Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Verwöhne ich meine Tochter?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Verwöhne ich meine Tochter?

Mäuschenmutti

Beitrag melden

Hallo Meine Tochter ist 16 Monate alt und wird zum einschlafen noch gestillt. Sie kommt/möchte auch an die Brust wenn sie Trost braucht oder mit etwas überfordert ist. ( nimmt keinen Schnuller/Flasche). Nun ist es so das ich von meiner Familie regelrecht gedrängt werde abzustillen da sie einheitlich der Meinung sind ich verwöhne sie, habe ihr was schlechtes angewöhnt ect. Ebenfalls stoßen sie sich daran das unsre Tochter im Familienbett schläft. Gut, ich muss sagen am besten schläft sie wenn sie Hautkontakt zu mir hat. Das stört mich aber nicht. Im Gegenteil, ich finde es schön wenn sie sich an mich kuschelt. Ich habe aber mittlerweile schon ein ungutes Gefühl wenn wir omas und opas besuchen, weil immer das Thema stillen auf den Tisch kommt. Jeder will das die Kleine bei ihnen über Nacht bleibt, was ja nicht möglich ist weil sie gestillt wird. Langsam Frage ich mich ob ich wirklich was falsch mache. Mein Sohn war ganz anders, er hat sich mit 13 Monaten selbst abgestillt. Ich hoffe Sie können mir einen Rat geben wie ich in Zukunft damit umgehen soll, es belastet mich sehr. Vielen Dank im voraus LG Mäusemutti


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Mäusemutti, lass dich umarmen, du Arme, ich weiß, wie weh solche RatSCHLÄGE tun können. Ja, du machst alles richtig, es IST eine Phase und dein Baby braucht deine Nähe ;-)). "Zu meiner Zeit hat man das aber ganz anders gemacht" scheint der Schlachtruf (fast) aller Mütter, Schwiegermütter, Omas, Tanten, Bekannten usw. zu sein. In der Generation unserer Eltern hat in Deutschland fast keine Frau gestillt! Wenn doch, dann war sie meist ein ziemlicher Exot. Manchmal spricht aus den Bemerkungen unserer Eltern, Schwiegereltern und anderen Verwandten und Bekannten auch nur die Trauer oder auch der Neid, weil sie selbst um die wundervolle Erfahrung der Stillbeziehung betrogen wurden, trotzdem ist es DEIN Baby. Es geht NICHT um das Kind deiner Bekannten, sondern um DEIN EIGENES Kind. Es geht um DEINE Beziehung zu DEINER Tochter und da hat außer deinem Partner niemand ein Mitspracherecht. Auch wenn es hart klingt, da hat keiner ein Recht sich einzumischen. Es gibt keinen Grund, dass du etwas daran ändern musst, dass du dein Baby bei dir im Bett hast und nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen. Lass dich nicht verunsichern! Lieben Gruß Biggi


Dohach

Beitrag melden

Hallo Mäusemutti, nun musste ich gerade schmunzeln, weil mir Deine Situation so bekannt vorkommt und ich eben auch eine Frage an Biggi gestellt habe. Der Unterschied: meine Tochter ist bald 4 Jahre alt. Ich habe erst mit 3 Jahren abgestillt (das letzte Jahr hat sie aber nur abends zum Einschlafen gestillt). Dann kam die "Brustfee" und hat mit einem schönen Brief und einem Geschenk das Abstillen eingeläutet. Unsere Tochter schläft auch heute noch mehr oder weniger die ganze Nacht bei uns im Elternbett. Und sie sucht auch heute noch ganz arg Hautkontakt. Das beruhigt sie einfach. Ich finde Du machst alles richtig und verwöhnst deine Tochter auch nicht. Du gibst ihr das, was sie braucht. Jedes Kind ist anders und wenn sie einfach eine Kuschelmaus ist, dann ist das so und ist auch gut so. Ich finde es schade, dass man irgendwie immer den Druck von außen bekommt und man vermittelt bekommt, dass man dem Kind schadet, es verwöhnt oder es nicht loslassen kann. Deine Tochter ist doch noch klein, braucht das so. Du als Mama hast ein gutes Bauchgefühl dabei, also ist auch alles okay. Ich wünsche Dir, dass ihr noch lange so weiterkuschelt, Du weiterhin auf die Bedürfnisse deiner Tochter eingehst und Du es schaffst, Dich über die Bemerkungen von Dritten hinwegzusetzen. Letztendlich ist es nur wichtig, dass es für euch in eurer kleinen Familie passt. LG Dohach


