Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillschwierigkeiten

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillschwierigkeiten

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Hallo! Mein Sohn ist 5 Wochen alt und ich schaffe es einfach nicht eigenermaßen einen Rhytmus für das Stillen reinzubekommen. Die ersten 2 Wochen liefen super, er kam alle 3 Stunden, trank eine Seite und schlief wieder. Seit der 3.Woche kommt er mal nach 2 mal nach 4 oder oder 3 Stunden, meistens aber nach 2. Er trinkt schnell, lässt dann ab, ich lasse ihn Bäuerchen machen und manchmal trinkt noch weiter, meistens aber nicht. Beim 2.Mal anlegen zappelt er rum, zieht an der Brustwarze, macht aufgeregte Geräusche und lässt die halbe Milch einfach aus den Mundwinkeln herauslaufen, so dass das Spucktuch hinterher richtig nass ist. Habe schon verschiedene Stillpositionen versucht, ziehe mich zum Stillen auch zurück, damit wir Ruhe haben. Heute hatte er mit Blähungen zu kämpfen, hat kaum geschlafen und hat immer wieder nach der Brust verlangt-es ist doch aber so, das ich die Blähungen verschlimmere wenn ich ihn in zu kurzen Abständen anlege. Wie schaffe ich es, dass er ausreichend trinkt um auch mal eine längere zeit auszuhalten bzw das er mal einen Rhytmus bekommt? Er ist mein 2.Kind, habe das erste 4 Monate gestillt, hatte diese Probleme nicht, hatte schon mit 2 Wochen einen 4-Stunden-Rhytmus. Vielen Dank für die Hilfe. Liebe Grüße Sandy


Biggi Welter

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Liebe Sandy, ich werde deine Fragen jetzt nicht in der von dir gestellten Reihenfolge beantworten, sondern so, wie es für mich einen Zusammenhang ergibt. Zunächst einmal gibt es keinen Grund, dass Du zwischen zwei Stillzeiten einen Mindestabstand einhältst. Es ist ein Ammenmärchen, dass ein Mindestabstand notwendig ist, um Bauchprobleme zu vermeiden oder sie zu beseitigen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute-Milch"-Theorie. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Probleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland und im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen.. Interessanterweise sagen aber selbst die Anhänger dieser Theorie, dass bei einem Wachstumsschub selbstverständlich häufiger angelegt werden darf und muss. Alle Stillexperten propagieren das Stillen nach Bedarf und ohne irgendeinen Mindestabstand. Muttermilch ist außerdem innerhalb von längstens 60 bis 90 Minuten vollständig verdaut. Lege dein Kind an, wenn es nach der Brust verlangt, ganz gleich ob die letzte Stillzeit vier Stunden oder eine Viertelstunde her ist. (Den Abstand zwischen zwei Stillzeiten berechnet man übrigens vom Beginn des letzten Anlegens bis zum Beginn des nächsten Anlegens). Verwendest Du einen Schnuller, um das Stillen hinauszuzögern? Wenn ja, dann kann es sein, dass wir schon die Ursache für das Stillverhalten gefunden haben. Das Saugen an einem künstlichen Sauger (und dazu gehören auch Beruhigungssauger) hat eine ganz andere Technik als das Trinken an der Brust. Versucht ein Kind an der Brust mit dieser Technik zu saugen, dann bekommt es weniger oder sogar gar keine Milch und ist verständlicherweise frustriert. Lass deshalb alle künstlichen Sauger weg, falls Du welche verwendest. Es ist sehr wichtig, dass das Baby korrekt angelegt ist und richtig saugt. Ein gut angelegtes Baby, das korrekt saugt schluckt weniger Luft beim Trinken und Luft, die nicht verschluckt wird, muss auch nicht wieder nach oben befördert werden. Blähungen sind leider in vielen Fällen durch eine nicht richtige Anlegetechnik und/oder ein falsches Saugen des Babys verursacht (und damit können wir wieder bei obigem Punkt mit den künstlichen Saugern sein). Ein Baby, das länger hingehalten wurde, trinkt in der Regel auch nicht gut an der Brust, so dass wir auch hier wieder bei einem Problem sind, das „hausgemacht" ist. Es ist deshalb auch immer wieder schade, dass Mütter mit solchen Ratschlägen wie dem des Mindestabstands verunsichert und zu neuen Problemen gebracht werden. Ich denke es wäre wirklich gut, wenn Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung setzen würdest. Sie kann dir ganz gezielte Tipps geben und dir vor allem auch zeigen, wie Du siehst, ob dein Baby richtig angelegt ist und gut saugt. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächste LLL-Stillberaterin heraus. Die Abstände zwischen den Stillzeiten können mit zunehmendem Alter des Kindes durchaus länger werden, doch in der Regel will ein Baby in diesem Alter im Durchschnitt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Am besten lässt Du dich von deinem Kind leiten. Ein gesundes, voll ausgetragenes Kind weiß im Normalfall selbst am besten, wie viel und wann es etwas braucht. Falls ein Baby allerdings nur selten nach der Brust verlangt und dabei nicht gut gedeiht, besteht Handlungsbedarf von Seiten der Mutter. In diesem Fall muss das Baby geweckt und zu häufigerem Stillen angeregt werden. Ich hoffe, der lange Text hat dich jetzt nicht zu sehr verwirrt. LLLiebe Grüße Biggi


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