Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Toxavit und Ledemix während der Stillzeit

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Toxavit und Ledemix während der Stillzeit

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Hallo, bei mir ist letztes Jahr eine Wurzelbehandlung am Backenzahn durchgeführt worden, bei der Ledermix und Toxavit zur Anwendung kamen, obwohl ich an jedem Behandlungstag auf das Stillen meines erst wenige Wochen alten Sohnes hingewiesen habe. Der Zahnarzt steht auf der Liste der Gesellschaft für ganzheitliche Zahnmedizin (GZM) und daher dachte ich, dass er besonders verträgliche Behandlungsmethoden und Medikamente verwenden würde. Nun habe ich festgestellt, dass beide Medikamente umstritten sind. Die GZM hat mir gemailt, das Toxavit überhaupt nicht mehr angewendet werden sollte (die wissen wohl nicht, dass ein Arzt aus ihrer Liste es dennoch tut). Für Ledermix habe ich folgendes im Internet unter http://www.pharmazie.com/graphic/A/56/0-12356.pdf gefunden: "4.6 Schwangerschaft und Stillzeit Ledermix sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. (...) Glucokortikoide gehen in die Mutter- milch über. Ist eine Behandlung mit höheren Dosen oder eine Langzeitbehandlung erforderlich, sollte abgestillt werden. Demeclocyclin durchdringt die Pla- zentaschranke und wird in die Muttermilch ausgeschieden. Wegen der antianabolen Wirkung und teratogener Effekte – einschließlich der Ablagerung in Knochen und Zähnen – sollte Demeclocyclin während der Schwangerschaft und Stillzeit möglichst nicht angewendet werden." Nun bin ich SEHR IN SORGE, dass meinem Sohn so früh schon Schaden zugefügt wurde. Was sind antianabole Wirkungen und teratogene Effekte? Mein Sohn hat seit der Behandlung (Zufall oder nicht ?) einen Dauerschnupfen, also ein irgendwie schwaches Immunsystem. Kann das davon kommen? Ich bin sehr verzweifelt. Aber rückgängig kann man das ja nicht mehr machen. Nur versuchen, ihm jetzt zu helfen. Manche Schadstoffe kann man doch ausleiten, oder? Nun stehen bei mir zwei neue Wurzelbehandlungen an, mein Sohn ist gerade 1 Jahr alt geworden. Noch kann ich den Schmerz aushalten, aber die Wange ist schon etwas geschwollen. Bitte geben Sie mir antworten und Empfehlungen, ich hoffe sehr darauf. Danke und viele Grüße Patti


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Liebe Patti, was geschehen ist, ist geschehen, da hast du Recht, und es bringt nicht, jetzt nachträglich Angst zu haben, dass es falsch gewesen sein könnte. Ob oder inwiefern eine Ausleitung Sinn macht, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht sprichst du dazu mal mit eurem Kinderarzt oder einem Heilpraktiker deines Vertrauens. Tetracyclin (Ledermix) ist zwar kein Mittel der Wahl in der Stillzeit, aber wenn sie nötig sind, können sie auch in der Stillzeit genommen werden. Was das Toxavit betrifft, so hat eine Kollegin bereits einmal mit der Embryotox in Berlin zu diesem Medikament telefoniert und die Auskunft erhalten, dass keine Bedenken bestehen, weil ja nur ein Zahn betroffen ist und die Menge des Paraformadehyd, die in deinen Körper resp. Mumi kommt nicht relevant sei, weil sie so gering wäre. Du musst also keine Schädigung deines Kindes befürchten. Ich hoffe, das lässt dich aufatmen! Wenn nun zukünftige Wuzrelbehandlungen anstehen, brauchst du nicht Schmerzen länger als nötig zu ertragen: Eine Zahnarztbehandlung, auch eine Entzündung oder eine Wurzelbehandlung mit Betäubung usw., verlangt KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch! Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Sollten danach Medikamente nötig sein, gibt es auch genug Alternativen, die mit dem Stillen vereinbar sind. Ich hoffe, ich konnte dich beruhigen! Lieben Gruß, Kristina


Katrin_Braak

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Hallo! Ich stille meinen 5 Monate alten Sohn voll und habe gestern eine toxavit Einlage bekommen. Auf Grund des andauernden schlechten Geschmacks habe ich nachgelesen und bin nun sehr besorgt. Der letzte Beitrag dazu ist ja von 2010. Gibt es hier neue Erkenntnisse oder kann ich ebenfalls aufatmen und weiterstillen? LG Katrin


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