Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen

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Frage: Stillen

leo123

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Liebes Stillteam, mein Sohn ist fast 14 Monate alt und ich stille Ihn noch bis zu 10 mal am Tag (inklusive Einschlafstillen am Mittag und Abend) und auch nachts noch sehr häufig, bis zu 15mal (Familienbett). Nach einem schwierigen Stillstart (saugschwach und immer nach wenigen Minuten eingeschlafen) ist zum Glück noch alles gut gegangen und wir haben die Kurve bekommen. Mein Sohn will bei jeder Gelegenheit an die Brust. Natürlich :-) Zum trösten, kuscheln oder eben zur Nahrungsaufnahme. Und egal bei welcher der drei Kategorien stillt er normalerweise nur 2-3Minuten (oder kürzer) um sich dann wieder anderen Dingen zuzuwenden. Das war schon immer so und versuche, ihn länger an der Brust zu behalten, scheiterten. Er isst mittlerweile auch feste Nahrung, aber nie sehr viel (wohl wegen der Brust ;-)). Im Grunde habe ich nichts dagegen noch zu stillen, aber ich würde es gerne reduzieren. Auf morgens, mittags, abends und eben nachts. Nur klappt das vermutlich nicht da mein Schatz immer nur so kurz trinkt und andere Nahrung wohl zu sich nimmt, aber auch nicht sehr viel uuund sowieso, auch nach mehr Nahrungsaufnahme, trotzdem immer noch an die Brust will. Sein Nachtisch ;-) Daran das er nachts so häufig aufwacht habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Eine andere Sache ist, das er "außergewöhnlich" aktiv ist für sein Alter und kaum zu bändigen. Trotzdem bin ich immer sehr Geduldig. Aber manchmal kommt es eben auch doch vor, das es mir zu viel ist und ich dann genervt auch mal lauter werde wenn ich mich zb am morgen waschen will und er dies aber nicht zulässt. Ohne meinen Sohn aber direkt anzumeckern. Mein Mann nimmt mir das trotzdem sehr übel. Unser Schatz will übrigens auch zu niemanden sonst außer mir. ALLES ist mama-sache. Wohl auch wegen dem sehr häufigen Stillen? Demenstsprechend habe ich keine Zeit für mich, außer abends nach dem zu-Bett-bringen für 2-3Stunden (erst seit ein paar Wochen). Auch haben mein Mann und ich seit der Geburt keinen Abend oder Tag oder irgendeine Aktivität zweisam verbracht was unserer Beziehung nicht gerade gut tut. Aber was kann ich tun? Meine Versuche, weniger zu stillen, fruchten nicht. Aber ich kann doch nicht noch ein Jahr so häufig stillen. Ich hoffe sie haben ein Patentrezept ;-) Ach ja, und mein Mann meint, Abstillen wäre ein Weg zur Selbstständigkeit und dass unser Sohn dann vorübergehend traurig wäre würde zum Leben und Großwerden dazugehören. Er sagt es sei schlimmer, wenn ich ihn ein paar Minuten weinen lasse (wenn ich mich waschen will zb) als ihn in 3 Tagen abzustillen. Viele Grüße, leo123


Biggi Welter

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Liebe leo123, Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Leider verstehen manche Menschen (vor allem diejenigen, die selbst nicht oder nur sehr kurz gestillt haben) nicht, dass Stillen all das, was ich oben beschrieben habe und noch viel mehr bedeutet. Sie erkennen nicht, dass ein entsetztes, wütendes oder verletztes Kind an der Brust wieder den Weg zu sich selbst zurück findet und dabei auch noch sein Gesicht wahren kann. Es wird von der Mutter nicht bloßgestellt, sondern angenommen und kann sich in der sicheren Geborgenheit des Stillens wieder erholen und beruhigen. Sicherlich könntest Du jetzt abstillen, aber dein Kind wird dann nicht weniger anhänglich sein. Wichtig ist nun, dass ihr zum Einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum Anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Es ist manchmal schwierig bei einem älteren Kind genau zu unterscheiden, will es jetzt wirklich das Stillen oder sucht es „nur" Aufmerksamkeit und Zuwendung. Doch mit einem fast zweijährigen Kind kannst Du sprechen und auch Abmachungen treffen, die dann auch eingehalten werden können außer in „Katastrophensituationen". Es kann nun sein, dass sich bei euch schon so etwas wie ein „Kampf" entwickelt hat, doch auch aus dieser Situation werdet ihr wieder einen Weg herausfinden, wenn Du deinem Sohn mit Eindeutigkeit begegnest, so dass er klar erkennen kann „Mama meint das, was sie sagt und tut auch wirklich so". Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du deinem Kind die Brust nicht von dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn Du dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Außerdem möchte ich dir das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist. Vielleicht magst Du auch das Buch „Nein, nein will nicht Was tun wenn Kinder trotzen" von Barbara Sichtermann (rororo Taschenbuch) lesen. Mir hat es sehr geholfen. Leider ist es im normalen Buchhandel nicht mehr erhältlich, doch probier es doch einmal bei Amazon oder so bei den gebrauchten Büchern, wenn es dich interessiert. Ein anderes Buch, das zur besseren Verständigung zwischen Eltern und Kindern beiträgt und dessen Vorschläge auch bereits bei kleinen Kindern praktikabel sind ist „Nun hör doch mal zu Elternsprache Kindersprache" von Adele Faber und Elaine Mazlish (dieses Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich). Ein weiteres empfehlenswertes Buch ist „Kinder fordern uns heraus" von Dreikurs sowie die Bücher von Thomas Gordon (Die Familienkonferenz, Familienkonferenz in der Praxis). Auch Steve Bidulph „Das Geheimnis glücklicher Kinder" ist lesenswert. Ich wünsche dir viel Kraft und gute Nerven, für die momentan anstrengende Phase LLLiebe Grüße Biggi


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