sandra suering
Hallo liebes Stillberatungteam, unsere Tochter ist 3 Monate und fast zwei Wochen alt. Sie ist 7 1/2 Wochen zu früh geboren und hat 3 1/2 Wochen auf der Frühchenstation verbracht. Dort haben wir mit dem Stillen begonnen, wobei es im Anschluss immer noch eine kleine Menge meiner eigenen Milch aus der Flasche gab, damit alle sicher sein konnten, dass sie auch wirklich genug Nahrung zu sich nimmt. Als wir entlassen wurden, habe ich sie zu hause noch eine ganze Weile so weiter gestillt, bis ich dann merkte, dass sie die Zusatzmilch aus der Flasche nicht mehr brauchte. Ich habe dann ganz normal gestillt, was auch immer gut funktioniert hat. Dann kam die erste Impfung ( Doppelimfpung ) und die folgenden 3 Tage konnte ich ihr die Brust in keinster Weise schmackhaft machen, sodass wir ihr die Flasche gegeben haben. Nach den 3 Tagen war dann alles wieder in Ordnung. Jetzt hat sie allerdings seit 1,5 Wochen schon wieder so eine Phase, wo sie einfach nicht die Brust nehmen möchte. Indem Moment, in dem ich sie anlegen möchte, fängt sie an zu brüllen und zu schreien und reisst den Kopf förmlich nach hinten. Sie ist dann nicht mehr zu beruhigen und steigert sich richtig in diesen Zustand hinein. Weil ich nicht mehr weiss, wie ich sie füttern kann, gebe ich ihr die Flasche und pumpe meine Milch ab. Dabei habe ich dann festgestellt, dass selbst, wenn ich alle 3 Stunden abpumpe, ich nie mehr als 80ml Milch abpumpen kann. Aus der Flasche bekommt sie 120ml, die sie anstandslos austrinkt. Bei 80ml aus der Brust denke ich mir, dass sie unter Umständen dann nicht genug hat, wenn ich sie anlegen könnte. Ausserdem hat sie einen Schnuller, den sie, ausser wenn sie ihn im Tiefschlaf verliert, immer benutzt. Ich habe also auch schon viel von Saugverwirrung gelesen. Und dann ist sie vielleicht auch wieder in einer Wachstumsphase. Könnte das alles zusammenhängen, wie kann ich ihr die Brust wieder schmackhaft machen und wie kann ich ihr den Schnuller abgewöhnen ( allerdings ohne, dass ich sie dazu schreien lassen muss )? Vielen Dank für Ihre Hilfe und Ihre Antwort. Liebe Grüsse Sandra
Liebe Sandra, keine Pumpe der Welt kann die Brust so gut stimulieren und entleeren, wie ein effektiv saugendes Baby. Auch gibt es leider mehr als eine Pumpe auf dem Markt, die für den ihr zugedachten Zweck nicht geeignet ist. Außerdem ist Abpumpen eine Fähigkeit, die gelernt und geübt werden muss. Kaum eine Frau ist in der Lage sich an die Pumpe zu setzen und sofort große Mengen Milch abzupumpen, selbst wenn sie eine gute Pumpe zur Verfügung hat (und schon gar nicht, wenn sie zuvor keine ausführliche Pumpberatung erhalten hat und da hapert es in der Regel oft schon ganz gewaltig. Meist bekommt die Frau die Pumpe in die Hand gedrückt und dazu den Satz „Gebrauchsanweisung liegt bei"). Es ist sogar die Regel, dass bei den ersten Pumpversuchen nur wenige Milliliter oder sogar gar nichts heraus kommt. Es gibt sogar Frauen, mit absolut reichlicher Milchmenge, die beim Abpumpen keinen einzigen Tropfen Milch gewinnen können, denn nicht jede Frau ist in der Lage sich mit dieser Maschine zu arrangieren. Ich bin ziemlich sicher, dass dein Baby tatsächlich saugverwirrt ist. Ein Baby in einer solchen Situation an die Brust zurückzubringen erfordert mehrere Dinge: zum einen, deine echte Bereitschaft und Motivation, deine Kleine an die Brust zurückzuführen. DU musst davon überzeugt sein, dass Du wirklich weiter stillen willst. Wenn Du zweifelst, dann wird es nicht erfolgreich sein. Als nächstes wirst Du neben der Motivation viel Geduld, Beharrlichkeit und Energie aufwenden müssen. Eine Saugverwirrung zu überwinden und die Milchproduktion wieder aufzubauen ist keine Sache, die eben mal nebenbei funktioniert. Und außerdem musst Du dir darüber im Klaren sein, dass dein Baby nicht von jetzt auf gleich wieder problemlos an deiner Brust trinken wird. Es ist besser, ich sage dir das alles jetzt ganz ehrlich. Wenn Du willst, dass deine Tochter wieder an die Brust kommt und deine Milchmenge wieder gesteigert wird, dann kommst Du wohl nicht drum herum, regelmäßig zu pumpen. Du solltest die Flasche vermeiden und deinem Baby mit einer alternativen Fütterungsmethode ernähren (z.B. mit dem Becher). Gib ihr viel Körperkontakt, lass sie an der nackten Brust spielen. Versuche die Tipps, die auch bei einem Stillstreik Anwendung finden: Versuche die Kleine anzulegen, wenn sie schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihr die Brust auch immer wieder anbieten, wenn sie wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Du möchtest, dass sie wieder an deiner Brust trinkt, solltest Du dich darauf