Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stimmt das?

Frage: Stimmt das?

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Hallo Biggi! Folgende Zeilen hat jemand im Stillforum geschrieben. Stimmt das?????? Neue Forschungen sagen, nicht länger als ein Jahr (stillen), weil...  ...weil nach einem Jahr die Schadstoffkonzentration in der Muttermilch stark zunimmt. Man weiß nicht genau, woran es liegt, aber es ist so. Der mütterliche Körper scheint eingelagerte Schadstoffe, wie z.B. Schwermetalle und Dioxine, dann vesrtärkt abzubauen und über die Mumi abzugeben. Ab etwa zwölf Monaten Stillzeit wird die Schadstoffmenge in der Muttermilch so hoch, dass die Vorteile des Stillens die Nachteile nicht mehr überwiegen. Diese Info stammt von meiner Frauenärztin, die von dieser Studie in ihrer jüngsten Fachzeitschrift gelesen hatte und es mir erzählte. Die WHO empfiehlt längeres Stillen nur, weil...  ...weil in den Entwicklungsländern die Sterblichkeitsrate von Kleinkindern so hoch ist. Für sie ist es tatsächlich besser, in den ersten zwei bis drei Lebensjahren gestillt zu werden. Denn Milchpulver und Babymilch-Produkte werden dort oft mit nicht-sterilisiertem, verschmutztem Wasser angerührt. Für die modernen Industrienationen, in denen bloß 10 Prozent aller Menschen leben dürfen, gilt dies nicht. Aber die WHO richtet sich mit ihren Empfehlungen natürlich nach dem überwiegenden Teil der Menschheit, was ja auch richtig ist. Das tut sie übrigens immer, nicht nur in diesem Fall, weswegen diese Empfehlungen oft nicht uneingeschränkt auf uns anwendbar sind. Die Studie, auf die sich meine (junge, fachlich topfitte und moderne) Frauenärztin beruft, ist nagelneu. Sie sagt, es heiße dort ausdrücklich, dass die Vorteile des Stillens selbstverständlich in den ersten zwölf Monaten überwiegen (wie ich bereits sagte). Ich weiß, dass die Schadstoffkonzentration in der Mumi zurückgegangen ist. Es bleibt aber dabei, dass festgestellt wurde, dass NACH etwa einem Jahr die Schadstoffdepots im Fettgewebe der Mutter überdurchschnittlich stark angegriffen und gelöst werden. Daher ist die Mumi nach dem ersten Lebensjahr - seltsamerweise - wieder stärker belastet, als davor.


Biggi Welter

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? Liebe Julia, mir ist keine derartige Studie bekannt und ich bin mir recht sicher, dass eine Studie mit einem solchen Ergebnis sehr rasch Verbreitung innerhalb der Stillfachwelt gefunden hätte. In allen mir geläufigen Studien steht genau das Gegenteil und auch in der neuesten Ausgabe von "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann, die erst vor zwei Monaten (Juni 2001) heruasgekommen ist, steht unter dem Titel "Stillen trotz Umweltbelastung": "Die positiven Wirkungen des Stillens sind erwiesen. Eine Beeinträchtigung des Säuglingsa über die "normale" Kontamination der Muttermilch wurde bisher nicht festgestellt. Öffentlicher Druck aufgrund der ökologischen Einsichten hat dazu beigetragen, dass die Schadstoffkonzentration in den letzten Jahren tendenziell abnimmt. Dies wird z.B. eindrucksvoll bestätigt durch die Auswertung der jahrelang gesammelten Messergebnisse in der Frauenmilch- und Dioxin-Humandatenbank des deutschen BgVV-Institus (BgVV 2000 A). Es ist nicht mehr gerechtfertigt, die Stilldauer aufgrund der allgemeinen Schadstoffbelastung generell einzuschränken, wie dies noch vor 5 bis 10 Jahren empfohlen wurde." Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Die Ernährungsempfehlungen der WHO sind (in englisch) nachzulesen unter www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm . Es steht in der Innocenti-Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. (Nebenbei bemerkt ist die Schadstoffbelastung in den Entwicklungsländern um ein Vielfaches höher als bei uns.) Nichts desto trotz bin ich an der von der Frauenärztin erwähnten Studie interessiert. Wer hat sie durchgeführt, wer hat sie finanziert, wo wurde sie durchgeführt, wo wurde sie veröffentlicht und wie wurde sie durchgeführt (Kollektivgröße, Bias, randomisiert oder nicht usw.)? Es wäre deshalb schön, wenn Du mir den Autor, Titel, Veröffentlichungsdatum und die Zeitschrift, in der die Studie publiziert wurde angeben könntest. LLLiebe Grüße Biggi


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