Mitglied inaktiv
Hallo! Momentan bin ich sehr verunsichert. Ich erwarte mein 2. Kind und möchte es sehr gerne stillen. Für mein 1. Kind hatte ich von Anfang an wirklich zu wenig Milch (es hat von 3050g auf 2600g abgenommen, denn es bekam von mir nur an die 5 - 10 ml!) MEine Hebamme hat mir nun geraten, jetzt (35. Woche) bereits STilltee zu trinken. Außerdem wird immerwieder gesagt, man solle sehr viel beim Stillen trinken. Jetzt aber habe ich gelesen, dies sei doch nicht so gut?! Kräutertee aus Fenchel, Anis, Kümmel habe ich jetzt während der Schwangerschaft schon immer relativ viel getrunken, war das falsch? Was muss eigentlich in einen Stilltee an Kräutern?? Noch eine letzte Frage: Man hat mir geraten, die Brustwarzen aufs Stillen vorzubereiten, indem ich sie 2x täglich mit Rotwein waschen soll. Ist das richtig? Vielen Dank im Voraus für die Antwort! Heike
? Liebe Heike, ich fürchte, dass die Hebamme nicht unbedingt auf dem neuesten Stand ist, was das Stillen betrifft. Sowohl der Rat mit dem Stilltee als auch die Vorbereitung der Brust mit Rotwein sind nicht empfehlenswert. Es ist auch die Frage, warum Ihr erstes Baby so viel abgenommen hat bzw. auch warum ließ man es damals überhaupt so weit kommen. Sobald ein Baby mit seiner anfänglichen Gewichtsabnahme an die Sieben-Prozent-Grenze kommt, sollten unbedingt das Stillmanagement, die Anlegetechnik der Frau und das Saugverhalten des Kindes überprüft und gegebenfalls korrigiert werden. Gleichzeitig ist eine engmaschige Überwachung erforderlich, damit rechtzeitig eingegriffen wird, denn eine Gewichtsabnahme von mehr als zehn Prozent sollte keinesfalls toleriert werden. Wenn ich lese, dass ein voll ausgetragenes Baby fast 15 Prozent des Geburtsgewichtes verloren hat, dann frage ich mich schon, wieso da nicht früher eingegriffen wurde. Beim nächsten Kind muss sich dies jedoch nicht unbedingt wiederholen und um eine Wiederholung zu vermeiden, sollten Sie sich unbedingt bereits jetzt an eine Stillberaterin vor Ort wenden und sich gut über das Stillen, korrektes Anlegen, Prinzip von Angebot und Nachfrage usw. informieren. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen - oft stillen - uneingeschränkt stillen - keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Es ist gar nicht möglich eine Brust vollkommen „leer" zu trinken, denn die Brust einer stillenden Frau ist niemals wirklich leer. Der Hauptteil der Milch wird ohnehin während des Stillens gebildet- Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Es ist jedoch keinesfalls notwendig, ein gesundes, voll ausgetragenes Kind täglich oder gar nach jeder Mahlzeit zu wiegen. Ob Ihr Kind gedeiht, können Sie an folgenden Punkten ablesen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Sind diese Punkte alle erfüllt, dann gedeiht ihr Baby gut und bekommt auch die Milch, die es braucht. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Falls Sie noch kein Stillbuch haben, dann besorgen Sie sich bitte noch eines, damit Sie zumindest stichpunktartig zu verschiedenen Fragen nachlesen können, z.B. „Stillen - Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth-Gumberger und Elizabeth Hormann, „Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, „Stillen - einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL-Stillberaterin. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Schöne restliche Schwangerschaftswochen und eine gute Geburt. LLLiebe Grüße Biggi Welter
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