Mitglied inaktiv
Hallo, ich bin zum erstenmal auf dieser Seite und hoffe das du mir helfen kannst. Also... meine Tochter ist 16 Wochen und bis jetzt stille ich voll. Letzte Woche hatte meine Tochter vermutlich einen Wachstumsschub - sie hat nicht mehr durchgeschlafen und war den ganzen Tag unzufrieden. Ich habe sie 2 Tage lang häufiger angelegt und meine Milch reichte wieder. Ich muß dazu sagen meine Tochter verweigert total die Flasche mit Milch, sie trinkt nur Tee. Nach den 2 Tagen habe ich gedacht das war es jetzt erstmal, aber sie hat dann auf einmal nur alle 4 Stunden hunger gehabt und dann aber auch nicht alles getrunken. Ich habe das Gefühl das meine Milch jetzt schon wieder nicht richtig reicht. Abends ist es besonders schlimm, wenn sie schon müde ist geht es ihr nicht schnell genug und sie zieht dann nicht richtig, die Milch kommt nicht und sie fängt dann richtig an zu weinen - läßt sich auch kaum beruhigen - schläft vor Erschöpfung ein und meldet sich dann nachts nochmal. Ich weiß nicht was ich falsch mache oder wie ich die Situation verbessern kann. Ich habe auch schon versucht sie abends 2x kurz hintereinander anzulengen, damit sie bei der letzten Mahlzeit keinen großen Hunger mehr hat, hat aber leider auch nicht funktioniert. Ich hoffe das war jetzt nicht zu durcheinander. Tschüß Birgit
Liebe Birgit, eine kleine Begriffsklärung scheint mit zuerst angemessen. Sobald ein Kind irgend etwas anderes als Muttermilch erhält, ist es nicht mehr voll gestillt, auch wenn die Menge der anderen Nahrung oder Flüssigkeit sehr gering ist. Für viele Menschen scheint diese Genauigkeit in diesem Punkt nicht wichtig, doch für eine Stillberaterin und auch für einen Arzt ist es sehr wichtig zu wissen, ob das Kind irgend etwas anderes dazu bekommt oder nicht. Die Empfehlungen können dann in bestimmten Beratungssituationen sehr unterschiedlich ausfallen. Wir Stillberaterinnen erleben zum Beispiel Fälle, in denen ein Kind Gedeihprobleme hat und die Mutter sagt es wird voll gestillt und erst auf gezieltes Nachfragen erfahren wir, dass das Kind pro Tag 300 ml Tee dazu bekommt. Du schreibst, dass deine Tochter zwischendurch die Flasche mit Tee bekommt. Babys im Alter von deiner Tochter brauchen noch keine zusätzliche Flüssigkeit. Muttermilch hat einen hohen Wasseranteil, indem alle übrigen Bestandteile gelöst sind. Durch diesen hohen Wassergehalt wirkt die Muttermilch durstlöschend. Am Anfang der Stillmahlzeit ist die Milch dünnflüssiger, am Ende hat sie einen höheren Fettgehalt (Vordermilch und Hintermilch). Um den Hunger zu stillen, muss das Baby daher länger an einer Seite trinken, bis es genügend Kalorien erhalten hat. Trinkt es nur kurz und erhält dabei nur Vordermilch, wird sein Durst gelöscht. Selbst bei sehr heißem Wetter erhält das Baby ausreichend Flüssigkeit, wenn es häufig genug angelegt wird. Selbst in heißen Klimaten ist keine zusätzliche Flüssigkeitsgabe notwendig. Zusätzlicher Saft oder Tee würde nur dazu führen, dass das Interesse des Babys an der Brust nachlässt und das wiederum wirkt sich ungünstig auf die Milchproduktion aus. Die Milchmenge richtet sich danach, wie viel das Baby trinkt. Wird es seltener angelegt, geht die Milchmenge zurück. Tee oder Saft haben keinen bzw. nur einen geringen Nährwert und können deshalb das Gedeihen des Babys negativ beeinflussen. Außerdem besteht bei der Verwendung von künstlichen Saugern die Gefahr einer Saugverwirrung. Einer der Unterschiede zwischen Brust und Flasche besteht nämlich darin, dass aus der Flasche sofort etwas herauskommt, während an der Brust etwas Arbeit notwendig sein kann, ehe die Milch zu fließen beginnt. Ein Kind, das nun die Flasche kennt, kann an der Brust frustriert sein und beginnt dann zu zappeln und zu zerren oder auch zu schreien. Es reagieren nicht alle Stillkinder so, aber einige und es lässt sich nie vorhersagen, welches Kind so auf die Flasche reagieren wird und welches nicht. Es wird also weniger daran liegen, dass dein Kind nicht satt wird, als vielmehr daran, dass er an das „Bequeme" der Flasche gewöhnt ist. Das abendliche „Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“ angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster-Feeding“. So