Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen

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Hallo, Mein Sohn ist 6 Monate alt und wird voll gestillt (4 mal am Tag). Seit letzter Woche bekommt er Mittags die ersten Löffel Karotten. Bis vor einem Monat hat er Nachts schön durchgeschlafen, aber jetzt stille ich ihn Nachts wieder einmal. Kann es sein das er tagsüber nicht soviel trinkt, daß er sich dann nachts das holen muß? Er trinkt manchmal nur 5min an einer Seite und abends ist er dann immer schon halb am schlafen. Wäre es sinnvoll tagsüber nochmal eine Stillmahlzeit einzuführen, damit er vielleicht wieder durchschläft? Wenn ja, wann wäre es am besten? Er bekommt so gegen 9:00, dann um 11:30 Brei und wird gegen 12:00 gestillt, dann um 16:00 und dann um 19:45, und eben nachts zwischen 1:00 und 1:30. Ab abends 18:00 ist er immer sehr quengelig. Ist müde, aber kann nicht einschlafen. Vielen Dank schon mal für die Antwort.


Biggi Welter

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? Liebe Antje, Durchschlafen und Essen sind zwei Dinge, die nur wenig miteinander zu tun haben, es sei denn das Kind würde tatsächlich hungern. Es ist geradezu klassisch, dass ein Baby in diesem Alter anfängt nachts (wieder) häufiger aufzuwachen und auch wieder häufiger nach der Brust zu verlangen. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Milch nicht mehr ausreicht, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass ein Baby am Abend nur ausreichend „abgefüllt" werden müsse, um ruhigere Nächte zu erreichen. Wer auch immer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, dass Beikost oder künstliche Säuglingsnahrung besonders lange „vorhalten" und Kinder dann länger schlafen, der hat vielleicht ein Ausnahmekind gehabt oder eventuell sogar gar keines. Ich will nicht behaupten, dass es nicht manchmal tatsächlich so ist, dass ein Baby länger schläft, wenn es am Abend einen Brei oder eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung bekommt, aber es ist keinesfalls die Regel (und vielleicht sogar einfach nur Zufall) und nicht wenige Kinder schlafen nach einer „Reichhaltigen Abendmahlzeit" sogar noch schlechter. Die Fähigkeit länger zu schlafen, hängt nicht von der Art der Nahrung und auch nicht von der Menge der Nahrung ab. Das wurde inzwischen in Studien hinlänglich festgestellt und haben auch schon viele Eltern erkennen und erleben müssen. Es ist ein Reifungsprozess beim Kind, der von Kind zu Kind unterschiedlich schnell verläuft. Dennoch würde ich Ihnen unbedingt empfehlen, Ihr Baby häufiger anzulegen. Nur vier Stillzeiten innerhalb von 24 Stunden ist sehr wenig für ein Kind in diesem Alter und die Karotten bringen Ihrem Kind nur wenig Nährwert (100 g gekochte Karotten haben etwas mehr als 20 kcal, 100 ml Muttermilch hat rund 70 kcal). LLLiebe Grüße Biggi Welter


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