Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillstress

Frage: Stillstress

kleinerStorch

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Hallo! Lange Zeit habe ich versucht, meine Probleme selbst zu lösen. Ich habe verschiedene Dinge ausprobiert, aber letztlich verzweifle ich doch. Mein Kind ist nun 4 Monate alt und wird voll gestillt. Anfangs war das nie ein Problem. Da habe ich mir nicht den geringsten Gedanken ums Stillen gemacht. Gewichtszunahme stimmte immer und Milch war weit mehr als genug vorhanden. Dann irgendwann begann es, dass sich die Milch weniger anfuehlte. Ich weiß: es pendelt sich ein und heißt also nicht, dass zu wenig Milch vorhanden ist. Das ist aber immer meine Sorge. Ich will um jeden Preis voll stillen, weil es doch das Beste fürs Kind ist. Mein Kind hat weniger Interesse am Trinken. Ich will, dass er alle 4 Stunden trinkt, da ich befürchte, sonst würde keine Milch mehr gebildet - oder nicht genug. Trinkt er nicht, pumpe ich ab. Aber all das setzt mich derart unter Druck... Ich kann es irgendwie nicht ändern. Ich befürchte, das Ende der Stillzeit ist quasi gekommen, wenn er einmal 7 Stunden nicht trinkt. Eingroßes Problem ist: Er interessiert sich nicht mehr so fürs Stillen. Er will alles andere ansehen. Solange die Milch schnell fließt, ist es okay. Sobald es etwas weniger wird, brüllt er und mag nicht mehr trinken. Dabei wird er nur gestillt (=keine Saugverwirrung). Früher war es immer so, dass extrem viel Milch vorhanden war. Er kann es wohl nicht, wenn er sich anstrengen muss. An einen Tag im Bett ist nicht zu denken, da weint er nur. Abpumpen klappt gut. Ich habe schon überlegt, nur noch abzupumpen und mit Flasche zu füttern. Aber er hat noch keine Routine und es ist so unklar, wann er wirklich Durst hat. Da würde ich dann viel Milch wegwerfen muessen, wenn er mal wieder doch nicht trinken will. Und ich müsste immer einen Flaschenwärmer mitnehmen. In einer Stillgruppe war die Beraterin ratlos. Auch Hebamme etc wissen keinen Danke im Voraus! trauriger kleiner Storch


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe kleinerStorch, die Flasche würde ich keinesfalls geben, denn es kann dann schnell passieren, dass Ihr Baby die Brust komplett verweigert. Bekommt Ihr Baby einen Schnuller? Wenn ja, sollten Sie diesen unbedingt weglassen. Es kann auch sein, dass Ihr Baby gerade streikt. Für einen Stillstreik kann es viele Ursachen geben. Bekommt das Baby Zähne? Hat es eine Erkältung oder eine verstopfte Nase, so dass es beim Trinken behindert wird? Hat es Ohrenschmerzen, so dass ihm das Stillen wehtut? Wurde kontrolliert, ob ein Harnwegsinfekt vorliegt? Ist die Mutter aus irgendeinem Grund beunruhigt oder aufgebracht? Babys reagieren auf die Gefühle ihrer Mutter. Gab es beim Stillen einen unliebsamen Zwischenfall? Wurde zum Beispiel gestillt während das Baby untersucht wurde und ist es dabei erschrocken? Kurz: Gab es irgendwelche einschneidenden Veränderungen oder besondere Situationen Manchmal lässt sich die Ursache auch nicht herausfinden und der Streik endet ebenso unvermittelt, wie er begonnen hat. In jedem Fall ist es sinnvoll, das Kind von der Kinderärztin/arzt anschauen zu lassen, um sicher zu sein, dass keine medizinische Ursache für die Verweigerung vorliegt. Bei einem Stillstreik weigert sich das Kind die Brust anzunehmen, es macht sich steif, drückt sich weg, vielleicht saugt es auch an und wendet sich dann ab. Ein Stillstreik kann einige Stunden aber auch tagelang dauern, manche Kinder streiken sogar über ein bis drei Wochen. Sie können versuchen Ihr Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie können ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, drängen Sie aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby wieder an Ihrer Brust trinkt, sollten Sie sich darauf einstellen, sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich Ihrem Kind zu widmen. Wenn Sie es viel im Arm haben, zärtlich streicheln und es Sie in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und lässt sich dazu bewegen, wieder bei Ihnen zu trinken. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu „bündeln“. Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C“ aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: • im Umhergehen stillen, • in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, • im Halbdunkeln stillen, • im Halbschlaf stillen, • das Baby mit der Brust spielen lassen, • unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, • alle künstlichen Sauger vermeiden, • das Baby massieren, • viel Körperkontakt (Haut auf Haut), • und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um Ihre Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass Ihre Brust übervoll wird, sollten Sie Ihre Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch können Sie Ihrem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann Ihnen passieren, dass sich Ihr Kind dann zur Flasche hin abstillt. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, die Ihnen die Becherfütterung zeigen kann und Ihnen auch sonst noch weitere Tipps geben kann. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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