Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

War es das mit Stillen?

Frage: War es das mit Stillen?

Constanze

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Hallo, mein Sohn ist jetzt 9 Monate und wir stillen noch. Einfach war es noch nie die erforderliche Menge Milch zusammen zu bekommen, aber seit einigen Wochen wird es nun immer noch weniger. Jetzt sind es vielleicht noch 250 ml pro Tag. Da der kleine Mann immer sehr ungeduldig ist (hat sich aber deutlich gebessert) und nur trinkt, solange die Milch gut läuft, habe ich den Rest immer ausgestrichen oder abgepumpt. Leider wird es trotzdem zunehmend schwerer überhaupt ein paar Gramm zusammen zu kratzen. Ich habe schon viel und lange probiert. Wenn er Hunger hat, saugt er kurz, verliert die Geduld und schreit bis er was anderes bekommt. Wenn er satt ist, saugt er 3-5 Züge oder gar nicht, lässt los und will vom Schoß runter. Die Stadien dazwischen enden in der Regel genauso. Nur wenn er sehr müde ist, hällt er mal 1 oder 2 Minuten durch. Nun noch zu den Hintergründen: Kurz nach der Geburt hatte ich fürchterlich offene Warzen weil mein kleiner Mann immer wieder los gelassen hat und neu ansaugte. Nach 2 Wochen hatte ich vermutlich über die entzündete Mamille zuerst eine Mastitis, zu der dann noch ein Milchstau kam. Getrunken hat mein Sohn von Beginn an sehr unruhig. Er zappelt dabei bis heute noch sogut wie immer. Eine Saugverwirrung haben wir dann auch noch mitgenommen, weil es ohne abpumpen und später füttern nicht ging... eine Woche Fingerfeeding und es war ok. Trotz Schwierigkeiten haben wir fast 4 Monate voll gestillt. Er hat mir dann immer schon fast das Essen aus dem Mund geguckt und sich mit knapp 4 Monaten einen Apfelkrips vom Teller geangelt um den prompt abzulutschen. Ab da haben wir ihm mittags Apfelbrei gekocht - Gläschen mag er bis heute nicht, weil ihm die Konsistenz irgendwie nicht passt. Er möchte kleine Bröckchen und kaut gern. Heute sind wir bei 3 festen Mahlzeiten pro Tag und es zeichnet sich ab, dass er bald auch kein Flüssigfrühstück mehr möchte, da er immer am Tisch steht/sitzt und versucht Brot und Brötchen zu erhaschen. Er hat 4 Zähne (der 5. kommt), kann krabbeln, stehen, und an Möbeln entlang laufen. Er brabbelt was das Zeug hält und ist auch sonst ziemlich weit entwickelt. In Größe, Statur und Verhalten gleicht er eher einem Einjährigen. Trotzdem sucht er ganz oft meine Nähe, mit kuscheln hat er es aber zu meinem Leidwesen nicht so sehr. Er trinkt nach wie vor am liebsten Muttermilch oder Pre. Nur mit der Produktion wird es trotz pumpen leider immer weniger, weil er einfach nicht die Geduld hat, immer zappelt und anfängt zu knabbern, mit den Fingern zu kneifen und letztich zu schreien bis er nach 2 Minuten hochrot und schwitzig ist, wenn die Milch nicht sofort kommt oder gut fließt. Ich möchte gern noch weiter stillen, aber möchte er das auch? Ich frage mich ob ich etwas falsch mache. Ich habe das Gefühl zu versagen und auch Verzweiflung, Angst und Stress gewinnen langsam an Bedeutung. Ich wollte eigentlich nur 4 Monate stillen, weil ich voll berufstätig bin und mein Mann Elternzeit hat. Nun sind es neun Monate geworden und ich möchte diese innigen Momente mit meinem Kind noch nicht hergeben. Es ist also ein vielschichtiges Problem, und die einfachste Lösung - genug Milch - stellt sich trotz aller Anstrengungen einfach nicht ein. War es das dann demnach mit dem Stillen? Liebe Grüße, Conny


Biggi Welter

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Liebe Conny, für eine Ablehnung der Brust kann es verschiedene Gründe geben, die von einer Saugverwirrung bis hin zu einem Stillstreik reichen können und es lässt sich aus der Ferne nicht feststellen, was nun bei euch los ist. Ihr Kleiner bekommt die Flasche……dann hat er sich nicht selbst abgestillt, sondern zur Flasche hin abgestillt, da er die Flasche – und die daran notwendige Technik – der Brust vorzieht. In diesem Fall ist eine Rückführung des Kindes an die Brust im Alter von neun Monaten recht schwierig. Für einen Stillstreik kann es viele Ursachen geben. Bekommt das Baby Zähne? Hat es eine Erkältung oder eine verstopfte Nase, ao dass es beim Trinken behindert wird? Hat es Ohrenschmerzen, so dass ihm das Stillen wehtut? Wurde kontrolliert, ob ein Harnwegsinfekt vorliegt? Ist die Mutter aus irgendeinem Grund beunruhigt oder aufgebracht? Babys reagieren auf die Gefühle ihrer Mutter. Gab es beim Stillen einen unliebsamen Zwischenfall? Wurde zum Beispiel gestillt während das Baby untersucht wurde und ist es dabei erschrocken? Kurz: Gab es irgendwelche einschneidenden Veränderungen oder besondere Situationen Manchmal lässt sich die Ursache auch nicht herausfinden und der Streik endet ebenso unvermittelt, wie er begonnen hat. In jedem Fall ist es sinnvoll, das Kind von der Kinderärztin/arzt anschauen zu lassen, um sicher zu sein, dass keine medizinische Ursache für die Verweigerung vorliegt. Bei einem Stillstreik weigert sich das Kind die Brust anzunehmen, es macht sich steif, drückt sich weg, vielleicht saugt es auch an und wendet sich dann ab. Ein Stillstreik kann einige Stunden aber auch tagelang dauern, manche Kinder streiken sogar über ein bis drei Wochen. Sie können versuchen Ihr Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie können ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, drängen Sie aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby wieder an Ihrer Brust trinkt, sollten Sie sich darauf einstellen, sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich Ihrem Kind zu widmen. Wenn Sie es viel im Arm haben, zärtlich streicheln und es Sie in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und lässt sich dazu bewegen, wieder bei Ihnen zu trinken. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu „bündeln“. Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C“ aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: • im Umhergehen stillen, • in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, • im Halbdunkeln stillen, • im Halbschlaf stillen, • das Baby mit der Brust spielen lassen, • unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, • alle künstlichen Sauger vermeiden, • das Baby massieren, • viel Körperkontakt (Haut auf Haut), • und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um Ihre Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass Ihre Brust übervoll wird, sollten Sie Ihre Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch können Sie Ihrem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann Ihnen passieren, dass sich Ihr Kind dann ganz zur Flasche hin abstillt. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, die Ihnen die Becherfütterung zeigen kann und Ihnen auch sonst noch weitere Tipps geben kann. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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