Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen vor/nach OP

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen vor/nach OP

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter, bei Tim steht eine Bauchspiegelung in Vollnarkose bevor. Wir wollen sie ambulant durchführen lassen, also nach Möglichkeit - wenn alles gut gegangen ist - am gleichen Tag abends wieder heim. Der 1 ½-stündige Eingriff soll vormittags durchgeführt werden. Wie lange vor dem Eingriff darf man nicht stillen und wie lange danach nicht? Das Gespräch mit dem Anästhesisten ist am Vortag und ich will gerüstet sein. Problematisch hinsichtlich "Nüchternbleiben" sehe ich, dass er nach dem Einschlafen gegen 23 Uhr, 24 Uhr, dann nach etwa 4 Stunden und dann stündlich, vor allem morgens teilweise halbstündlich an die Brust will bis er so gegen 10, 11 Uhr ausgeschlafen hat. Nachts stillt er noch öfter, wenn Zähne im Anmarsch sind so wie jetzt gerade. Seine Hauptbetankungszeit liegt morgens! Auch wenn er zu Untersuchungen beim Arzt oder in der Klinik ist, will er dabei zur Beruhigung an die Brust. Schnuller nimmt er nicht. Wie überstehen wir die Zeit bis zum Eingriff und wie danach? Mein Mann geht zwar mit, aber wenn er Hunger hat, kann er ihn auch nicht ablenken? Wie kann ich den Stress verringern? Die letzte Krankenhausröntgen-Untersuchung ohne Stillen (20 min.) waren bereits alptraumartig für uns beide. Wie kriegen wir das hin? Vielen Dank! Liebe Grüsse Uli & Tim (14 Monate, fast voll gestillt (von dem Stück Obst/Gemüse/Reiswaffel und dem einen oder anderen Bissen vom Familientisch abgesehen)


Biggi Welter

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Liebe Uli, ein Kind darf zwar vor einer Vollnarkose acht Stunden nicht mehr essen, aber für das Stillen gelten im Allgemeinen andere Regeln! Da Muttermilch sehr schnell verdaut wird, wird es in vielen Kliniken so gehandhabt, dass bei kleineren Kindern nur eine dreistündige Pause eingehalten werden muss und das lässt sich vor allem wenn der Termin der Narkose günstig gelegt wird meist einigermaßen problemlos überbrücken. Ich zitiere hierzu aus dem "Handbuch für die Stillberatung" Mohrbacher, Stock, 2001: "Muss ein Baby operiert werden, sollte die Mutter nachfragen, bis zu welchem Zeitpunkt vor der Operation sie stillen darf und wie lange es nach der Operation dauern wird, bis sie wieder zu ihrem Kind darf und es stillen kann. Einige Ärzte verlangen, dass ein Patient acht Stunden vor einer Operation nichts mehr oral zu sich nehmen darf. Doch diese Richtlinien sind in Veränderung begriffen. Kürzlich durchgeführte Untersuchungen (Litman 1994; Schreiner 1994) weisen darauf hin, dass es sinnvoll ist, die folgenden Zeitabstände zwischen letzter Nahrungszufuhr und Operation einzuhalten: sechs Stunden für künstliche Säuglingsmilch (Spear 1992), drei Stunden für Muttermilch und zwei Stunden für klare Flüssigkeiten. Die Mutter sollte die Frage der Wartezeiten mit dem Chirurgen und dem Anästhesisten bereits im Vorfeld abklären. Viele Ärzte sind bereit, sich den Bedürfnissen eines gestillten Babys anzupassen. Außerdem sollte sich die Mutter überlegen, wie sie ihr Baby in den Stunden unmittelbar vor der Operation, wenn es nicht gestillt werden darf, ablenken und trösten kann. Wenn die Mutter vorher danach fragt, kann sie eventuell unmittelbar nach der Operation wieder zu ihrem Baby und kann es im Aufwachraum stillen. Für viele Babys und Mütter ist das Stillen in dieser Zeit sehr beruhigend." In einer solchen "Krisensituation" wie es eine OP oder ein umfangreiches Diagnoseverfahren ist, ist auch ein Schnuller in den meisten Fällen nicht wirklich eine Hilfe. Sie können Ihr Kind halten, es streicheln, trösten, ihm Ihren Finger zum Saugen anbieten und ihm immer wieder gut zureden. Jetzt sprechen Sie aber wirklich erst einmal mit den Ärzten, wie es mit Stillkindern in ihrer Klinik gehandhabt wird. Alles Gute und LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, die Auskunft des operierenden Arztes war ca. 4 Stunden vor der OP kein Stillen mehr, aber die Details soll ich am Vortag mit dem Anästhesisten besprechen, auch alle weitergehenden Still-Fragen an diesem Termin. Bezüglich Trösten des Kindes hilft bei Tim kein Händchenhalten oder in den Arm nehmen. Er ist völlig ausser sich, wenn er in beunruhigenden Situationen nicht stillen darf. Kommentare eines Kinder-Radiologen oder KA waren bereits, ob ich ihn denn immer noch nicht anders beruhigen könnte (Schnuller, ...). Bewährte Ablenkungsmanöver? Homöopathische Mittel? Liebe Grüsse Uli


Biggi Welter

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Liebe Uli, sprechen Sie soch noch einmal mit dem Narkosearzt, vielleicht ist dieser zugänglicher. Bei Unklarheiten kann sich jeder Ärztin/Arzt im Institut für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin (Tel.: 030 30308111) erkundigen. Das Team um Dr. Schaefer hat einen speziellen Beratungsdienst für ÄrztInnen zu Medikamentenfragen usw. in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Bitten Sie ihn doch einmal, sich mit Dr. Schaefer in Verbindung zu setzen. LLLiebe Grüße Biggi


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