Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillprobleme

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillprobleme

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Hallo Biggi! Ich komme aus Österreich und wohne noch dazu am Land. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in meiner Nähe irgendwo eine Stillberaterin gibt. Es gibt ja auch keine Gruppen... PLZ wär 9751, dennoch glaube ich hat das keinen Sinn. Ich bin jetzt schon wirklich verzweifelt. Zweimal habe ich versucht, meinen Sohn (3M) Tee anzubieten, um mir ein bißerl Pause zu gönnen, aber er hat das Flascherl immer verweigert. Jetzt trinkt er an der linken Brust fast gar nicht mehr. Er nimmt einen Schluck, dreht sich weg, trinkt, dreht sich weg, schimpft usw... Hat zur Folge, dass meine Brustwarze schon schlimm schmerzt. Aber das komische ist ja, dass ich rechts keine Probleme habe, oder nur sehr selten... Ich bin schon so entnervt, dass ich ans Abstillen denke. Er will ja auch alle 3 h trinken. Soll ich es mal mit Zwiemilchernährung probieren? Oder kann es einfach sein, dass er schon Beikost benötigt. Er ist ja schón 70cm und ich habe das Gefühl, ich bekomme ihn nicht mehr satt. Aber er kann ja nicht permanent einen Wachstumsschub haben? Die Situation hat sich ja seit Beginn noch nie entspannt? Stillpositionen sind mir schon gezeigt worden, aber nachdem er so groß und schwer ist ist er kaum zu bändigen... Was kann es denn sein, dass er li nicht trinkt und rechts schon? Maja


Biggi Welter

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? Liebe Maja, gerade von uns LLL-Stillberaterinnen wohnen viele auf dem „absolut platten Land" und deshalb halte ich es nicht für vollkommen ausgeschlossen, dass es auch bei euch eine LLL-Stillberaterin gibt. Mit dem österreichischen Postleitzahlsystem kann ich nicht sehr viel anfangen, aber frage doch mal bei Frau Beate Dohr Tel.: 04257-2293 oder Frau Elke Pleschberger Tel.: 04247-2076 nach, ob es in eurer Umgebung jemanden gibt. Für ein drei Monate altes Baby sind Stillabstände von drei Stunden absolut normal (bei einem Wachstumsschub sind die Abstände deutlich kürzer) und es ist auch sehr fraglich, ob sich an den Abständen zwischen den Mahlzeiten etwas ändern würde, wenn Du künstliche Säuglingsnahrung einführen würdest. Die Verweigerung der einen Seite kann verschiedene Ursachen haben, die von einem gesundheitlichen Problem, dass deinem Kind die Haltung auf der einen Seite unangenehm werden lässt bist hin zu einer „normalen" Bevorzugung einer Lieblingsseite reichen kann. Vorsichtshalber solltest Du dein Kind von der Kinderärztin/arzt anschauen lassen, um auszuschließen, dass er zum Beispiel Ohrenschmerzen auf einer Seite hat o.ä. Wir Menschen sind nicht symmetrisch und das gilt auch für die Brüste einer stillenden Frau. Es ist ganz normal, wenn eine Brust mehr Milch bildet als die andere und es ist auch ganz normal, dass ein Baby eine Lieblingsbrust hat. In manchen Fällen geht die Bevorzugung der einen Brust so weit, dass die andere ganz abgelehnt wird, so wie bei euch. In einigen Fällen kommt es zu einer stärkeren Milchproduktion in einer Brust, weil in dieser Brust mehr Milchgänge arbeiten und die Milch in dieser Brust schneller und reichlicher fließt. Manchmal wird (häufig unbewusst) an einer Seite mehr angelegt als an der anderen und so diese Seite zu mehr Milchbildung angeregt. Dieser Unterschied ist jedoch normalerweise bedeutungslos, da es nicht auf die Menge in einer Brust ankommt, sondern auf die Gesamtmenge. Es ist möglich mit nur einer Brust zu stillen (Zwillinge haben rechnerisch auch nur eine Brust pro Kind zur Verfügung). Das einzige Problem, das auftauchen kann, besteht darin, dass die Brüste ungleich in der Größe sein können. Doch dies ist ein eher kosmetisches Problem und nach dem Abstillen gleichen sich die Unterschiede wieder aus. Manche Kinder lassen sich überlisten. Du kannst versuchen dein Baby zunächst an der bevorzugten Brust anzulegen und beim Seitenwechsel drehst Du es nicht um, sondern lässt es einfach an die andere Brust hinüberrutschen, so dass es seine Lage in etwa beibehält. Allerdings ist diese Methode nicht immer erfolgreich. Ich halte es jetzt für das Wichtigste, dass dir jemand nicht nur verschiedene Stillpositionen zeigt, sondern dir beim Stillen zuschaut und sieht, wie dein Kind trinkt. Die Kollegin kann dir dann genau erklären, woran Du erkennst, dass dein Kind korrekt angelegt ist und wie Du ihm helfen kannst korrekt zu saugen, so dass deine Brustwarzen nicht mehr weh tun. Schmerzende Brustwarzen sind immer ein Warnsignal für eine ungünstige Stilltechnik und/oder falsches Saugen. Schau deshalb wirklich, ob es nicht doch eine Stillberaterin bei euch in der Nähe gibt. Die Bereitschaft eines Kindes für Beikost ist vollkommen unabhängig von seinem Gewicht und seiner Größe und mit drei Monaten ist der Organismus eines Babys keinesfalls reif genug für Beikost, ganz gleich wie groß oder schwer das Kind ist. Ich kann dir wirklich nur wärmstens ans Herz legen, dich an eine kompetente Stillberaterin vor Ort zu wenden, damit Du beschwerdefrei stillen kannst und dann auch nicht mehr das Gefühl haben muss „ich kann nicht mehr". LLLiebe Grüße Biggi


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