Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

unglücklich durch stillen und viele fragen-gern an alle

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: unglücklich durch stillen und viele fragen-gern an alle

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hallo, erst mal danke, dass es eure Foren gibt, ich habe immer so viele Fragen, die ich mich nicht traue "im Wahren Leben " zu stellen. Mein Baby ist gerade 4 Monate.Ich stille voll.Schon immer denke ich er bekommt nicht genug Milch (weil ich es ja nicht sehe, was er trinkt) und weil er ständig quengelt, meine ich er ist immer hungrig.(tatsächlich wiegt er 7 Kg und ist 65 cm groß, ist also wie der Arzt sagt:gut im Futter) Ich mache mir seid seiner Geburt nur noch Sorgen darüber und bin nur noch nervös. Dazu kommt das Wissen, dass alles an mir hängt. Wenn ich Fläschen geben könnte, dann könnte ich sehen, was er trinkt und mein Mann könnte auch mal eins geben.(Ich weiß es ist Kopfsache, kann mir aber nicht helfen) Im Krankenhaus sagten sie ich sollte mindestens 6 Monate voll stillen.Neulich habe ich eine Brustentzündung gehabt und war für einige Stunden wieder glücklich, weil ich dachte ich kann endlich abstillen, was nicht der Fall ist.Ich versuche es noch durchzuhalten, und schäme mich gleichzeitig für den Wunsch aufzuhören-will doch eine gute Mutter sein und dem Baby das beste (Muttermilch) geben.Habe schon über abpumpen und in der Flasche füttern nachgedacht-das abpumpen klappt aber nicht so-es kommt wenig, außerdem kommt es mir skuriel vor. Ist es denn so viel besser für mein Baby Muttermilch zu bekommen und dafür eine traurige Mutter zu haben, die sich über nichts freuen kann? Habt ihr Tipps für mich es dennoch durchzuhalten?. Und kann ich überhaupt ab dem 6. Monat breichen und gleichzeitig Fläschen einführen?? Danke für Eure Tipps


Biggi Welter

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Liebe mamu, danke, dass Sie uns so vertrauen. Ich kann gut nachvollziehen, wie hin und hergerissen Sie sich fühlen. Keine Frau sollte sich gezwungen sehen zu stillen und wenn Ihnen der Gedanke an das Stillen so unerträglich ist, so weiß ich nicht, ob es für Sie sinnvoll ist, wenn Sie weiterhin stillen. Es ist die denkbar schlechteste Ausgangssituation für eine gute Stillbeziehung, wenn die Mutter sich unter Druck gesetzt fühlt und sich trotz stärkster Vorbehalte zwingt, ihr Baby zu stillen. Sie haben vier Monate durchgehalten und haben Ihrem Baby damit den besten Start ins Leben geschenkt, darauf dürfen und können Sie stolz sein. Auch wenn Sie jetzt noch zwei Monate stillen, wird es mit der Beikost noch eine ganze Weile dauern, bis Ihr Baby keine Milch mehr braucht. Wenn es für Sie so besser ist, dann können Sie nun langsam zur Flasche hin abstillen und ab dem sechsten Monat langsam mit der Beikost beginnen. Auch eine Mutter, die ihr Kind nicht stillen kann, ist eine gute Mutter. Stillen darf hier nicht überbewertet werden. Márta Guóth-Gumberger, IBCLC in Rosenheim, schreibt in Ihrem Text "Wenn es mit dem Stillen trotz allem nicht klappt": "Die biologische Möglichkeit, Ihr Baby zu stillen, ist manchmal nur theoretisch vorhanden, weil die Hindernisse so groß sind. Mangelnder Rückhalt in Familie und Umgebung, sehr große Anforderungen an die Mutter, Krankheit bei Mutter und/oder Kind, Stress, Angst, Sorge, zuwenig Unterstützung und Information von medizinischem Personal, falsch eingefädelte Verhaltensweisen in der Klinik, fehlende Information zur richtigen Zeit, Temperament und Saugtechnik des Babys, frühere Misserfolgserlebnisse beim Stillen und das gesellschaftliche Klima können einzeln oder in Kombination die Stillbemühungen der Mutter um den Erfolg bringen. Sie erleben dann vielleicht Versagensgefühle, aber halten Sie sich all die erschwerenden Faktoren in Ihrer Situation vor Augen. Denken Sie daran, dass Stillen zum Ziel hat, eine liebevolle Mutter-Kind-Bindung zu ermöglichen. Das Stillen erzwingen zu wollen, würde das Gegenteil bewirken. (...) Vielleicht klappt aber auch das nicht. Sie erleben in jedem Fall Trauer um den Verlust einer komplikationslosen Stillbeziehung bzw. einer Stillbeziehung überhaupt. Lassen Sie diese Gefühle der Trauer zu, aber bleiben Sie nicht bei ihnen stehen. Sie haben die Möglichkeit, auf andere Weise Ihrem Kind die Nähe, Geborgenheit und Bindung zu geben, die beim Stillen entstehen würden. " Falls Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie abstillen möchten, dann versuchen Sie sich und Ihrem Kind dabei soviel Zeit zu lassen wie ihr nur könnt und machen Sie sich selbst keine Vorwürfe und kein schlechtes Gewissen (und lassen Sie auch nicht zu, dass andere dies tun!!). Stehen Sie zu Ihrer Entscheidung. Ihr Kind braucht die Gewissheit, dass Sie sich sicher sind, das Richtige zu tun. Ihre Zweifel werden es beunruhigen, Ihre Bestimmtheit in der Entscheidung wird ihm Halt geben. Sie haben viele Möglichkeiten, Ihrem Kind Liebe, Nähe, Geborgenheit und Trost zu geben, auch wenn Sie nicht mehr stillen. Nicht nur stillende Mütter sind gute Mütter. LLLiebe Grüße, Biggi


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