Mervee
Hallo ich habe seid fast 2monaten mein Baby und im Krankenhaus hatte ich. Mich gegen das stillen entscheiden und habe daher eine Tablette gegen das stillen bekommen jetzt bereue ich meine Entscheidung und wollte wissen ob man was dagegen machen kann oder ob ich mich jetzt damit abfinden muss
Kristina Wrede
Liebe Mervee, theoretisch ist es schon möglich, dass du deine Brust wieder zur Milchbildung anregst und die Milchmenge steigerst, und vielleicht sogar voll zu stillen, nur ob dein Kind nach so langer Zeit die Brust noch einmal akzeptiert, ist die große Herausforderung. Es gibt eine Faustregel zur so genannten Relaktation: Es braucht ungefähr eine Woche pro Monat, der nicht mehr gestillt wurde, plus eine zusätzliche Woche, um wieder eine ausreichende Milchmenge zu bilden. Allerdings gibt es natürlich keine Garantien. Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5). Sie selbst hat erfolgreich ein Adoptivkind gestillt, ohne vorher je ein eigenes Kind gestillt zu haben. Nur verlangt eine Relaktation wirklich sehr viel Durchhaltevermögen und möglichst die Unterstützung einer darin erfahrenen Stillberaterin. Und wie oben schon geschrieben: Eine wesentliche Rolle spielt auch das Kind, das die Brust (wieder) annehmen muss. Du kannst ja mal probieren, ob dein Kleiner überhaupt an die Brust geht. Wenn er andockt und kräftig saugt, dann stehen die Chancen sehr gut!! Dann könntest du eventuell mit Hilfe eines Brusternährungssets seine Ernährung von der Flasche weg und nur noch an der Brust ablaufen lassen. Durch sein Saugen wird die Brust zur Milchbildung angeregt, durch die feine Sonde, die an der Brust fixiert wird, bekommt er die künstliche Milch so lange weiter, bis deine eigene Menge an Milch reicht. Die Kollegin kann dir bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben und erklären, woran du erkennst, ob dein Kind korrekt saugt. Auch die Verwendung des Brusternährungssets braucht etwas Know How. Adressen von Stillberaterinnen finden sich im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Möglicherweise gibt es aufgrund des Lockdowns wieder keine persönlichen Treffen, doch ich gehe davon aus, dass es auch virtuelle Stilltreffen gibt. schau einfach mal auf den Webseiten von LLL und AFS. Sollte es nicht klappen mit der Relaktation, dann lass dich bitte trösten. Dein Baby liebt dich abgöttisch, egal wie du es ernährst! Das wichtigste ist, dass du nicht unter Schuldgefühlen leidest, denn DAS kann dein Baby spüren und das kann es verunsichern. Wenn es also nicht klappen sollte: Erlaube deiner Trauer, gespürt zu werden. Sie ist ja berechtigt, weil ein wichtiger Teil des Mutterseins nicht mehr da wäre. Ermutigend ist dann vielleicht dieser Text von Márta Guóth-Gumberger, IBCLC aus Rosenheim, mit dem Titel "Wenn es mit dem Stillen trotz allem nicht klappt": "Die biologische Möglichkeit, Ihr Baby zu stillen, ist manchmal nur theoretisch vorhanden, weil die Hindernisse so groß sind. Mangelnder Rückhalt in Familie und Umgebung, sehr große Anforderungen an die Mutter, Krankheit bei Mutter und/oder Kind, Stress, Angst, Sorge, zuwenig Unterstützung und Information von medizinischem Personal, falsch eingefädelte Verhaltensweisen in der Klinik, fehlende Information zur richtigen Zeit, Temperament und Saugtechnik des Babys, frühere Misserfolgserlebnisse beim Stillen und das gesellschaftliche Klima können einzeln oder in Kombination die Stillbemühungen der Mutter um den Erfolg bringen. Sie erleben dann vielleicht Versagensgefühle, aber halten Sie sich all die erschwerenden Faktoren in Ihrer Situation vor Augen. Denken Sie daran, dass Stillen zum Ziel hat, eine liebevolle Mutter-Kind-Bindung zu ermöglichen. Das Stillen erzwingen zu wollen, würde das Gegenteil bewirken. (...) Vielleicht klappt aber auch das nicht. Sie erleben in jedem Fall Trauer um den Verlust einer komplikationslosen Stillbeziehung bzw. einer Stillbeziehung überhaupt. Lassen Sie diese Gefühle der Trauer zu, aber bleiben Sie nicht bei ihnen stehen. Sie haben die Möglichkeit, auf andere Weise Ihrem Kind die Nähe, Geborgenheit und Bindung zu geben, die beim Stillen entstehen würden." Lieben Gruß, Kristina
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