Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

total ausgelaugt vom Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: total ausgelaugt vom Stillen

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Hallo Biggi, mein Kleiner ist jetzt fast nen Jahr alt und ich stille ihn nach wie vor sehr häufig, so 4-5 mal am Tag. Er bekommt aber dazwischen normale Mahlzeiten. Langsam merke ich aber, dass mich die Stillerei total auslaugt und ich mich auch körperlich ziemlich matschig fühle. Habe einen ausgeprägten Eisenmangel, nehme da Tabletten. Fühle mich aber trotzdem total kaputt. Hast du nen Rat für mich? Sind das jetzt Anzeichen, dass ich lieber abstillen sollte? Einerseits fände ich es schade, andererseits kann ich nicht mehr! Bin an 3 Tagen berufstätig und schaff das bald auch nicht mehr! Wie soll ich denn am Besten abstillen? Und geht das Abstillen leichter, wenn ich den Keinen mal 2 Tage zu meinen Eltern geben würde?? DAnke für dein Tipps, weiß echt nicht weiter!! Meike


Biggi Welter

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? Liebe Meike, der Eisenbedarf einer stillenden Frau ist nicht höher, als der einer nicht stillenden Frau und auch sonst laugt das Stillen die Frau nicht aus. Wenn Stillen die Mutter krank machen würde, dann wäre nicht nur die Menschheit, sondern die gesamte Spezies der Säugelebewesen ausgestorben. Es ist keineswegs so, dass Stillen an der Gesundheit der Mutter zehrt, im Gegenteil, es gibt eine ganze Reihe von gesundheitlichen Vorteilen für Mutter UND Kind. Die WHO empfiehlt das lange Stillen nicht nur wegen der Vorteile für das Kind, sondern auch wegen der Vorteile für die Mutter. Das Stillen ist also nicht „schuld“, dass Du häufig krank bist, wohl eher die Tatsache, dass dich das Muttersein auslaugt. Ich habe meine Zweifel, ob dir das Abstillen wirklich eine Erleichterung bringen würde, denn sehen wir es doch einmal realistisch: Selbst wenn dein Kind die Flasche bekommt, bedeutet das nicht, dass sie automatisch mehr schläft, am Tag weniger anhänglich an DICH sein wird und Du wirklich entlastet wirst. Es ist auch die Frage, ob es wirklich so sein wird, dass häufig jemand anderes da sein wird, das dein Kind übernimmt und ihm die Flasche geben wird, denn in der Realität ist es doch so, dass dann vielleicht ein paar Mal eine Großmutter, eine Freundin oder der Partner einspringt, aber dann bleibt doch wieder alles an dir hängen und dann bist Du diejenige, die Flaschen zubereiten und reinigen muss, die nachts aufstehen muss usw. Ehe Du nun wirklich abstillst, versuche doch einmal einen anderen Weg: Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Versuche dir am Tag Freiraum für dich zu schaffen. Vielleicht kann dir dein Mann, deine (Schwieger)Mutter, eine Freundin oder ein verantwortungsbewusster Teenager dein/e Kind/er für eine Stunde oder so abnehmen, mit ihm spazieren gehen oder spielen und diese Zeit nutzt du für DICH. Selbst wenn Du nur in Ruhe in der Badewanne liegt, einmal um den Block joggst oder dich mit einer Zeitung und einer Tasse Tee in einen anderen Raum begibst, so ist das ein Weg aufzutanken und wieder neue Kraft zu schöpfen für den anstrengendsten Beruf der Welt: Mutter. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Suche dir wirklich Hilfe und Unterstützung Falls Du dich tatsächlich zum Abstillen entscheidest, dann bitte nicht durch „kalten Entzug“ und auch noch dazu eine Trennung von dem Kind. Wichtig ist, dass dass Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du allmählich und mit viel Liebe vorgehst und nicht zu schnell die Geduld verlierst. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? LLLiebe Grüße Biggi


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