Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillprobleme/Stillwunsch (sorry, etwas lang)

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillprobleme/Stillwunsch (sorry, etwas lang)

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Hallo Zusammen, ich bin mit unserem 2. Kind schwanger und würde dieses Mal gerne alles tun, so dass es mit dem Stillen klappt. Bei meinem ersten Sohn war es eine Katastrophe und nach 8 Wochen habe ich abgestillt. Ich habe an einer Brust eine Schlupfwarze und an der anderen Brust eine sehr kleine Brustwarze. Im Krankenhaus wurden mir gleich Stillhütchen verpasst. Anfangs hatte ich Unmengen an Milch und dann wurde es immer weniger. Somit waren die Abstände zwischen dem Stillen am Schluss bei 1,5 - 2 Std. und das Stillen dauerte ca. 1 Std. Unser Kleiner war danach immer noch nicht satt, weil wohl trotz Stilltee etc. nicht mehr produziert wurde. Ich hatte immer den Eindruck, dass durch die Hütchen der Reflex und somit die Produktion nicht richtig angeregt wurde, aber der Kleine wollte partout die Brust nicht ohne nehmen. Tja, und meine Hebamme war leider auch keine große Hilfe. Und ich war aufgrund dieser Situation irgendwann so fertig und "ga-ga", dass ich abgestillt habe. Meine Brustwarzen kann ich nun ja nicht austauschen, aber vielleicht haben Sie eine Idee, wie es beim nächsten Kind klappen könnte?! Viele Grüße


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Liebe Lilliput, es tut mir so leid, dass du beim ersten Mal so traurige Erfahrungen machen musstest! Es ist leicht zu verstehen, dass man als Mama da irgendwann nicht mehr "kann" und auch das Handtuch wirft! Das wäre mir sicher nicht anders ergangen! Hohlwarzen sind nicht zwingend ein Stillhindernis. Diese Warzenform kann muss aber nicht Probleme beim Anlegen verursachen. Das englische Wort für "Stillen" verdeutlicht so schön, dass die Form der Brustwarze nicht unbedingt wichtig für den Stillerfolg ist: Stillen heißt "Breastfeeding" also Brusternährung. Es heißt nicht etwa "Nipplefeeding" sondern "Breastfeeding". Das Kind trinkt nicht ausschließlich an der Brustwarze, sondern an der Brust. Ein korrekt angelegtes Kind umfasst nicht nur die Brustwarze, sondern auch einen Teil des Warzenhofes. Wenn ein Kind ausschließlich die Brustwarze beim Saugen an der Brust fasst, dann führt das zu wunden Brustwarzen. Hohlwarzen kommen in unterschiedlichen Ausprägungen vor. Manche Brustwarzen sind nur leicht eingezogen, und ein Baby mit normaler Saugfähigkeit kann sie ohne Schwierigkeiten herausziehen (allerdings kann ein frühgeborenes oder saugschwaches Baby zunächst durchaus Probleme haben). Andere Brustwarzen sind mäßig bis stark eingezogen, was bedeutet, dass sie sich beim Zusammenpressen stark zurückziehen, auf die gleiche Höhe oder vielleicht sogar noch hinter den umgebenden Brustwarzenhof. Eine tief eingesunkene Brustwarze kann das Ansaugen und das Stillen problematisch werden lassen. In diesem Fall kann eine Behandlung zum Herausziehen der Brustwarze während der Schwangerschaft sinnvoll sein. Meine Erfahrungen mit der Niplette sind nicht überzeugend und außerdem kann die Niplette bei manchen Frauen wehenauslösend wirken. Das Tragen von Brustwarzenformern (gibt es von den Firmen Medela und Ameda und können bei Apotheken oder der La Leche Liga oder LLL Stillberaterinnen bestellt werden) kann helfen, die Brustwarzen hervortreten und besser fassbar zu machen. Die mit der Schwangerschaft einhergehenden Hormonveränderungen erhöhen die Elastizität der Haut einer Frau. Brustwarzenformer wurden erdacht, um diese natürliche Dehnbarkeit auszunutzen und durch sanften, aber fortwährenden Druck die Brustwarze herauszuziehen. Brustwarzenformer bestehen aus leichtem Hartplastik. Einige haben eine nachgiebige Innenseite aus Silikon (Medela). Sie sollen von der Mutter im Büstenhalter getragen werden. Der innere Ring übt sanften, aber anhaltenden Druck auf den Brustwarzenhof der Mutter aus, was die Brustwarze veranlasst, hervorzutreten und die Verwachsungen dehnt, die sie einziehen. Die Schale die mit Löchern versehen sein sollte hält den Büstenhalter von der nach außen strebenden Brustwarze fern. Um sie bequem im Büstenhalter unterzubringen, kann es notwendig sein, dass die Mutter eine um eine Nummer größere Körbchengröße trägt. Ist der Büstenhalter der Mutter nicht groß genug, kann durch den Druck eine Brustentzündung hervorgerufen werden. Brustwarzenformer sollten in den letzten Wochen (ev. drei Monaten) der Schwangerschaft verwendet werden, häufig ist es auch sinnvoll sie in der ersten Zeit nach der Geburt vor dem Anlegen zu tragen. Nach der Geburt kann wenn nötig der Einsatz einer Milchpumpe oder einer anderen Saugapparatur helfen, Flach oder Hohlwarzen unmittelbar vor dem Stillen herauszuziehen und dem Baby das Fassen der Brustwarze erleichtern. Ganz wichtig ist, dass bei Hohl oder Flachwarzen auf absolut korrektes Anlegen geachtet wird. Von Stillhütchen ist bei Hohlwarzen eher abzuraten. In jedem Fall würde ich dir raten, noch während der Schwangerschaft eine Stillgruppe zu besuchen und sich dort informieren und beraten zu lassen. Dort lernst Du auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, falls es nach der Geburt zu Problemen kommen sollte. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich wünsche dir eine problemlose Schwangerschaft und eine gute Geburt. Herzlichen Gruß, Kristina


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