Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, unser "Osterhäschen" (weil er Ostersonntag geboren ist) wird am Montag 6 Monate alt und wird voll gestillt. Meistens trinkt er tagsüber 4 (selten 5 x) und einmal in der Nacht. - Ist es "normal", dass die Trinkdauer mit zunehmendem Alter immer kürzer wird? Manchmal trinkt er nur 5 - 6 Minuten an einer Seite und ist dann aber 4 - 5 Stunden satt. - Wann "muss" ich mit der Beikost anfangen? (Ich meine das "muss" im Sinne von "wann ist es wirklich sinnvoll" und natürlich auch bezogen auf die Nachfragen von Omas etc.) Ich geniesse das Stillen jetzt so richtig, so um den 3./4. Monat herum hatten wir mal ziemliche Probleme, er hat nur getrunken wenn er herumgetragen wurde, jetzt ist es wunderschön! - Wenn wir dann mittags mit dem Karottenbreichen anfangen, möchte ich das alles ganz langsam und allmählich machen. Wieviel Zeit sollte man sich dabei lassen, bis die ganze Mahlzeit durch Karottenbrei ersetzt ist, wann dann die Kartoffeln einführen und muss Fleisch dann auch schon zwingend sein (sagt der Kinderarzt - wegen der Eisenvorräte, die langsam zur Neige gehen.) - Muß mit dem ersten Löffel Beikost schon was zu trinken angeboten werden - oder ab wann und was dann und muss das dann aus der Nuckelflasche sein oder besser gleich aus so einer Trinklernflasche mit Schnute (was mir lieber wäre wegen dem Dauernuckeln)? - Da wir nach Bedarf stillen, sind die Zeiten oft ganz unterschiedlich, mittags z.B. schwankend zwischen 10.00 Uhr und 14.00 Uhr. Wartet man dann mit der Mahlzeit, bis Baby seinen Hunger anmeldet (so machen wir es jetzt beim Stillen, sonst trinkt er nicht viel und der ganze Rhythmus kommt durcheinander) oder füttert man dann besser immer zu einem festen Zeitpunkt? Ich hoffe, das waren jetzt nicht zu viele Fragen auf einmal. Aber als solche Still-Freaks, die wir sind möchten wir alles richtig machen. Vielen, vielen Dank für die Zeit, die Du Dir immer nimmst. Liebe Grüße Biggi
Liebe Biggi :-), so lange dein Osterhäschen gut gedeiht, ist es ganz egal, wie lange eine Stillmahlzeit dauert. Vielleicht ist dein Baby einfach ein kleiner Schluckspecht und ist einfach schnell satt. Muttermilch sollte im ganzen ersten Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle für ein Baby sein. Die Empfehlung, dass Beikost etwa ab sechs Monaten erforderlich ist, gründet nicht unbedingt auf der bindenden wissenschaftlichen Erkenntnis, dass ab diesem Zeitpunkt wirklich zusätzliche Nahrung erforderlich ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang etwas, was Carlos Gonzales, ein spanischer Kinderarzt, vor kurzem in einem Vortrag auf der Europa-Konferenz der LLL in Nottingham gesagt hat. Der Titel des Vortrags war „Mein Kind will nicht essen“, schon allein die Tatsache, dass es zu diesem Thema Vorträge gibt, spiegelt wider, dass es Kinder, die Beikost nach dem sechsten Monat noch ablehnen nicht nur vereinzelt gibt. Dr. Gonzales hat verglichen, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten sollte bzw. wie lange es ausschließlich gestillt werden sollte im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das „Phänomen“ der nicht essenden Kinder bzw. der Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des Jahrhundert wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine ausschließliche Stillzeit von zwölf Monaten empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und - jetzt kommt es: um so mehr Ratschläge gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreißiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Es ist möglich ein Kind deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren, ohne dass das Kind Mangelerscheinungen bekommt. Die Hauptsorge ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Wie bereits erwähnt, der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss, ist recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Es ist in der Mehrzahl der Fälle so, dass die Kinder etwa mit sechs Monaten bereit für Beikost sind, sehr wenige früher und viele eher später. Insbesondere bei Kindern mit einer Allergieneigung wird oft beobachtet, dass sie feste Kost noch bis zum achten, neunten Monat oder sogar noch länger ablehnen. Am besten achtest Du auf dein Kind und nicht auf den Kalender. Dein Kind wird dir zeigen, wann es Beikost will und braucht. Dein Baby ist bereit für Beikost, wenn es die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: • es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen, • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. In den meisten Fällen ist dies etwa mit einem halben Jahr der Fall, manche Babys (eher wenige) sind schon früher so weit, andere (eher mehr) brauchen noch etwas länger. Muttermilch reicht in fast allen Fällen als alleinige Nahrung für das gesamte erste halbe Jahr (und auch noch darüber hinaus). Die zu frühe Einführung der Beikost hat keine Vorteile, aber viele Nachteile. Die zu frühe Einführung der Beikost belastet das Verdauungssystem und die Nieren des Babys und fördert das Allergierisiko. Deshalb sollten die oben genannten Punkte wirklich erfüllt sein, ehe mit Beikost begonnen wird. So lange ein Baby zusätzlich zur Beikost weiterhin nach Bedarf gestillt wird, genügt Muttermilch zur Flüssigkeitsaufnahme. Wird nicht mehr nach Bedarf gestillt, braucht das Kind zusätzliche Flüssigkeit, am besten Wasser, denn Wasser ist für Kinder wie Erwachsene das optimale Getränk. Am einfachsten ist es, dem Kind parallel zur Beikosteinführung auch den Becher mit Wasser anzubieten, es wird dann allmählich lernen, wozu der Becher da ist und auch wie es darauf trinkt. Mit zunehmendem Alter wird es auch mehr trinken. Der Begriff BEI-Kost sollte wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt-Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. In der Regel funktioniert das Füttern von Beikost am besten, wenn das Kind zuerst gestillt wird und dann Beikost erhält. Vor allem auch deshalb, weil ein weniger hungriges Kind eher an Experimenten interessiert ist. (und die Einführung von neuer Nahrung sowohl was die Art als auch die Form der Verabreichung betrifft ist ein Experiment). Ich hoffe, ich konnte dir helfen, solltest Du noch Fragen haben, bin ich gerne für dich da. LLLiebe Grüße Biggi