Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

tandem stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: tandem stillen

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Hallo Frau Welter, ich habe einen Sohn von 19 Monaten und bin nun wieder in der 10 Woche schwanger. Mein Sohn wird noch gestillt und liebt es. Nun frage ich mich einerseits, ob das Stillen vielleicht verfrühte Wehen auslösen kann und überlege andererseits, ob ich ihn bis zur Geburt und darüber hinaus weiterstillen kann / soll. Meine Befürchtung ist nämlich, dass er in diesem Fall sehr eifersüchtig auf das dann auch bei mir Milch trinkende Baby werden könnte. Haben Sie zu diesem Thema Erfahrungen oder Vorschläge? Vielen Dank im voraus nnicki


Biggi Welter

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? Liebe Nnicki, Eine erneute Schwangerschaft ist kein Abstillgrund. Es gibt keine bewiesenen Risiken für Mutter oder ungeborenes Kind, wenn die Mutter während der gesund verlaufenden Schwangerschaft stillt. Es ist möglich während der gesamten Schwangerschaft weiter zu stillen und nach der Geburt des nächsten Babys beide Kinder zu stillen (das wird Tandemstillen genannt). Viele Kinder stillen sich allerdings im Laufe der erneuten Schwangerschaft ab. Zu welchen Zeitpunkt der Schwangerschaft dies jedoch der Fall ist, ist ganz unterschiedlich. Bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf schadet das Stillen nicht. Sie sollten allerdings auf eine gute und ausgewogene Ernährung achten, um Mangelerscheinungen bei sich selbst zu vermeiden. In wie weit sich eine ausgewogene Ernährung durch Vitamin- und Mineralstoffpräparate ersetzen lässt, sollten Sie mit Ihrer Ärztin/Arzt oder einer Ernährungsberaterin besprechen. Ein gut ernährte Mutter sollte keine Schwierigkeiten haben, sowohl das ungeborene Baby als auch das gestillte Kind, wenn es älter als ein Jahr ist, ausreichend zu versorgen. Aber es ist wichtig, dass sie angemessen zunimmt, gesund und nahrhaft isst und genügend Zeit zum Ausruhen hat. Bei manchen Müttern ist eine zusätzliche Kalorienaufnahme notwendig, wenn sie schwanger sind und gleichzeitig stillen. In der Schwangerschaft kann die Milchproduktion nachlassen und es ist nicht immer möglich sie mit den üblichen Methoden zur Steigerung der Milchmenge wieder zu erhöhen. Auch können die Brustwarzen sehr empfindlich werden, so dass die Frau das Stillen als unangenehm empfindet. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft weiterstillen möchte, gibt es nur wenige Gründe, dass sie es nicht tun dürfte. Medizinische Gründe während der Schwangerschaft abzustillen wären: • Schmerzen in der Gebärmutter oder Blutungen; • vorangegangene Frühgeburten; • ununterbrochener Gewichtsverlust der Mutter im Verlauf der Schwangerschaft. Dies tritt jedoch nur selten auf. Das Problem der Eifersucht wird nicht durch das Stillen ausgelöst, wenn ein weiteres Kind kommt, sondern es liegt in der Tatsache, dass da ein weiteres Menschlein ist, das die Aufmerksamkeit und Zeit der Mutter beansprucht und das ist bei einem nicht gestillten Baby genau so. Die Eifersuchtsthematik hängt nicht am Stillen. Für die „Großen“ ist das neue Baby ein absoluter Eindringling, der Mama vollkommen in Beschlag nimmt. Also wird oft alles versucht, um die Aufmerksamkeit der Mutter zu bekommen und sie von diesem neuen Baby wegzubringen. Häufig richtet sich das auffällige Verhalten des größeren Kindes auch gegen die Mutter oder den Vater und dem Baby gegenüber ist das größere Geschwisterkind sogar ganz liebevoll und rührend besorgt. Aus meiner Erfahrung (ich habe ja auch drei Kinder) sind die folgenden Tipps hilfreich: • dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass sie sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby. • dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch „Du bist jetzt schon so groß“ führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn „groß sein“ bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden). • ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen. Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern. Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine „Stillkiste“ (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Eine schöne Schwangerschaft und eine gute Geburt. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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