Sonntagsgoere
Hallo, meine Tochter ist 3 Wochen + 3 Tage alt. Nach der Geburt hat sie Gewicht verloren (3370 g Geburtsgewicht, 3050 g Entlassungsgewicht aus dem KH am 2ten Lebenstag). Sie hat ihr Geburtsgewicht noch nicht wieder erreicht, wog gestern 3.300 g (Perzentil 12). Meine Frage: Sie will ständig Stillen. Mehr als 20x täglich (Ich notiere um einen Überblick zu haben). Wobei sie meist nur anfangs wirklich trinkt und dann anfängt zu dösen und zu nuckeln. Manchmal legt sie dann noch mal los, oft schläft sie ein. Docke ich sie ab, wird sie wach, fängt an zu fuchteln und ist schließlich unzufrieden. Sie ist mein 2tes Kind, dieses Verhalten ist mir aber fremd. Clusterfeeding kenne ich von meinem Sohn auch, abends, aber nicht den ganzen Tag. Meine Tochter dockt sich nach ein paar Minuten auch manchmal selbst ab, nur um ein wenig später wieder panisch nach der Brustwarze zu suchen. Ich möchte Sie als Expertin einfach mal fragen, ob dieses Verhalten normal für so kleine Babys ist oder ob ich viell etwas falsch mache?
Liebe Sonntagsgoere, das Verhalten ist schon normal, allerdings denke ich, dass Dein Baby nicht korrekt und effektiv trinkt, wenn es bis jetzt sein Geburtsgewicht nicht wieder erreicht hat. Bitte wende Dich schnellstmöglich an eine kompetente Beraterin vor Ort, die das Saugverhalten beurteilen kann und Dir Tipps zur Milchsteigerung geben kann. Bis du eine Kollegin gefunden hast, hier einige Tipps in Sachen Anlegetechnik: Beim korrekten Anlegen wartest Du, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind "aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik findest Du in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das du dir bei La Leche Liga herunterladen kannst: http://lalecheliga.de/images/Infoblaetter/LLL_Anlegen_und_Stillpositionen.pdf Wenn Dein Baby korrekt trinken kann, muss die Milchmenge gesteigert werden. In Absprache mit der Kinderärztin/arzt und in Zusammenarbeit mit einer Stillberaterin vor Ort, wäre es der erste Schritt, festzustellen, wodurch die Gewichtszunahme verursacht wurde und ob es notwendig ist sofort zusätzliche Nahrung zu geben und dabei gleichzeitig daran zu arbeiten die Milchmenge der Mutter zu erhöhen oder ob zunächst noch abgewartet werden kann mit der zusätzlichen Nahrung und Du mit geeigneten Maßnahmen Deine Milchproduktion ankurbeln kannst. Aus der Distanz kann ich Dir jetzt keines Falls sagen, was in Deinem Fall erfolgen sollte. Am besten setzt Du Dich mit einer Stillberaterin in Deiner Nähe in Verbindung und sprichst nochmals mit der Kinderärztin/arzt, ob es möglich ist, zunächst zu versuchen, das Kind durch ausschließliches Stillen weiter zu ernähren oder ob sofort Handlungsbedarf also die zusätzliche Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung besteht. Ist es notwendig zusätzliche Säuglingsnahrung zu geben, dann sollte diese Nahrung möglichst nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode nach dem Anlegen gegeben werden (z.B. Becher). Gleichzeitig sollte durch die im folgenden beschriebenen Maßnahmen versucht werden, die Milchmenge der Mutter zu erhöhen und das Kind zu häufigerem Trinken an der Brust anzuregen. Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du Dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse Deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss "mit Zubehör" stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach Deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe Dich oft aus und entspanne Dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft Dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst Dich mit Deinem Baby ins Bett und kümmerst Dich ausschließlich um Dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte Dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen, dass Dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Ich würde Dir zusätzlich noch empfehlen, Deinem Baby eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass Du Milch ausstreichst oder abpumpst, die Du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst Du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und Deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst Du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die Du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, Du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und Deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen. Probier es mal aus! Lieben Gruß Biggi
Sonntagsgoere
Nachtrag: Meine Hebamme meinte, dass dies ein normales Verhalten für die erste Zeit sei. Die Aussage ist aber schon ein bisschen her, im Moment ist sie im Urlaub. Termin zur U3 ist morgen. Wahrscheinlich wird mir der KiArzt, wie auch schon die Ärzte im KH, zum Zufüttern raten. Das möchte ich aber nicht. Es sei denn, es ist wirklich absolut notwendig. Ich will meiner Maus natürlich nicht schaden. Sie sehen, ich bin unsicher, ob das alles so ok ist, ich genug nahrhafte Milch habe usw. Meine Hebamme riet mir vom Zufüttern ab, wegen der ungünstigen Auswirkungen auf die mütterliche Milchbildung durch weniger Stimulation der Brust und wegen gesundheitlicher Nachteile (Darmgesundheit, Immunisierung...). Mit der sonstigen Entwicklung meiner Tochter war sie zufrieden, deswegen das Zuwarten. Aber wie gesagt, dies ist etwas her und ich sorge mich doch etwas. Was sagen Sie? Haben Sie Tipps?
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