kleine Babys wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken wollen. Wenn dann aus der Furcht heraus, die Milch könne nicht ausreichen, eine Flasche gegeben wird, kommt das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage aus dem Lot. Ich weiß, dass es anstrengend ist, aber diese Phase geht vorbei. Hat deine Tochter bisher ausreichend zugenommen? Wie oft in 24 Std. stillst Du sie? Wie viele nasse Windeln hat sie in 24 Std.? Wie oft und wie viel Tee bekommt sie? Verwendest Du einen Schnuller? Vielleicht hilft es dir auch, wenn Du dich mit anderen stillenden Müttern austauschen kannst. Dazu bietet sich der Besuch einer Stillgruppe an. Wenn Du mir den Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Ich freue mich auf deine Antwort, bis dahin llliebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, vielen Dank für die schnelle Antwort. Meine Tochter wird ca. 5x am Tag gestillt. Sie hat ein Gewicht von ca. 7 kg. und ist ca. 62 cm. groß. Sie wird überall als ziemlich kräftig bezeichnet, deshalb habe ich auch angst sie noch öfter anzulegen. Sie hat ja innerhalb der ersten 4 Monate ihr Geburtsgewicht verdoppelt. Zum Tee.. Sie trinkt immer zwischendurch ein bischen und abends wenn es ins Bett geht knöttert sie noch ein bischen und trinkt dann nochmal ca. 100 ml. Dann ist aber auch bis zum nächsten Morgen alles ok. Ich komme aus Mönchengladbach Plz 41.. Danke und Tschüß Birgit
Liebe Birgit, Du machst dir Sorgen, dass deine Tochter als Erwachsene Gewichtsprobleme haben wird, weil sie als Baby so rasch zunimmt. Ich kann dich beruhigen, Du machst alles richtig. Solange dein Baby ausschließlich Muttermilch erhält, legst Du keinesfalls den Grundstein für ein späteres Übergewicht. Gestillte Babys gibt es in allen Größen - kleine zierliche ebenso wie kleine rundliche oder lange dünne. Durch das Stillen kannst Du dein Baby nicht überfüttern. Deine Tochter wird perfekt ernährt, wenn sie in den ersten sechs Monaten ausschließlich Muttermilch erhält. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil, eine Untersuchung ergab, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht im Erwachsenenalter schützt (Kramer 1981). Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Es ist gefährlich, das Wachstum des Babys dadurch einzuschränken, dass man das Baby auf Diät setzt. Ein kleines Kind braucht Nahrung, um alle Arten von Zellen zu bilden, Hirn- und Nervenzellen ebenso wie Fettzellen. Genau wie beim Erwachsenen variiert der kindliche Nahrungsbedarf von einem Baby zum anderen. Die frühe Einführung von fester Kost kann sogar zur Überfütterung führen, daher ist es besser nach dem sechsten Monat weiterhin zu stillen und im ersten Lebensjahr die Muttermilch als Hauptnahrungsquelle zu betrachten. In diesem Alter sollte die zusätzliche Kost lediglich als Ergänzung angesehen werden. Es gibt keinen Grund, dass Du zwischen zwei Stillzeiten einen Mindestabstand einhältst. Es ist ein Ammenmärchen, dass ein Mindestabstand notwendig ist, um z.B.Bauchprobleme zu vermeiden oder sie zu beseitigen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute-Milch"-Theorie. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Probleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland und im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen.. Interessanterweise sagen aber selbst die Anhänger dieser Theorie, dass bei einem Wachstumsschub selbstverständlich häufiger angelegt werden darf und muss. Alle Stillexperten propagieren das Stillen nach Bedarf und ohne irgendeinen Mindestabstand. Muttermilch ist außerdem innerhalb von längstens 60 bis 90 Minuten vollständig verdaut. Lege dein Kind an, wenn es nach der Brust verlangt, ganz gleich ob die letzte Stillzeit vier Stunden oder eine Viertelstunde her ist. (Den Abstand zwischen zwei Stillzeiten berechnet man übrigens vom Beginn des letzten Anlegens bis zum Beginn des nächsten Anlegens). Ein Baby in diesem Alter möchte in etwa 8-10x in 24 Std. gestillt werden. Das Verhalten deiner Tochter bessert sich bestimmt, wenn Du auf das Teefläschchen und den Schnuller verzichtest. Bitte wende dich doch auch an Frau RATH, Ute, Tel.: 02156-7372, sie kann dir noch weitere Tipps geben. LLLiebe Grüße Biggi