder sind dazu früher in der Lage, andere später (genau wie beim Krabbeln, Laufen, Sprechen usw. auch). Mit den zur Zeit sehr verbreiteten Schlaftrainingsprogrammen ist es in manchen Fällen zwar möglich ein bestimmtes Schlafverhalten anzudressieren, aber es ist nicht wirklich geklärt, ob diese Programme langfristig unschädlich sind. Ohnehin wird von dem ursprünglichen „Erfinder“ Prof. Ferber davon abgeraten, sein Schlaftrainingsprogramm vor dem ersten Geburtstag anzuwenden, weil, wie er selbst in einem Interview gesagt hat „gemäß seinem Verständnis der medizinischen und wissenschaftlichen Forschung eine Anwendung seiner Methode bei Kindern, die jünger als 12 Monate sind, mit allen möglichen Problemen verbunden ist“. Bei vielen Kindern funktionieren diese Schlaftrainingsprogramme auch nicht oder nur vorübergehend und anschließend sind die Schlafprobleme noch größer. Jedes Kind ist eine eigene Persönlichkeit und braucht daher seine eigene Form, wie die Eltern/Mutter mit ihm umgehen, Patentrezepte nach dem Motto „jedes Kind kann“ gibt es nicht. Ich hänge dir noch einen interessanten Artikel an und hoffe wirklich, dass es dir bald besser geht. Ganz llliebe Grüße Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute-Nacht-Geschichte, Gute-Nacht-Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen - Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern - die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht - wie übrigens erwachsene Menschen auch - eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern - in guter Absicht - in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl- und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen.

von Biggi Welter am 14.06.2002



Antwort auf: was soll ich machen ...

Hallo Idgie, ich habe auch mehrfach mit Biggi korrespondiert als es um den Schlaf unseres 2. Sohnes Tobias ging. Sie hatte mir damals das Buch "Schlafen und Wachen" empfohlen, was mir eine sehr gute moralische Unterstützung war. Meinem Mann und mir war damals nämlich schon klar, dass wir Tobias immer trösten werden, wenn er schreiend wach wird und ihn nicht so im Bett liegen lassen. Nach der Geburt unseres 3. Sohnes Nicolas (er ist jetzt 5 1/2 Monate) wird mir noch stärker klar wie individuell das Schlafbedürfnis und die Gewohnheiten der Kinder sind. Unser Ältester (Lucas 4 Jahre alt) schläft inzwischen sehr gut und hat mit ca. 8 Monaten regelmäßig durchgeschlafen. Tobias ist jetzt 2 1/2 Jahre und er wird immer noch mehrmals in der Nacht wach. Er ist sehr aktiv, spricht überdurchschnittlich gut und bekommt durch seinen älteren Bruder natürlich viel mit, dass er erst noch verarbeiten muss (das passiert meistens im Schlaf beim Träumen). Unser Jüngster ist dagegen ein sehr ausgeglichenes Baby. Er schläft schon ca. 6 bis 8 Stunden am Stück und macht uns jeden Abend um halb acht darauf aufmerksam, dass er jetzt ins Bett (sein Bett) gehen möchte. Alle drei Kinder haben in den ersten drei Monaten bei uns im Bett geschlafen wurden/werden lange nach Bedarf gestillt und entwickeln sich doch so unterschiedlich. Das war jetzt eine lange Antwort, doch ich glaube, dass sie verdeutlicht wie individuell das Schlafbedürfnis des Menschen ist. Es ist einfach auch abhängig von der Mentalität der Kinder. Übrigens haben wir nur bei unserem Ältesten einen Abend die Ferber-Methode ausprobiert, haben es dann aber nicht ausgehalten ihn schreien zu lassen und haben ihn dann wieder getröstet (das war sowohl für ihn als auch für uns besser). Nach den ersten beiden Kindern konnte ich es zum Beispiel gar nicht glauben, dass es auch Babies gibt, die schon ziemlich schnell länger schlafen. Noch dazu ist Nicolas ein ziemlich guter Futterverwerter und wiegt jetzt schon ca. 9 Kilo (mit fünf Monaten und voll gestillt). Für mich hat er damit gleich zwei Klischees über den Haufen geworfen: Stillkinder können nicht so dich werden und Stillkinder schlafen nicht so gut. Ich wünsche Dir noch alles Gute und lass Dich bloss nicht verrückt machen. Auch wenn es Dir jetzt nicht weiter hilft, aber Müdigkeit gehört in den ersten Lebensjahren der Kinder für die Eltern dazu. Tania

Mitglied inaktiv - 14.06.2002, 23:05