Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen - wann?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen - wann?

Mitglied inaktiv

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Meine Tochter ist 7 Wochen alt und kam mit 50 cm und 3200 g zur Welt. Nun ist sie knapp 54 cm groß und wiegt ca. 5000 g. Im Krankenhaus sagte man mir, ich solle nach Bedarf stillen, was dann ungefähr alle 2 Stunden war. Gegen Abend bzw. Nachts wurden die Abstände schon mal etwas länger.Da die Kleine aber recht gut zunahm, riet mir meine Hebamme die Abstände auf 3 Stunden zu vergrössern, was uns auch halbwegs gelang. Da die Kleine seit den letzten beiden Wochen aber häufig an Blähungen leidet,meinte meine Ma, ich solle versuchen nochmals die Abstände zu vergrössern und zwar auf 4 Stunden. Ausserdem sollten wir allmählich einen zeitlichen Rhythmus bekommen. Momentan haben wir den nämlich noch nicht. Wie soll ich mich jetzt verhalten?


Biggi Welter

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Liebe Sandra, wende dich bitte an Frau OBERMÜLLER Heike, Tel.: 02238 308683, sie kann dir sagen, wer die nachste Beraterin für dich ist. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Bitte lass dir nicht so einen Unsinn einreden. Du musst überhaupt keine Abstände einhalten, vergrößern oder dein Kind bis zu irgendwelchen Zeiten hinhalten. Stille, wenn dein Kind es möchte. Egal, ob das stündlich, zweistündlich, dreistündlich oder sonst wie oft ist. Deine Kleine weiß am besten, wie oft sie trinken möchte. Sie KANN in diesem zarten Alter auch noch keinen Rhythmus haben. Damit würde ich vor einem halben Jahr (!) gar nicht rechnen. Lass dir und ihr Zeit und sperr die schlauen Ratgeber aus (oder deine Ohren zu). Alles Gute! Agnetha


Mitglied inaktiv

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Liebe Lucky, zunächst einmal gibt es keinen Grund, dass Du zwischen zwei Stillzeiten einen Mindestabstand einhältst. Es ist ein Ammenmärchen, dass ein Mindestabstand notwendig ist, um Bauchprobleme zu vermeiden oder sie zu beseitigen. Es gibt keinen Beweis, für die "Frische Milch auf halbverdaute Milch" Theorie. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Probleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland und im Extermfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen.. Interessanterweise sagen aber selbst die Anhänger dieser Theorie, dass bei einem Wachstumschub selbstverständlich häufiger angelegt werden darf und muss. Alle Stillexperten propagieren das Stillen nach Bedarf und ohne irgendeinen Mindestabstand. Muttermilch ist außerdem innerhalb von längstens 60 bis 90 Minuten vollständig verdaut. Lege dein Kind an, wenn es nach der Brust verlangt, ganz gleich ob die letzte Stillzeit vier Stunden oder eine Viertelstunde her ist. (Den Abstand zwischen zwei Stillzeiten berechnet man übrigens vom Beginn des letzten Anlegens bis zum Beginn des nächsten Anlegens). So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Verwendest Du einen Schnuller, um das Stillen hinauszuzögern? Wenn ja, dann kann es sein, dass wir schon die Ursache für das Stillverhalten gefunden haben. Das Saugen an einem künstlichen Sauger (und dazu gehören auch Beruhigungssauger) hat eine ganz andere Technik als das Trinken an der Brust. Versucht ein Kind an der Brust mit dieser Technik zu saugen, dann bekommt es weniger oder sogar gar keine Milch und ist verständlicherweise frustriert. Lass deshalb alle künstlichen Sauger weg, falls Du welche verwendest. Es ist sehr wichtig, dass das Baby korrekt angelegt ist und richtig saugt. Ein gut angelegtes Baby, das korrekt saugt schluckt weniger Luft beim Trinken und Luft, die nicht verschluckt wird, muss auch nicht wieder nach oben befördert werden. Blähungen sind leider in vielen Fällen durch eine nicht richtige Anlegetechnik und/oder ein falsches Saugen des Babys verursacht (und damit können wir wieder bei obigem Punkt mit den künstlichen Saugern sein). Ein Baby, das länger hingehalten wurde, trinkt in der Regel auch nicht gut an der Brust, so dass wir auch hier wieder bei einem Problem sind, das "hausgemacht" ist. Es ist deshalb auch immer wieder schade, dass Mütter mit solchen Ratschlägen wie dem des Mindestabstands verunsichert und zu neuen Problemen gebracht werden. Ich denke es wäre wirklich gut, wenn Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung setzen würdest. Sie kann dir ganz gezielte Tipps geben und dir vor allem auch zeigen, wie Du siehst, ob dein Baby richtig angelegt ist und gut saugt. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächste LLL Stillberaterin heraus. Die Abstände zwischen den Stillzeiten können mit zunehmendem Alter des Kindes durchaus länger werden, doch in der Regel will ein Baby in diesem Alter im Durchschnitt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Am besten lässt Du dich von deinem Kind leiten. Ein gesundes, voll ausgetragenes Kind weiß im Normalfall selbst am besten, wieviel und wann es etwas braucht. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi! Erst einmal vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Ich werde sie beherzigen und auf mein Kind "hören". Es wäre klasse, wenn Du mir eine Stillberaterin in unserer Nähe empfehlen könntest. Wir wohnen in 50189 Elsdorf. Liebe Grüsse Sandra


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