Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillt er sich selber ab ?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillt er sich selber ab ?

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hallo! mein sohn ist fast 10 monate alt und wurde 7 monate voll gestillt, dann habe ich mit beikost angefangen. das klappt sehr gut und bis vor ein paar tagen habe ich ihn morgens und abends vorm zubettgehen noch gestillt. aber nun habe ich den eindruck, er mag nicht mehr. er saugt an so daß die milch einschießt, trinkt zwei drei schlucke und dreht sich dann weg, läßt mich praktisch im regen stehen :-( er guckt dann rum, lacht und erzählt irgendwas. das macht er auch morgens, obwohl er doch da eigentlich appetit haben müßte nach der nacht ? wenn ich ihm aber wasser anbiete oder kunstmilch aus der flasche dann trinkt er gierig. und abends nimmt er nun zwar noch die brust, aber er nuckelt nur zum einschlafen und wenn dann die milch kommt ist er bereits eingeschlafen oder läßt los. ich finde es sehr schade, daß er nicht mehr "richtig" trinkt. er hat gerade den dritten zahn bekommen, oben links. die beiden unteren sind schon da. ich hatte jedoch nicht den eindruck, daß ihm das zahnen sehr zu schaffen macht und die brustverweigerung daran liegt. er kaut zwar mehr auf dingen herum, aber ansonsten ist er guter dinge. soll ich es langsam aufgeben ? ich würde gerne noch weitermachen, erst mal ist es sooo schön (gewesen) und zweitens hat er down-syndrom und das stillen hat ihm eine hervorragende mundmotorik und mundschluß beschert. oh hätte noch eine frage bezüglich frühstück. wie lange reicht milch als kompette mahlzeit morgens aus? wann braucht er festes frühstück? alle andren mahlzeiten bekommt er. lg renii & eric


Biggi Welter

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Liebe Renii, Ihr Sohn ist saugverwirrt, etwas was leider nicht selten bei so kleinen Babys vorkommt, wenn sie eine Flasche bekommen. Er muss erst wieder lernen, wie er an der Brust effektiv trinken muss, denn die Techniken an Brust und Flasche unterscheiden sich ganz grundlegend (es ist an der Flasche nicht leichter, sondern anders). Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringen. Versuchen Sie, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Sie ihren Sohn anlegen. Warten Sie nicht, bis Ihr Sohn sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik (eine gute Beschreibung der Anlegetechnik finden Sie in dem Info Blatt "Stilltechniken, die funktionieren", das Sie bei der La Leche Liga Deutschland und jeder LLL Stillberaterin (auch bei uns) bestellen können. Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Sohnes gut kontrollieren können und genau sehen, was er macht. Vermeiden Sie es, Ihren Sohn am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Sohnes legen oder ihn fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Will Ihr Sohn nicht an der Brust bleiben, nachdem er sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der seine Lippen Ihre Brust berühren. Er wird die Milch schlucken und dabei seine Zunge abflachen, so dass er die Brust richtig fassen kann. Es wäre günstig, wenn Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden würden, die Ihnen im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie Ihr Sohn an der Brust trinkt. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Ihr Sohn kann morgens noch gut Milch bekommen. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Sie können Ihrem Baby langsam ein Brot anbieten, ein MUSS ist das aber sicher nicht. Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas weiterhelfen, sollten Sie noch Fragen haben, bin ich gerne für Sie da. LLLiebe Grüße Biggi


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