Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen bei Kuhmilcheiweißallergie

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen bei Kuhmilcheiweißallergie

ems90

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Hallo, meine knapp 4 Monate alte Tochter hat vor 2 Wochen blutige Stühle bekommen. Nach einem Aufenthalt im KH und ein paar Arztbesuchen und vorallem der testweisen Gabe spezieller Pulvernahrung gibt die Allergie jetzt als gesichert. Meine Ernährung habe ich auch auf völlig Milch und Sojafrei umgestellt. Nach einer Woche Pulvernahrung (neocate) und strenger Diät bei mir habe ich jetzt wieder gestillt und sie hatte nach 3 Tagen wieder Durchfall mit Blut. Meine Frage lautet jetzt: ist es sinnvoll, es in einer weiteren Woche nochmal zu probieren? Und wie lange kann ich Milch produzieren ohne Anzulegen (ich pumpe ohnehin). Ich möchte auf keinen Fall so früh abstillen, aber natürlich meinem Baby mit meiner Milch auch nicht schaden und bin etwas ratlos. Ich freue mich über Tipps und Einschätzungen, was ich tun kann.    Danke im Vorhinein,  Edwina


Biggi Welter

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Liebe Edwina, Blut im Stuhl ist ein relativ häufiges Problem. Allerdings muss man sagen, dass auch nicht gestillte Kinder nicht selten Blut im Stuhl haben. Die Ursache für Blut im Stuhl kann eine eosinophile Colitis sein, die durch bestimmte Nahrungsmittel, die die Mutter zu sich nimmt über die Muttermilch ausgelöst werden kann. In vielen Fällen kann eine deutliche Besserung oder ein vollständiges Verschwinden der Symptome durch eine Diät der Mutter erreicht werden kann. Aber das kann bis zu sechs Wochen dauern! Sehr oft ist Kuhmilch der Auslöser, es können aber auch andere Nahrungsmittel sein. Die Suche gleicht hier oft einem Detektivspiel. Es kommt immer wieder einmal vor, dass ein voll gestilltes Kind Blutspuren im Stuhl hat und nicht immer lässt sich eine Erklärung dafür finden. Die Aussage des Kinderarztes deckt sich nicht mit der allgemeinen Meinung, dass es keinen Anlass zum Eingreifen oder gar zum Abstillen gibt, wenn das Kind weiterhin gut gedeiht. Die Umstellung auf künstliche Säuglingsnahrung ist auch keine Garantie, dass es dann nicht zu solchen Blutungen kommt, im Gegenteil solche Blutungen werden bei nicht gestillten Kindern häufiger beobachtet, da Kuhmilch (auf der künstliche Säuglingsnahrung basiert) Fissuren in der Darmwand hervorrufen kann (Woodruff, 1977). Zunächst einmal muss bei einer solchen Diagnose ALLES weggelassen werden, was in irgendeiner Form mit Kuhmilch zu tun hat. Milch, Käse, Sahne, Joghurt, Schokolade ... Es ist dann wichtig die Etiketten von Nahrungsmitteln sorgfältig zu lesen, denn es ist schon sehr erstaunlich, wo überall Milcheiweiß drinsteckt (z.B. auch oft in Wurst). Da dies eine enorme Einschränkung des Speiseplanes bedeutet, sollte eine solche Auslassdiät niemals auf eigene Faust und schon gar nicht so einfach über einen längeren Zeitraum gemacht werden, sondern möglichst immer mit einer Ernährungsberaterin abgesprochen werden, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Nach einiger Zeit kann vorsichtig versucht werden, ob zum Beispiel Butter (die fast kein Milcheiweiß enthält) oder Sahne vertragen werden. Auch gesäuerte Milchprodukte (Quark, Joghurt) können nach einiger Zeit eventuell behutsam ausprobiert werden. Lieben Gruß Biggi


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