einstellen, dich in den nächsten Tagen fast ausschließlich deinem Baby zu widmen. Wenn Du es viel im Arm hast, zärtlich streichelst und es dich in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und lässt sich dazu bewegen, wieder bei Dir zu trinken. Weitere bewährte Tipps für diese Situation sind: • in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, • im Halbdunkeln stillen, • das Baby mit der Brust spielen lassen, • unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, • alle künstlichen Sauger vermeiden, • das Baby massieren, • viel Körperkontakt (Haut auf Haut), • und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird. Melde dich doch morgen einmal, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße, Biggi
sandra suering
Hallo Biggi, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Mit der Milchpumpe komme ich gut zurecht. Milch bekomme ich auch abgepumpt, aber eben nicht so viel. Die Milchproduktion muss eben erst wieder richtig angeregt werden. Ich will stillen. Ich bietet ihr jedesmal die Brust an, gehe - denke ich - ganz entspannt an die Sache ran, aber ich kann sie eben einfach nicht überzeugen. Erstaunlicherweise klappt es nachts einigermassen gut. Woher weiss ich denn, wann sie Hunger hat? Oft liegt es nämlich wahrscheinlich auch daran, dass sie nicht an die Brust will, weil der Hunger einfach schon zu gross ist und sie schon selbst deswegen ziemlich gestresst ist. Weil sie aber auch tagsüber nicht richtig schläft, kann ich oft nicht unterscheiden, ob es Hungerzeichen sind oder ob sie müde ist und nicht in den Schlaf kommt. Mit einem Becher meinen Sie wohl die Becher, die Kleinkinder zum ersten Trinken benutzen, solche, die sich Schnabeltassen nennen, richtig? Und damit kann ich ihr meine Milch geben? Obwohl sie erst 4 Monate alt ist? Ich kann meine Tochter doch nicht den ganzen Tag im Arm halten, nur damit sie einschläft, oder doch? Oft sie eben auch aufgebracht, weil sie müde ist, aber nicht schlafen kann. Ich nehme sie schon sehr oft in den Arm, wo sie mir dann auch einschläft, aber in dem Moment, in dem ich sie in ihr Bett zurücklegen will, wird sie wieder wach und dann schläft sie nicht mehr weiter. Soll ich sie also folglich ohne Schnuller brüllen lassen, denn das tut sie, wenn sie ihn nicht hat? Und ihre Hand hilft ihr nicht wirklich als Ersatz. Sie versucht, die ganze Hand in den Mund zu stecken, aber das reicht ihr nicht aus, weil sie sie nicht in den Mund bekommt. Und wenn ich ihr meinen Finger anbiete, mache ich sie dann nicht abhängig davon? Das möchte ich nämlich auf jeden Fall vermeiden. Wir haben eine Tagesmutter, die hatte das gleiche Problem mit dem Schnuller und dort hat nur der kleine Finger des Vaters geholfen, der dann stundenlang neben dem Bett gesessen und seiner Kleinen den Finger in den Mund gesteckt hat, damit sie ruhig und zufrieden ist. Viele Fragen, viele Zweifel, ich weiss. Aber ich möchte auf jeden Fall weiter stillen und bin momentan totunglücklich über diese Situation. Liebe Grüsse Sandra
Liebe Sandra, Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. In den nächsten tagen sollten Sie Ihr Baby am besten rund um die Uhr tragen, liebkosen, streicheln und anlegen, so oft es nur geht! Gerade ein saugverwirrtes Baby trinkt nachts meist gut und wenn Sie viel Geduld und Ruhe haben, wird es bald wieder klappen! Ja, Sie müssen auf den Schnuller verzichten, damit Ihr Baby lernt, endlich korrekt und effektiv an der Brust zu trinken! An dem Finger saugt ein Kind nicht wie am Schnuller und Sie können ihn immer geben, wenn sich das Baby an der Brust nicht beruihgen lässt. Haben Sie Vertrauen, es WIRD klappen und wenn Sie möchten, können wir auch gerne einmal miteinander telefonieren. Gut wäre es sicher auch, wenn Sie sich an eine Kollegin vor Ort wenden würden, die Ihnen im dirketen Kontakt viel mehr zeigen kann! LLLiebe Grüße, Biggi
sandra suering
Hallo Biggi, vielen Dank für die vielen Tipps. Ich habe überhaupt keine Probleme damit, meine Tochter den ganzen Tag im Arm zu halten, herumzutragen oder sie gar bei mir im Arm schlafen zu lassen. Eher ist da schon der Papa "besorgt", der meint, ich würde unserer Kleinen Verhaltensweisen angewöhnen, ohne die sie später nicht mehr auskommt, was dann ein Problem geben könnte, wenn ich wieder arbeiten muss. An eine Kollegin hier in Frankreich habe ich mich schon gewannt, aber ganz ehrlich, ich bin nicht grün mit ihr geworden. Und eine Hebamme habe ich aufgrund der viel zu frühen Geburt nie gesehen. Telefonieren finde ich wirklich gut. Vielleicht bekomme ich so dann endlich wieder ein gutes Gefühl bei dem, was und wie ich es tue. Liebe Grüsse Sandra