Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, mein Sohn ist heute 6 Wochen alt. Bisher hat er überwiegend alle 3-4 Stunden getrunken. Seit ca. 1 Woche haben sich die Stillabstände auf 2 Stunden und weniger reduziert. Ich habe gelesen, je älter die Kinder werden, desto länger werden die Stillabstände. Warum ist das bei meinem Baby scheinbar andersrum? In einigen Stillratgebern wird sogar von 5-6 mal anlegen pro Tag gesprochen. Wie alt sind diese Kinder, von denen da die Rede ist? Bin ich zu ungeduldig und die Abstände werden wohl noch länger? Oder kann ich eher davon ausgehen, dass der Kleine bis zum Ende unserer Stillbeziehung alle zwei Stunden Hunger hat? Ich habe dabei im Hinterkopf, dass meine Hebamme gesagt hat, die Stillbeziehung spielt sich nach ca. 6-8 Wochen ein. Vielen Dank schon mal für Ihre Antwort. Katja
Mitglied inaktiv
Liebe Katja, in fast allen Babyratgebern und Hochglanzbroschüren wird ein Bild verbreitet, das etwa so aussieht: das Baby schläft mindestens 20 Stunden pro Tag in seinem Stubenwagen oder der Wiege, alle vier Stunden verlangt es nach Nahrung und schläft selbstverständlich danach sofort wieder ein, nach den allerersten Wochen hält es eine achtstündige Nachtpause ein und die Mutter ist immer ausgeruht, elegant und sauber gekleidet und empfängt mit einem strahlenden Lächeln die Besucher, die das Baby bewundern wollen. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus, nur sagt einem das fast keiner. Abgesehen von einigen wenigen "Wunderbabys" sind die Mehrzahl aller Kinder auch mit wenigen Wochen bereits längere Zeitspannen wach, wollen am Leben teilnehmen und ihre Welt entdecken. Der "regelmäßige Rhythmus" ist eine Illusion, den es in der Regel nicht viel häufiger gibt als weiße Einhörner und die oft verzweifelten jungen Mütter jagen einem Ideal aus Hochglanzbroschüren hinterher, das mit der Realität wenig zu tun hat. Das klingt jetzt etwas erschreckend, doch sobald eine Mutter erkannt hat, dass ihr Baby sich ganz normal verhält und dass der Alltag mit einem Baby nur wenig mit dem Bild gemein hat, das eine idealisierte und glorifizierte Mutterschaft zeigt, kann sich die Frau entspannen, muss nicht mehr einem unerreichbaren Ideal hinterherjagen und kann sich daran machen, sich auf das Baby einzulassen und kann wieder neue Energie sammeln. Ein sechs Wochen altes Kind ist im klassischen Alter für einen Wachstumsschub. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal "mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Die Tage sind einfacher, wenn das Baby am Alltag teilnehmen kann. Dazu ist ein Tragetuch das optimale Hilfsmittel. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Ihr Baby kann die Nähe der Mutter spüren, es wird sich an ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchen Sie es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön "Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit Ihnen die Perspektive zu teilen. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau einmal zeigen, wie vielseitig einsetzbar ein Tragetuch sein kann. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe und auch sonst wäre es sicher ein guter Gedanke, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommen Sie dort auch moralische Unterstützung. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Hallo Katja! Ich hab heute mal ein wenig hier geschmökert, weil man doch immer wieder was Neues beim Stillen erfahren möchte. Mir ging es genauso wie Dir. Meine Tochter ist jetzt 12 Wochen und jetzt funktioniert es super. Als Marie 6 Wochen alt war, war auch noch das totale Chaos. Sie wollte nicht schlafen, hatte Bauchschmerzen (hab immer Lefax in Fencheltee gemacht) u. Hunger war aber trotzdem total müde. Sie hat auch oft aller 1-2 h getrunken. Das tat höllisch weh, meine Brustwarzen waren total wund. Habe dann zwischendurch immer Fencheltee gegeben. Der schmeckt ihr super. Jetzt macht sie immer ihren Mittagsschlaf 2-3 h (ist aber früh u. vormittags wach u. will beschäftigt werden!) und abends schläft sie auch fast zur selben Zeit ein. Den Rhythmus hat sie sich allein gesucht. Ich hab ständig die Zeiten aufgeschrieben und mehrere Tage verglichen und dann festgestellt, daß die Zeiten immer gleich sind, mal 1 h Unterschied oder so aber im großen u. ganzen war es dann unser Rhythmus.Und auch die Zeit wann sie müde ist, ist immer fast gleich. Da lege ich sie dann auch hin u. dann schläft sie schön. Aber so viel schlafen die Babys mit 6 Wochen auch nicht mehr. Mal ein Nickerchen tagsüber. Wichtiger ist die Nacht, daß man da auch zur Ruhe kommt. Na gut, ich hoffe ich konnte Dir ein wenig Mut machen und wünsche Dir u. Deinem Baby weiterhin viel Spaß u. guten Hunger! Liebe Grüße Ina u. Marie
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