Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillprobleme!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillprobleme!

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wer kann mir helfen? mein sohn kam vor einer woche zur welt, nun habe ich das problem wie bekomme ich einen rhythmus beim stillen rein??mein kleiner verlangt mal alle 2 stunden die brust dann alle 1 1/2 std. dann schläft er 3 std.ich habe gelesen das man am besten die brust alle 3 std. geben soll ,weil ja er noch am verdauen der letzten milch ist.um blähungen zu vermeiden! ein problem habe ich noch: kurz bevor ich den kleinen wieder anlegen muss tut mir so meine brust weh, sie spannt und ist ganz hart!ich werde sogar nachts wach davon,kann gar nicht auf der seite liegen.ich habe eine milchpumpe zuhause, soll ich etwas milch abpumpen??damit die brust nicht mehr so spannt?? danke in vorraus für die antwort! lilo


Biggi Welter

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? Liebe Lilo, „alle Welt" erzählt einer jungen Mutter, wie wichtig es sei, dass das Baby möglichst bald einen „Rhythmus" bekäme, doch die Natur hat dem Baby davon nichts gesagt:-). Kaum jemand von denen, die jungen Mütter solche Ratschläge geben, hat sich schon einmal überlegt, wie anstrengend es für Mutter und Kind ist, einen bestimmten von außen vorgegebenen Rhythmus einzuhalten, statt einfach die Uhr zu vergessen und sich vom Kind leiten zu lassen, Es ist nur zu verständlich, dass ihr Baby unleidlich ist, wenn Sie immer wieder versuchen, es hinzuhalten, um einen Rhythmus zu erreichen, der absolut nicht den Bedürfnissen eines Babys entspricht. Stillen nach der Uhr und im Vier-Stunden-Rhythmus, stammt aus einer Zeit, als es noch keine adaptierte Säuglingsnahrung gab und man feststellen musste, dass die Babys bei Fütterung nach Bedarf überfüttert werden konnten. Später wurde dieser Rhythmus dann auch für gestillte Babys empfohlen, weil das Wissen um die Kunst des Stillens leider verloren gegangen ist. Die Empfehlung dem Baby einen (Vier-Stunden-)Rhythmus anzutrainieren endet in den meisten Fällen mit einem Misserfolg beim Stillen. Das Hinhalten führt meist zu folgendem Szenariio: Ein weinendes verzweifeltes Baby, eine Mutter, die zunächst mit einem Milchstau nach dem anderen und schließlich mit zurückgehender Milchmenge kämpft, Mutter und Kind am Rande der Nervenkrise, eventuell eine Gedeihstörung, weil das Kind durch das Hinhalten nicht mehr genügend Kraft hat und nicht mehr gut an der Brust trinkt, die Brust vielleicht sogar ganz verweigert und schließlich das ungewollt frühe Abstillen. Stillen nach Bedarf wird eindeutig von allen Stillexperten empfohlen, denn so wird sicher gestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht auch dann bekommt, wenn es sie braucht. Außerdem muss sich die Stillbeziehung erst richtig einspielen und dafür können Sie schon etwa sechs Wochen einrechnen, bis sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einigermaßen eingependelt hat. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Es gibt keinen Grund einen bestimmten Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten und es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute-Milch"-Theorie. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Bauchprobleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland. Interessanterweise vertreten selbst die Verfechter eines Mindestabstandes die Meinung, dass bei einem Wachstumsschub, der im Alter Ihres Babys demnächst zu erwarten ist, selbstverständlich häufig und ohne zeitliche Eingrenzung angelegt werden soll. Falls die Brust dann zu spannen beginnt und Ihr Baby nicht trinken mag, pumpen Sie vorsichtig gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen Um moralische Unterstützung zu bekommen und andere stillende Frauen kennenzulernen, kann ich Ihnen wärmstens den Besuch einer Stillgruppe besuchen. Mit Sicherheit werden Sie dort andere Mütter treffen, deren Babys sich so wie Ihresverhalten, oder eben auch ganz anders und Sie werden sehen, dass es eine Vielzahl verschiedener Verhaltensweisen und doch auch viele Ähnlichkeiten gibt und eine weite Spanne von „normal". Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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