Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillhäufigkeit

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillhäufigkeit

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Hallo, unser Sohn (10 Wochen alt) wird voll gestillt. Er schläft von ca. 21:00 bis 5:00 Uhr mit ca. 3 bis 4 Stillunterbrechungen (großer Schlafblock bis ca. 00:30, dann stillen um 3:00, teileweise auch um 4:00, spätestens um 5:00 Uhr). Ab 5:00 Uhr ist er "ausgeschlafen" und möchte ca. 2h Beschäftigung und wird danach wieder gestillt. Er schläft danach ca. 3-4 Stunden bei mir im Tragetuch (er möchte nicht alleine schlafen, auch nicht im Kinderwagen). Danach möchte er wieder trinken und will ca. 2 h beschäftigt werden. Danach will er wieder trinken und schläft noch einmal so ca. 2 h im Tragetuch. Ab 16:00 Uhr allerdings wird er immer quengeliger und möchte teilweise jede Stunde, spätestens nach 1,5 Stunden trinken. Zu dieser Zeit st es schwierig ihn zu beschäftigen, ohne ihn zu überreizen. Meistens schläft er zwischendurch noch einmal 45 Minuten im Tragetuch bis er um ca. 20 Uhr wieder zum Einschlafen gestillt wird. Ich habe die Erfahrung mit ihm gemacht, dass er sofot losschreit, wenn ich ihn beim anfänglichen Quengeln nicht sofort stille. Er schreit dann direkt so stark, dass es danach sehr schwierig ist, ihn wieder zu beruhigen und anzulegen. Zumal er dann beim Trinken sehr viel Luft schluckt. Deshalb biete ich ihm, wenn er quengelig wird und ich meine, dass er nicht schlafen oder "spielen" möchte die Brust an (egal wieviel Zeit zwischen dem Stillen davor vergangen ist). Er trinkt dann immer mind. 5 Minuten durchgehend in großen Zügen. Weitere 5 Minuten trinkt er dann mit einigen Schlucken Pause. Er dockt dann von alleine ab und ist erst einmal wieder zufrieden. Er trinkt auch nicht mehr, wenn ein längerer Zeitabstand z. B. von drei Stunden dazwischen war.Ich habe es noch nie erlebt, dass er an meiner Brust nicht trinkt, bzw. wemiger trinkt oder nur nuckelt. Er leidet auch nicht unter Blähungen. Jetzt meine Frage: Biete ich ihm aus Angst, dass sich sein Quengeln zu schnell in Schreien steigern könnte, die Brust zu früh und vorallem nachmittags zu oft an? Greife ich damit irgendwie in sein Sättigungsgefühl ein? Ich habe Bedenken, dass er trinkt, obwohl er keinen großen Hunger hat (Geburtsgewicht 3750g, jetzt nach 10 Wochen 6300g). Da der Kleine vorallem nachmittags sehr oft nach einer Stunde wieder trinken möchte, kann ich ihn nicht alleine lassen, wenn ich z.B. einen Arzttermin habe und mein Mann auf ihn aufpassen muss. Meine Hebamme meinte, dass es nicht sein könnte, dass er nach einer Stunde wieder Hunger hat und ihm mein Mann dann Wasser geben solle, falls er nicht aufhört zu schreien. Leider helfen keine anderen Beruhigungsmaßnahmen als meine Brust, wenn er schreit, deshalb traue ich mich alleine nur im Notafall für eine Stunde weg. Eine Flasche oder Schnuller kennt unser Kleiner nicht. Kann ich unseren Sohn weiterhin so stillen oder müssen mittlerweile bestimmte, größere Abstände eingehalten werden, damit unser Sohn lernt, sich richtig für ein paar Stunden satt zu trinken? Ich möchte ihn auf keinen Fall schreien lassen! Vielen Dank für Ihre Hilfe im Voraus. Maxi


