Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillhäufigkeit

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillhäufigkeit

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggy, meine Tochter ist zwar erst 2 Wochen alt, aber dennoch benötige ich ihren Rat. Sie trinkt seit der Geburt gut an der Brust, jedoch alle 1-2 Stunden, nachts manchmal eher fast jede Stunde. Ich weiss, dass man Babys am besten nach Bedarf stillt, jedoch komme ich so leider kaum zum schlafen, und mein 2 Jahre älterer Sohn hat für eine übermüdete, mit den Nerven inzwischen dünn besaitete Mutter kein Verständnis. Ich habe schon an das Abstillen gedacht, dann könnte mein Mann auch mal nachts etwas übernehmen, fänd es aber im Grunde genommen schade. Was kann ich unternehmen, um das Stillen zumindest nachts für mich so erträglich zu machen, dass ich nicht tagsüber völlig am ende bin? Vielen Dank für Ihre Mühe (sie haben mir vor zwei Jahren übrigens auch schon mehrmals sehr wg. wunder Brustwarzen geholfen, was diesmal absolut kein Problem mehr ist!) Susanne


Biggi Welter

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? Liebe Susanne, so kurz nach der Geburt und vermutlich mitten im ersten Wachstumsschub des Babys können die Nerven einer Mutter sehr leicht bis zum Zerreißen gespannt sein. Wenn dann auch noch ein (oder sogar mehrere) weiteres Kind versorgt werden muss und vielleicht auch der ganze Haushalt schon wieder an der Frau hängt, ist es kein Wunder, wenn Sie sich am Ende fühlen. Das ist eines der Probleme unserer heutigen Gesellschaftsform: der Frau wird nicht ein mehrwöchiges Wochenbett zugestanden, in dem sie sich ausschließlich ums das Baby und ihre eigenen Bedürfnisse kümmern braucht, sondern sie muss gleich wieder „funktionieren". Am Stillverhalten Ihres Babys wird sich im Moment nichts ändern lassen, Ihre Tochter verhält sich so, wie es von einem zwei Wochen alten Baby zu erwarten ist und sie weiß nicht, dass da noch unzählige andere Verpflichtungen an ihrer Mutter hängen. Abstillen wird Ihr Leben auch nur scheinbar einfacher machen, denn dann kommt zusätzlich zum Füttern des Kindes auch noch die ganze Arbeit der Zubereitung der künstlichen Säuglingsnahrung, des Reinigens der Flaschen, Sauger usw., das Einkaufen der Nahrung ... dazu. Sicher klingt es auf den ersten Blick verlockend, das Füttern an den Mann zu delegieren, doch seien wir ehrlich: wie oft kann der Mann dann tatsächlich einspringen und letztlich bleibt doch wieder der Großteil wenn nicht alles an der Mutter. Sie sind Wöchnerin und so sollten Sie auch handeln: versuchen Sie sich mit Ihrem Baby und dem Sohn ins Bett zu legen (der „Große" kann in Ihrem Arm während Sie stillen ein Buch anschauen, mit Ihnen singen, eine Geschichte hören, Duplo spielen, malen, neben dem Bett Autos fahren lassen ...). Wenn irgendmöglich lassen Sie sich bei der Hausarbeit unter die Arme greifen. Echte Hilfe bedeutet nicht, dass Ihnen jemand das Füttern des Babys abnimmt, sondern dass jemand das Geschirr spült, die Wäsche wäscht, den Fußboden wischt oder Ihnen eine fertige Mahlzeit auf den Tisch stellt. Um nachts zu mehr Ruhe zu kommen, sollten Sie Ihr Baby in unmittelbarer Nähe schlafen lassen. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Ein Tragetuch kann in dieser Situation ebenfalls sehr hilfreich sein. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Ihr Baby kann Ihre Nähe spüren, es wird sich an Ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchen Sie es einmal. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau zeigen, wie vielseitig ein Tragetuch eingesetzt werden kann. Sie werden vielleicht sehr erstaunt sein, wie einfach der Alltag mit einem Kind im Tuch wieder wird und mit etwas Geschick können Sie Ihr Kind sogar im Tuch stillen. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Auch wenn es jetzt entsetzlich anstrengend ist: Durchhalten lohnt sich. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Bei uns hat der Papa nachts ein paar mal, wenn ich zu müde war, ein Fläschchen mit abgepumpter Mumi (Gefrierschrank) warm gemacht. War nicht oft, aber das hat mir geholfen. Tom kam nachts zum Glück ganz selten stündlich. Ich kann dich sehr gut verstehen, wie das zehrt. Wenn Tom nachts oft stillen wollte, habe ich ihn bei mir im Bett gelassen und wir sind beide beim stillen kaum aufgewacht. (Familienbett mache ich in der Regel nicht, weil wir drei da nicht so sehr gut schlafen können...) Liebe Grüße, Uta (Tom 8/01)


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