Kooala13
Liebe Frau Welter, mein Sohn ist morgen genau 4 Wochen alt. Er hattte von der ersten Sekunde keine Probleme mit dem Stillen gehabt. Die Hebammen waren immer sehr zufrieden mit ihm und auch mit meiner Milchproduktion. Mittlerweile kommt eine Hebamme zu mir nach Hause, sie meinte ich hätte recht viel Milch. Aus der rechten Brust ist es teilweise wie ein Springbrunnen und es ist jedes Mal eine große Sauerei weil so viel rausfließt und ihm in das Gesicht bei Pausen etc. Mein Sohn möchte meist alle 1-2 Stunden an die Brust. Er ist unterschiedlich lange dran, manchmal 10 Minuten und phasenweise auch Mal eine Stunde. Die Hebamme hat mir Pfefferminztee empfohlen und die rechte Brust nur im liegen zu stillen. Mein Sohn gedeiht sehr gut (in der ersten Woche schon das Geburtsgewicht wieder gehabt und nach 3 Wochen und 4 Tagen hatte er 800g mehr vom Geburtsgewicht ausgehend). Er hat sehr häufigen Stuhlgang und spuckt an manchen Tagen auch vermehrt (2-4x nach einer Mahlzeit). Sie meinte ich müsse aufpassen, ihn nicht zu überfüttern. Ich tue mich schwer damit, da er sucht, schmatzt und an seiner Hand nuckelt und für mich das dann ein Hungerzeichen ist auch wenn die letzte mahlzeit erst vor einer Stunde war. Im Internet heißt es meist, man könne das Baby nicht überfüttern. Wie sehen Sie das? Gerade in Kombination mit dem häufigen spucken? Meine Hebamme hat bedenken, dass er nur beruhigt werden möchte und nuckeln und dann so viel Milch aus der Brust kommt bzw. beim stillen zu viel Milch in kurzer Zeit und der kleine nicht merkt, dass der Magen schon voll ist. Seit ein paar Tagen ist er auch eher unruhig und scheint Bauchschmerzen zu haben (findet schlecht in den Schlaf, weint, drückt sehr viel) und fängt dann aber auch mit suchen an obwohl er eben erst gestillt wurde. Sucht er weil er das als Beruhigung sieht? Meine Hebamme empfiehlt hier den Schnuller als Lösung. Jetzt bin ich mir unsicher mit dem Umgang. Soll ich ihn an die Brust lassen wann immer er möchte oder soll ich doch lieber schauen dass Pausen von 1,5-2.0h dazwischen liegen? Danke im Voraus für Ihre Hilfe!
Liebe Kooala13, ALLE Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken. Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind, das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Wie gesagt, alle Stillexperten sprechen sich für das Stillen nach Bedarf aus, ohne Mindestabstand und Kontrolle! Auch würde ich keinen Schnuller geben, denn dieser kann zu einer Saugverwirrung führen. Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau. Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Da du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, denke ich, dass du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter. Biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest du gerade so viel Milch ausstreichen, dass du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. Stille dein Baby, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. Versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen). Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken, während es auf deinem Bauch liegt. Lass das Baby oft aufstoßen. Vermeide wie geschrieben den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Ich hoffe, ich konnte dich schnell ein wenig beruhigen? Liebe Grüße Biggi
Kooala13
Liebe Biggi, Danke für die schnelle Antwort. Dann werde ich es ausprobieren, häufiger anzulegen und die Positionen anzupassen. Wenn er quengelt aber nicht unbedingt Hunger durch schmatzen, Suchen oder Finger in den Mund anzeigt, würdest du dann trotzdem empfehlen ihm die Brust anzubieten oder anderweitig versuchen zu beruhigen?