Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillunterbrechung durch OP

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillunterbrechung durch OP

Lolalotus

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Liebe Frau Welter, zunächst möchte ich Ihnen für Ihre Arbeit hier im Forum danken. Gerade zu dem holprigen Beginn der Stillzeit haben mir Ihre Ratschläge, die Sie anderen Frauen gegeben haben, sehr weitergeholfen, sodass es mit dem Stillen letztlich sehr gut geklappt hat. Vielen Dank dafür! Nun wende ich mich jedoch mit einem neuen Problem an Sie. Meine Tochter ist fast 11 Monate alt und kommt nur schwer von der Muttermilch los. Obwohl wir bereits im 6. Monat mit Beikost (Brei und Fingerfood) begonnen haben, hat sie erst mit 8,5 Monaten richtig angefangen, andere Nahrung zu essen. Vorher waren es immer nur – wenn überhaupt – 2-3 Löffelchen. Zuletzt war es so, dass ich sie nur noch zum Einschlafen und nachts gestillt habe. Dann kam aber eine Corona-Erkrankung, die uns hart getroffen hat. Sie hat 3 Tage kein Wasser oder Brei zu sich genommen, sondern wollte nur an die Brust. Die Erkrankung liegt ungefähr einen Monat zurück und seitdem möchte sie wieder häufiger auch über den Tag gestillt werden. Sie verweigert dabei das andere Essen komplett. Nun ist es leider so, dass ich bald wegen einer OP 2-3 Tage in die Klinik muss. Auch wenn mir von meinem Umfeld geraten wird, dies als Chance zu nutzen, abzustillen, möchte ich das nicht. Daher ergeben sich für mich mehrere Fragen: 1. Ich plane, in der Klinik weiterhin Milch abzupumpen. Auch sonst pumpe ich immer wieder Milch ab, um sie einzufrieren. Dabei gelingt es mir aber nicht immer, den Milchspendereflex auszulösen, obwohl ich Ihre Tipps dazu bereits kenne. Auch weiß ich nicht, wie es mir nach der OP geht und ob ich sofort bzw. regelmäßig abpumpen kann. Daher frage ich mich, was passiert, sollte jetzt bei mir 3 Tage lang kein Milchspendereflex einsetzen. Würde ich dann meine Tochter nicht weiterstillen können, weil ich letztlich einfach keine Milch mehr habe oder reguliert sich das dann wieder, wenn ich wieder zu Hause bin und meine Tochter anlegen kann? 2. Meine Tochter akzeptiert zwar frisch abgepumpte Milch aus dem Fläschchen, aber keine aufgetaute Milch. Das ist natürlich ein Problem, weil ich nicht die Gelegenheit habe, im Krankenhaus zu pumpen und die Milch meiner Tochter frisch zu geben. Gibt es da Tipps, wie sie die aufgetaute Milch denn trotzdem akzeptiert? Ich habe gelesen, dass man abgepumpte Milch bis zu 3 Tage im Kühlschrank aufbewahren kann. Stimmt das? Und kann man diese Milch mit aufgetauter Milch strecken, sodass es am Ende etwas mehr ist? Ich bin mir unsicher, die Milch zu mischen. 3. Ich habe auch gelesen, die Milch vor dem Einfrieren aufzukochen, damit sich der Geschmack nicht verändert. Ich bin mir aber unsicher, wie das gehen soll, weil ja alles möglichst sterilisiert sein soll. Kann man das Fläschchen mit der abgepumpten Milch über die Mikrowelle aufkochen, sodass man die Milch nicht noch einmal umfüllen muss? 4. Letztlich wollte ich noch einmal nachfragen, wie man eingefrorene Milch am besten auftaut. Im Moment haben wir sie immer im Kühlschrank aufgetaut und dann im Flaschenwärmer erhitzt. Stimmt es, dass die Milch dabei über 40 Grad erhitzt und dann abgekühlt werden soll? Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen. Mich stresst die Situation sehr, weil sie momentan wieder so stark an der Brust hängt und mein Mann daher keine Chance hat, sie bspw. ins Bett zu bringen. Wenn ich nicht da bin, geht das allerdings nicht anders. Viele Grüße


Biggi Welter

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Liebe Lolalotus, Selbst wenn du nicht abpumpst, wird die Milch nicht einfach versiegen und wenn dein Kind nach der Pause wieder vermehrt trinkt, wird sich die Milchmenge automatisch steigern. Du kannst die Milch im Kühlschrank lagern und wenn dein Kind die aufgetaute Milch nicht mag, trinkt es halt drei Tage etwas weniger. Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch • 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996) • 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987) • 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch • 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät • 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank • 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) • 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant 19 ° C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997). Wenn die Milch abgekocht ist und etwas Verluste in den Nährwerten hat, ist das bei drei Tagen sicherlich nicht tragisch, in der Mikrowelle würde ich sie nicht aufkochen. Muttermilch soll schonend auf etwa Körpertemperatur erwärmt werden (nicht in der Mikrowelle), da Hitzeeinwirkung wertvolle Bestandteile zerstört. Entweder schnell unter fließendem warmen Wasser (dabei den Behälter schwenken, damit sich das eventuell abgesetzte Fett verteilt) oder in einem Flaschenwärmer. Du kannst die Milch ohne Probleme mischen. Die nicht erwärmte Milch kann stundenweise bei Zimmertemperatur stehen bleiben, aber sie darf auch vorher nicht erwärmt worden sein. Sie kann auch wieder gekühlt werden. Mach dich nicht verrückt, unsere Kinder sind flexibel und dein Mann und dein Baby werden die Situation gut meistern! Glaub mir, wir Mütter machen uns oft viel zu viele Sorgen. Dein Baby schafft das und wenn dein Mann gelassen bleibt, werden die Beiden gut zurecht kommen! Alles alles Gute Biggi


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