Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, ich schätze Deine Antworten und Tips in diesem Forum. Ohne diese Ratschläge wäre ich manchmal echt ziemlich alleine. Meine Tochter Luna kam am 19.7. zur Welt, d.h. Sie hat den 7 Monat vollendet. 1. zwischen 5.00 - 7.00 Uhr, je nachdem wie die kleine Maus aufwacht wird Sie das erste mal gestillt. Dann lege ich Sie nochmals ins Bettchen (manchmal schläft Sie nochmal ein, oder spielt auch) 2. 9.00 oder 10.00 Uhr stille ich das zweite Mal. 3. Mittags 12.00 oder 13.00 Uhr bekommt Sie ausschließlich Ihren heißgeliebten Karotten-Kartoffel Brei, manchmal mit Fleisch, aber immer mit ein wenig Obstmus und Wasser. Danach ist Sie so müde, dass Sie ca. 1 Stunde schläft. 4. zwischen 15.00 und 16.00 Uhr wird Sie nochmals gestillt 5. 18.00 Abendbrei: Reisflocken mit Mineralwasser und ein wenig Obstmus - danach wird wiederum gestillt. (ich möchte allergiebedingt vor Vollendung des 1. Lebensjahres noch keine Milch einführen, aber auch keine Milch für diesen Brei abpumpen). 6. 20.00- 21.00 Uhr wird Sie nochmal gestill und geht dann zu Bett. Nun meine eigentliche Frage. Stille ich noch zu oft? Sie hat bereits 2 Zähnchen und wir putzen diese des öfteren mit einem Wattestäbchen. Habe vermehrt gehört, dass man nachts nicht mehr stillen soll (gerade wegen den Zähnchen). Wenn Sie aber nachts aufwacht habe ich weder mit Windelwechsel, noch Schnuller, noch Mineralwasser eine Chance. Ich stille Sie und dabei hat Sie wirklich kräftig Hunger, schläft meistens an der Brust friedlich ein. In der Woche wird Sie ungefähr einmal des Nachts so gegen 1.00 Uhr wach, ansonsten schläft Sie durch. Noch eine Frage, betrifft aber mich selber. Kann man vom Stillen Haarausfall bekommen. Ich verliere so viele davon. Was kann ich da tun? Auch wenn ich Sie ins Bett gebracht habe bekomme ich einen Heißhunger und muss noch etwas essen. Ich habe das Gefühl, das mich das Stillen langsam richtig fertig mach, obwohl ich mir nichts schöners vorstellen kann als meinen kleinen Liebling zu stillen. Vielleicht findest Du auch für mich ein paar schöne Worte, bzw. gute Ratschläge. Im voraus schon mal vielen Dank. Gruß Nicole


