sefis
Liebe Biggi, ich schreibe dir, weil wir wieder ein Stillproblemchen haben und ich die Welt nicht mehr verstehe. Mein kleiner Sohn ist jetzt 7 Monate alt und hat sich am Dienstag mit COVID angesteckt. Er hatte nur einen Tag Fieber und hat das gut überstanden. Leider wollte er während der Krankheit kaum essen oder trinken. Er bekommt mittags und abends Beikost, und ich stille ihn nach Bedarf. Aus Sorge vor Dehydration waren wir am Samstag beim Kinderarzt. Der Arzt meinte, dass er wahrscheinlich wegen Halsschmerzen nicht trinken möchte – der Hals ist wohl stark gerötet. Wir haben ihm immer wieder mit einer Spritze etwas Muttermilch und Kamillentee gegeben, was mal besser, mal schlechter geklappt hat. Tatsächlich konnte ich ihn seit Beginn der COVID-Erkrankung erstmals wieder seit Samstag Abend mehr oder weniger in den Schlaf stillen. Er hat erst getrunken, im Halbschlaf hat er dann die Brust losgelassen und suchvewegungen gemacht. Den Schnuller wollte er nicht mehr. Als ich die Brust wieder gegeben habe, hat er kurz daran gesaugt und dann los gelassen und wieder Suchbewegungen gemacht. Bis er dann sich komplett verweigert hat und ich musste ihn dann in den Schlaf tragen. Tagsüber verweigert er die Brust jedoch weiterhin größtenteils. Wenn er sehr hungrig oder müde ist, dockt er kurz an, trinkt vielleicht ein bis zwei Minuten und drückt sich dann weg. Nachts klappt das Stillen jedoch – anfangs trank er nur kurz, aber seit letzter Nacht wieder etwas länger. Die Erklärung mit den Halsschmerzen klang für mich plausibel, da auch das Füttern mit der Flasche oder Spritze kaum geklappt hat. Zu meiner Überraschung hat er aber gerade eben Muttermilch aus der Flasche problemlos getrunken. Könnte das immer noch an COVID liegen, oder stillt er sich womöglich gerade ab? Das macht mich ziemlich traurig, besonders da ich das Einschlafstillen als etwas sehr Inniges und Komfortables empfunden habe. LG
Liebe sefis, leider kann es sein, dass dein Kind sich zur Flasche hin abstillt und das korrekte Saugen an der Brust verlernt. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Da hilft es dann auch nicht, viel und oft anzulegen. Du solltest deshalb wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Liebe Grüße Biggi
sefis
Liebe Biggi, die Flasche hat er nur zwei mal genommen, danke für den Rat, danach habe ich ihm die Flasche nicht mehr gegeben. Schnuller wegzulassen habe ich auch schon probiert, in der Trage hatte ich die Hoffnung es klappt. Aber er weint so bitterlich, dann kann ich ihn auch nicht ablegen, weil er dann aufwacht und den Schnuller möchte. Im Halbschlaf klappt stillen auch nicht mehr richtig, nachts trinkt er auch nur noch sporadisch, kurz, Dock an und ab. Der sog ist auch nur schwach, ich vermute er nuckelt eher als das er trinkt. Morgens hatte er nur ne halb so volle Windel wie üblich. Im Wachzustand verweigert er die Brust komplett. Ich kuschele mit ihm mit freiem Oberkörper, er spielt mit der Brust, kneift sie, drückt sie, legt sich mal seinen Mund drauf, grinst, pustet und beißt, aber ans trinken denkt er nicht mal. Ich bin so am verzweifeln. Er kriegt jetzt über eine Spritze und Trinkbecher von madela die Milch, aber große Portionen können wir ihm so nicht verabreichen. Ich habe so angst vor einer Dehydration. Er kriegt mittags und Abend Brei, ab heute auch nachmittags, damit der Hunger tagsüber gestillt ist. Eine Stillberatering von der La Leche Liga gibt es in meiner Nähe nicht, ein Hausbesuch ist also nicht möglich. Ich weiß wirklich nicht weiter und bin sehr verzweifelt. Hast du einen Rat?