Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stilltyrann

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stilltyrann

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Hallo Biggi, ich habe zwei Töchter, die eine wird im mai fünf und die andere im Februar ein Jahr alt. Ich hab Aliya, die kleine, bis 7 ½ Monate vollgestillt, dann hat sie endlich die Beikost akzeptiert. Letztes Jahr im November sind wir für 6 Wochen zu meinen Schwiegereltern nach Nordafrika in den Urlaub, wo ich wieder vermehrt gestillt habe, es gab da meist 1 „normale“ Mahlzeit anstatt 2x. Es gab da einen Jungen, der mit 18 Monaten über Mamas Brust geherrscht hat (schreit und fasst in den unmöglichsten Situationen Mama in die Bluse um nach der Befriedigungsquelle zu suchen und wurde sehr häufig, z. T. alle halbe Stunde gestillt). Aliya hat im Urlaub auch gelernt ihren Kopf durchzusetzen und sich vehement zu wehren, sie hat es von den vielen anderen Kindern abgeguckt. Wieder zu Hause hat sie sich nach eineigen Tagen wieder eingelebt und wollte auch nicht mehr so oft auf den Arm, auch das häufige stillen wurde wieder weniger. Doch die Gegenwehr und Streitsucht blieb. Vor knapp zwei Wochen hatte Aliya dann Magendarmgrippe, die erbrach 18x an einem Tag, wir gingen zum Arzt doch die verschriebenen Zäpfchen zeigten keine Wirkung, also sind wir an diesem Tag abends noch ins KH auf anraten des KiA, die schickten uns wieder heim, weil die Austrocknung noch nicht in den lebensgefährlichen Bereich gerutscht war, sollten aber bei erneutem erbrechen wiederkommen. Das Erbrechen war dann weg und Durchfall folgte. In dieser Zeit stillte ich 4 tage voll und begann dann langsam mit der beikost wieder. Doch leider hat Aliya seit kurzem auch eine Macke. Sie verweigert ihren Schnulli, will sehr oft an die Brust, meist nicht mal zum Trinken oft nur nuckeln, sie gibt es Frieden bis sie „ran darf“. Wenn nicht fängt sie an zu schreien wie am spieß. Das Einschlafen ist zur Zeit auch schwer, nur mehr an der Brust und auch sehr unruhig, kann die Brust erst wegnehmen wenn sie tief und fest schläft. Auch nachts wird sie ständig wach zum teil alle stunde und will nuckeln was auch meiner Meinung sehr lange dauert (an die 15min, früher nur ein paar Minuten). Gut wir praktizieren von Anfang an das Familienbett, so muss ich wenigstens nicht aufstehen, aber so langsam schlaucht es mich doch sehr, weil ich tagsüber aufgrund von 2 Kindern auch nicht zum Ausruhen komme. Diese Stillerei geht mir mittlerweile ziemlich auf die Nerven, obwohl ich eigentlich schon gerne stille, aber allein wenn ich schon dran denke in was das ausarten kann, nein danke! Samstag Abend wurde sie wieder zum x-ten Mal wach und hat vor lauter Müdigkeit geschrieen wie am spieß. Und als alles nichts mehr half hab ich sie ins Kinderzimmer in ihr Bett gelegt und natürlich hat sie noch lauter geschrieen, aber in dem Moment war es mir total egal. Nach ein paar Minuten, die mir zwar ewig vorkamen, hab ich sie geholt und sie ist mir kurz darauf ohne Brust auf dem Schoß eingeschlafen und ich konnte sie auch ohne Gezeter in unser Bett legen. Die Nacht war auch verhältnismäßig sehr ruhig (2x aufwachen, kurz trinken und weiterschlafen). Ich halte ja nicht viel von dem Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“, aber ich bin echt kurz davor so was mal zu starten, denn am Sonntag war Aliya die meiste Zeit auch zufrieden. Ich will wieder ein Kind, das abends alleine einschläft, ab und an stillt und sonst mit sich und der Umwelt zufrieden ist. Denn das ist Aliya zur Zeit auch nicht: sie ist total bockig. Sie will alles haben was ihre Schwester hat und wehe man lässt sie nicht, dann geht das Gekreische los. Sie lässt sich auch nicht ablenken oder hört auch von selbst nicht auf, sie steigert sich richtig gehend in die Schreierei hinein. Als Beispiel: vor ein paar Tagen habe ich den Puppenwagen aus dem Keller geholt. Aliya lief mit ihm durch die Wohnung und sobald ihn jemand nur berührt hatte – meist war es Yasmina, dann ging das Gezeter auch schon los, bis man die Finger wieder weggenommen hat. Ich hab keine Ahnung wie ich auf die ganzen Dinge (Stillen, Streitereien,...) mehr reagieren soll. Ich kann ja Aliya auch nicht ständig nur geben was sie will: zum einen weil Yasmina so ja gar nicht mehr zum Zug kommt und zum anderen wird das alles ja nur noch schlimmer. Ich bin mit meinem Latein so ziemlich am ende. Ist das alles nur eine Phase? Wie kann ich solche Situationen umgehen? Danke schon mal für die Hilfe!! Viele Grüße


Biggi Welter

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? Liebe Rahma, Stillbeziehungen sind so unterschiedlich wie die Stillpartner und was Ihnen vielleicht als „Beherrschung der Mutter" vorkam, kann aus Sicht dieser Mutter absolut normal und in Ordnung sein. Genau so ist es normal, dass ein krankes Kind (wieder) oft oder sogar ausschließlich gestillt werden mag und dies auch noch einige Zeit nachdem es (scheinbar) wieder gesund ist. Dazu kommt, dass Stillen viel mehr als nur Nahrungsaufnahme ist. Ihr Kind hat viele Veränderungen in der letzten Zeit erlebt: eine große Reise, dann wieder die Rückkehr, einen Magen-Darm-Infekt und dazu die bei allen Kindern in diesem Alter üblichen großen „Schritte", die für Eltern und Kind mit viel Aufregung und Verunsicherung verbunden sein können. Aliya will Sie (und den Rest der Familie) keineswegs tyrannisieren. Sie ist unsicher und muss in vielen Bereichen „ihren Weg" finden, muss mit neuen Erlebnissen und dem Meistern neuer Fertigkeiten zurecht kommen. Das schafft Unruhe. Versuchen Sie gelassen zu bleiben und begegnen Sie Ihrer kleinen Tochter mit liebevoller Konsequenz und Geduld. Es werden auch wieder einfachere Zeiten kommen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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