Mäuschenmutti

Beitrag melden

Vielen Dank. Es ist schön in seiner Entscheidung gestärkt zu werden. Danke für euren Zuspruch. Ich werde weitermachen wie bisher. Sie braucht es offensichtlich und ich will ihr nichts wegnehmen was uns beiden gut tut. Glg Mäuschenmutti


Mäuschenmutti

Beitrag melden

Das mit der "Brustfee" ist eine schöne Idee. Das werde ich mir merken für den Fall das wir uns von der Brust verabschieden müssen. Dabke


Dohach

Beitrag melden

Hey, ich nochmal. Noch kurz zur Brustfee und falls Du das irgendwann umsetzen möchtest. Meine Tochter hat nie einen Schnuller genommen und so kam halt die Brustfee und hat irgendwann die Brust weggeholt. Ich hatte meine Tochter etwas darauf vorbereitet, indem ich ihr von der Brustfee schonmal erzählt hatte. Dass sie halt kommt, wenn ein Baby schon groß ist, die Mama auch keine Milch mehr hat....sowas in der Art. Dann kam der Tag, an dem ich die Entscheidung getroffen hatte. Das war ein Freitag. Wir haben gekuschelt und ich sagte zu ihr "ich glaube, die Brustfee kommt bald". Meine Tochter "Jetzt???". Ich so:" nein jetzt nicht, aber vielleicht morgen". Ich habe sie dann das letzte Mal gestillt und mir sind dabei auch echt Tränen geflossen. Am nächsten Morgen wollte meine Tochter seltsamerweise morgens unbedingt gestillt werden, was wir ja die ganze Zeit nicht mehr gemacht hatte. In Wissen um die Brustfee habe ich es zugelassen und es war das letzte sehr emotionale Stillen. Ich habe es dann so gemacht, dass als meine Tochter mit meinem Mann ein Buch gelesen hatte, ich aus der Dusche kam und meine Brustwarzen abgeklebt hatte. Meine Tochter schaute mich an und fragte was das sei. Ich machte verdutzt und sagte " Huch, was ist denn das???? Oh, ich glaube, die Brustfee war da". Meine Tochter wusste ja aus meiner Erzählung, dass die Brustfee ein Geschenk bringt. Sie ist dann in ihr Zimmer geflitzt und da lag dann tatsächlich auf ihrem Bett ein Brief an sie und ein riesiger Kuscheltierseehund. Sie war ganz aufgeregt und wir haben uns zu dritt aufs Bett gesetzt und den liebevollen Brief der Brustfee gelesen. Dabei sind mir auch die Tränen geflossen. Es war halt ein Abschied einer schönen Zeit. Abends kam ja dann die Einschlafsituation. Natürlich hat meine Tochter geweint und wollte gestillt werden. Ich hatte die Brustwarze aber abgeklebt gelassen und ihr gesagt, dass das nun nicht mehr geht. Sie hat geweint und ich habe sie getröstet. Ich habe ihr den Brief der Brustfee vorgelesen und sie legte ihren Kopf auf meine nackte Brust. In den folgenden Nächte wollte sie dann immer zum Einschlafen den Brief lesen, hat ihren Seehund im Arm gehalten, geweint und auf meiner Brust gelegen. Ca nach einer Woche kam dann auch eine sehr schlimme Nacht, in der ihr ganzer Frust, Trauer und Wut, dass sie nicht mehr stillen durfte, aus ihr rauskam. Sie forderte es mehrmals in der Nacht, weinte, schrie und der Seehund flog aus dem Zimmer. Das war hart für mich und ich kämpfte auch mit den Tränen, weil sie so verzweifelt war. Aber ich war ja ganz klar in meiner Entscheidung und deshalb konnte ich sie gut durch diese Situation begleiten. Ab dann wurde es besser und sie hat es akzeptiert. Seither darf sie immer wenn sie will zum Einschlafen ihren Kopf auf meine nackte Brust legen. Das beruhigt sie einfach. Auch Wochen später erzählte sie immer wieder von der Brustfee. Damit hat sie das für sich verarbeitet. Ich bin froh, dass wir das mit der Brustfee gemacht haben. Vorallem der Brief an meine Tochter hat ihr ganz arg geholfen. Es war ein liebevolles Abstillen und hat nur deshalb so gut funktioniert, weil ich ganz klar war in meiner Entscheidung, dass ich nun nicht mehr länger stillen will. Dies nur als kleiner Input für Dich wie wir es gemacht und geschafft haben. Viel Erfolg, wenn ihr soweit seid und alles Gute für Euch. Aber bis dahin genieße eure gemeinsame Stillzeit, die Zeit im Elternbett und lass Dir von außen nicht reinreden.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.