Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Toxavit und Ledermix

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Frage: Toxavit und Ledermix

Ulli1802

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Sehr geehrte Frau Welter, mein Sohn ist 6Monate alt und wir neben 2 Breimalzeiten noch voll gestillt. Im Rahmen einer anstehenden Wurzel Behandlung habe ich 2 mal im Abstand von einer Woche eine Toxavit/ Ledermix-Einlage bekommen. Ich fragte den Arzt , ob dies mit Stillen vereinbar ist, er versicherte mir , dass ich bedenkenlos weiterstillem kann. Dies tat ich nach der ersten Einlage auch ( 9h nach der Behandlung) . Jetzt las ich allerdings, dass diese Mittel beim Stillen nicht verwendet sollten. Habe nun seit gestern ( 2. tox/ledermix-Einlage )Flaschenmilch gefüttert und die abgepumpte Milch verworfen. Meine Fragen: Habe ich meinem Sohn jetzt mit dem weiterstillen geschadet? Sollte ich abstillen? Sollte ich mir die Einlage sofort entfernen lassen ( soll 9 Tage bis zur endgültigen Wurzel Behandlung drin bleiben jetzt ) bzw. wie lange wirken in meinem Fall die Schadstoffe wie formaldehyd ? Ich hoffe sehr dass Sie mir weiterhelfen können. Vielen Dank im Vorraus. Mit freundlichen Grüßen Ulrike


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Ulli1802, Tetracyclin (Ledermix) ist zwar kein Mittel der Wahl in der Stillzeit, aber wenn sie nötig sind, können sie auch in der Stillzeit genommen werden. Was das Toxavit betrifft, so hat eine Kollegin bereits einmal mit der Embryotox in Berlin zu diesem Medikament telefoniert und die Auskunft erhalten, dass keine Bedenken bestehen, weil ja nur ein Zahn betroffen ist und die Menge des Paraformadehyd, die in deinen Körper resp. Mumi kommt nicht relevant sei, weil sie so gering wäre. Du musst also keine Schädigung deines Kindes befürchten. Ich hoffe, das lässt dich aufatmen! Wenn nun zukünftige Wuzrelbehandlungen anstehen, brauchst du nicht Schmerzen länger als nötig zu ertragen: Eine Zahnarztbehandlung, auch eine Entzündung oder eine Wurzelbehandlung mit Betäubung usw., verlangt KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch! Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Sollten danach Medikamente nötig sein, gibt es auch genug Alternativen, die mit dem Stillen vereinbar sind. Ich hoffe, ich konnte dich beruhigen! LLLiebe Grüße Biggi


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