Biggi Welter

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Liebe Maxi, Sie machen NICHTS falsch und das Verhalten Ihres Babys ist völlig normal!!! Ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht auch keinen Tee oder Wasser (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen (da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen), sondern auch zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). Zur eingehenderen Information hänge ich Ihnen den Artikel einer Kollegin an. Nur Mut, Babys bleiben nicht immer so klein und anstrengend, es wird mit zunehmendem Alter immer leichter und auch Sie bekommen mehr Routine im Alltag mit Kind. LLLiebe Grüße Biggi Welter Ist zusätzliche Flüssigkeit für gesunde, voll gestillte Babys notwendig? Von Denise Both, IBCLC Immer wieder wird stillenden Müttern gesagt, dass Muttermilch alleine für ihr Kind nicht ausreichend sei und sie unbedingt Tee oder Wasser zugeben müssten. Die für diese Empfehlung angeführten Gründe sind vielfältig, stehen jedoch im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen zur Stillförderung, die UNICEF und WHO im Rahmen ihrer Initiative "Stillfreundliches Krankenhaus" veröffentlicht haben. Zusätzliche Gaben von Tee, Glukoselösung oder Wasser sind bei einem voll ausgetragenen, gesunden Baby, das ausschliesslich mit Muttermilch ernährt wird, nicht notwendig und können den Stillerfolg erheblich gefährden. Auch wenn unter unseren westlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, dass das Kind durch verunreinigtes Wasser Schaden nimmt, so können sich zusätzliche Flüssigkeitsgaben bei einen Neugeborenen auf andere Weise auswirken. Zusätzlich gegebene Flüssigkeit füllt den Magen des Babys und verringert so sein Interesse am Gestilltwerden. Ein Baby, dessen Magen mit Tee gefüllt ist, erhält nicht genügend Kalorien. Tee und Glukoselösungen wirken sich störend auf das Stillen aus. Babys, die derartige Flüssigkeiten erhalten, neigen dazu, mehr an Gewicht zu verlieren als Babys, die ausschliesslich gestillt werden. Zusätzlich verabreichter Tee (oder Glukoselösung) trägt zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bilirubinwerte eines Babys um so höher liegen, je mehr Tee es in den ersten Lebenstagen erhalten hat. Das Mekonium (erster Stuhlgang) ist sehr bilirubinreich. Kolostrum hat eine abführende Wirkung und hilft dem Baby bei einer beschleunigten Ausscheidung des Mekoniums. Dadurch wird der Bilirubinwert niedrig gehalten. Zusätzlich gegebener Tee hingegen regt nicht zu Darmbewegungen an, verursacht eine Rückabsorption des Bilirubins in den Körper des Babys und trägt somit zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Auch während einer Phototherapie bei verstärkter Neugeborenengelbsucht sollte das Kind bevorzugt häufig Muttermilch statt Tee erhalten Wird Flüssigkeit mit einer Flasche gegeben, kann dies zu Stillproblemen, einer Schwächung der Saugfähigkeit oder Ablehnung der Brust führen. Ein Neugeborenes kann auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren. Eine Saugverwirrung kann zu gravierenden Stillproblemen führen. Auch bei heissem Wetter ist es nicht notwendig zusätzliche Flüssigkeit zu geben. Muttermilch genügt auch in dieser Situation als vollwertiges Nahrungsmittel und enthält genau das richtige Verhältnis von Flüssigkeit und Nahrung, um Hunger und Durst des Babys zu befriedigen. Wichtig ist jedoch, dass die Mutter das Baby nach Bedarf stillt, was bei heissem Wetter häufiger der Fall sein kann. Quellen: Mohrbacher und Stock: The Breastfeeding Answer Book, 1997 Lauwers und Shinskie: Counseling the Nursing Mother, 1999 Goldberg und Adams: Studie veröffentl. im Arch. Dis. Child, 1983 Sachdev, Krishna, Puri et al.: Zusätzliche Flüssigkeit für voll gestillte Kinder im Sommer in den Tropen, Lancet 1991


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