Biggi Welter

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? Gruß Nicole Liebe Nicole, es wird immer empfohlen nach Bedarf zu stillen und zwar unabhängig davon, wie alt das Kind ist. Von daher gibt es kein zu häufiges Stillen. Selbstverständlich ist Zahnpflege ab dem ersten Zahn bei gestillten Kindern wichtig. Da gibt es überhaupt keine Diskussion, aber Stillen führt nicht zu Karies. Muttermilch greift die Zähne nicht an. Auslöser für Karies ist ein Bakterium mit dem Namen Streptokokkus mutans. Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet - entgegen der immer wieder geäußerten Meinung - dem Karies keinen Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind, die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Die Milch läuft aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch. Gestillte Kinder und auch langzeitgestillteKinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens. Noch mehr Informationen zum Thema Stillen und Zahngesundheit findest Du unter www.stillen.org/docs/ls 3_2003 stillen und zahngesundheit.pdf. Haarausfall nach der Geburt ist normal und bei stillenden Frauen dauert es unter Umständen länger bis es dazu kommt oder - je nachdem wie lange gestillt wurde - kommt es erst nach dem Abstillen zu diesem Haarausfall. Normalerweise verliert ein Mensch etwa 100 Haare pro Tag. Einige Zeit nach der Schwangerschaft sind es durch die Hormonumstellung deutlich mehr. Während der Schwangerschaft verlängert sich bei fast allen Frauen der Lebenszyklus der Haar, das heißt es fallen weniger Haare aus als im nicht schwangeren Zustand. Durch die Hormonumstellung nach der Geburt kommt es wieder zu einer `NormalisierungA des Wachstumszyklus der Haare, die Haare, die durch die Schwangerschaft einen verlängerten Zyklus erfahren haben fallen aus und zusätzlich auch noch die Haare, die im normalen Zyklus ausfallen. Dadurch kommt es zu dem Eindruck eines verstärkten Haarausfall. Bei stillenden Frauen verläuft die Hormonumstellung manchmal langsamer und der Haarausfall setzt später ein als bei nicht stillenden Frauen. Dies führt dann häufig zu der Annahme, das Stillen sei schuld am Haarausfall. Wie die obige Erklärung zeigt, ist dem jedoch nicht so. Es lässt sich daher auch nichts gegen diese Form des Haarausfalls unternehmen. Dennoch ist es sicher ratsam, dass eine Frau möglichst ausgewogen und gesund ernährt, um zu verhindern, dass es irgendwann zu Mangelerscheinungen bei der Mutter kommen könnte. Beim Kind sind selbst bei einer nicht optimalen Ernährung der Mutter normalerweise keine Mangelerscheinungen zu erwarten, im Gegenteil, die Muttermilch ist weltweit bei allen Frauen etwa gleich zusammengesetzt, egal wie sie sich ernähren. Auch in `Arzneiverordnung in Schwangerschaft und StillzeitA Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001 wird darauf hingewiesen, dass der Haarausfall nach der Schwangerschaft `therapieresistentA ist: `der nicht selten beklagte Haarausfall nach der Geburt ist physiologisch und bessert sich fast immer spontan. Ein Nutzen von Mineralstoffpräparaten ist ebensowenig erwiesen wie die lokale Anwendung von ÖstrogenenA. Wenn ein solcher Haarausfall aber langfristig anhält und über das normale Maß hinausgeht, dann kann es sich wohl nicht mehr um den `normalenA Haarausfall handeln. Hier muss die Ursache gesucht und gefunden werden (was aus der Erfahrung heraus oftmals sehr schwierig ist) und nicht einfach pauschal mal wieder behauptet werden, das Stillen sei schuld. Nicht das Stillen zehrt die Frau aus, sondern die Tatsache, dass Du mit der Mutterschaft einen der härtesten Berufe der Welt übernommen hast. Mutter sein ist ein 24 Stunden Job, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr, ohne Urlaubsanspruch. Diese Arbeit ist anstrengend, auch wenn nicht gestillt wird. Im Gegenteil, durch das Stillen bekommt die Frau oft die Gelegenheit, sich auch am Tage einmal hinzulegen oder zumindest sich hinzusetzen, die Füße hoch zu legen und ein paar ruhige Minuten mit dem Kind zu verbringen. Würde Stillen die Reserven der Mutter aufzehren, dann hätte die Klasse der Säugelebewesen nicht überlebt! Es ist keineswegs so, dass Stillen an der Gesundheit der Mutter zehrt, im Gegenteil, es gibt eine ganze Reihe von gesundheitlichen Vorteilen für Mutter UND Kind. Die WHO empfiehlt das lange Stillen nicht nur wegen der Vorteile für das Kind, sondern auch wegen der Vorteile für die Mutter. Versuche dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen. Scheue dich nicht, dich auch am Tag, wenn das Kind einmal schlafen sollte, hinzulegen. Es ist jetzt nicht wichtig, dass die Fenster regelmäßig geputzt werden und die Bettwäsche optimal gebügelt ist, sondern es ist wichtig, dass Du dir genügend Ruhe und Erholung und auch einmal etwas für dich gönnst. Denke daran: Muttersein ist überaus anstrengend und je kleiner das Kind ist, um so anstrengender kann es sein. LLLiebe Grüße Biggi


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Liebe Biggi, mir kommen fast die Tränen. Danke für Deine Worte und Deine Ratschläge. Du hast ja so Recht, ich sollte das Mammi-sein mehr schätzen lernen und nicht aus Schuldgefühlen (weil ich den ganzen Tag zu hause sein darf - war bis jetzt immer berufstätig) alles fünf mal putzen, aufräumen,............Denn meine kleine Tochter ist ein richtiger Sonnenschein. Ich sollte einfach für dieses Geschenk dankbar sein und alles mal ein wenig langsamer angehen. Außerdem hast Du mich in vielem Bestärkt. Vor allem dass ich noch sehr lange stillen werde. Das ist doch wirklich einfach das aller beste für Mutter und Kind. Es gibt nur so viele dumme Menschen (oftmals auch viele Neider), die einem den Kopf vollreden. Eigentlich weiß man die richtige Antwort meist schon, wenn man auf die innere Stimme oder sein Herz hört, aber wenn man dann noch von Dir bestärkt wird und auch gute Gründe und Tatsachen hört ist man noch selbstsicherer und man kann so einiges wegstecken. DANKE! Mach weiter so. Du hilfst uns Mammis und natürlich auch den werdenden Mammis soooooooooo viel. Erlaube mir Dich in Gedanken mal zu drücken, dass hast Du wirklich verdient. Gruß Nicole mit Luna


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