Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und "Genussmittel"

Frage: Stillen und "Genussmittel"

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, ich habe mich hier sehr ausfühlich über´s Stillen informieren können und bräuchte nun mal eine Antwort auf eine wichtige Frage. Ich bin in der 8ten Woche schwanger und möchte mein Kind stillen. Nun bin ich aber seit 10 Jahren starke Raucherin und habe meinen Konsum auf ca. 10 Zigaretten am Tag schon einegschränkt. Nun meinte meine Mutter (die selbst nicht gestillt hat) das ich sofort mit dem Rauchen aufhören müsse, wenn ich stillen will. Das ich keinen Alkohol etc zu mir nehmen darf ist mir klar, aber ist Rauchen da genauso schädlich?! Eine Bekannte von uns hat auch in der Stillzeit geraucht und dem Kind geht es gut und Sie hatte auch keine Probleme mit dem Kind zur Stillzeit. Also, aufhören und reicht einschränken?! Vielen Dank schonmal im Vorraus


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Miriam B, sicherlich wäre es am besten, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören würden, jede Zigarette schadet dem Ungeborenen. Stillen und Rauchen müssen sich allerdings nicht gegenseitig ausschließen. Natürlich ist es das Beste, wenn eine Mutter nicht raucht, darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Wenn man sich die Situation mal objektiv anschaut, wird ein Kind einer Raucherin in einem Umfeld mit Zigarettenrauchs mit all seinen Nachteilen aufwachsen. Demgegenüber stehen die Vorteile des Stillens, auch wenn die Milch mit Nikotin belastet sein wird. Nikotin tritt rasch in die Muttermilch über. Cotinin, das wichtigste Stoffwechselprodukt des Nikotins, erscheint ebenfalls rasch in der Muttermilch. Mit zunehmender Zahl gerauchter Zigaretten steigen Nikotin und Cotiningehalt in der Muttermilch an (Schwartz Bickenbach et al., 1987). Neben Nikotin und Cotinin sind weitere hochgiftige und auch krebserregende Stoffe in der Muttermilch von Raucherinnen zu erwarten. So sind z.B. die Kadmiumkonzentrationen in der Muttermilch gegenüber denen von Nichtraucherinnen deutlich erhöht (Radisch et al., 1987). Mögliche Folgen des mütterlichen Rauchens können bei der Mutter ein niedrigerer Prolaktinspiegel und beim Baby ein höheres Risiko für Atemwegserkrankungen, ein höheres Risiko für den Plötzlichen Kindstod und bei extrem starken Rauchen Erbrechen, Durchfall und schneller Herzschlag sein. Diese kindlichen Probleme treten aber auch bei passivem Rauchen auf. Der Plötzliche Kindstod (SIDS) kommt häufiger vor bei Babys von Rauchern. Gestillte Babys von Rauchern haben ein SIDS Risiko, das dem von nicht gestillten (nicht gestillte Babys haben ein höheres Risiko als gestillte Babys) Babys von Nichtrauchern gleich ist. Babys von Rauchern haben häufiger Atemwegserkrankungen. Diese Auswirkungen des Rauchens werden abgemildert wenn das Babys gestillt wird. In „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann 6. Auflage, Juni 2001 steht: „Stillenden Müttern ist dringend zu raten, das Rauchen einzustellen und auch darauf zu achten, dass der Säugling nicht durch andere Raucher in der Umgebung mitrauchen muss. Wenn nicht bereits während der Schwangerschaft, sollte spätestens ab der Geburt der Haushalt zur Nichtraucherzone erklärt werden. Sollte der Mutter das Einstellen des Rauchens nicht möglich sein, muss zumindest versucht werden, die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten auf 5 zu begrenzen. Ob ab 10 oder 15 Zigaretten täglich empfohlen werden sollte (Anmerkung: andere Autoren geben eine Zahl von 20 an) ist müßig zu erörtern. Es gibt keine Studien, die belegen, ab welcher Zigarettenzahl die Vorteile des Stillens von den Nachteilen des Rauchens überwogen werden. Außerdem ist nicht nur die Anzahl relevant. Das individuelle Rauchverhalten wie Inhalieren, Verwerfen von Zigarettenresten und Markenwahl beeinflusst den Toxineintrag in die Milch ebenfalls erheblich. Einige Autoren empfehlen, wenigstens 2 bis 3 Stunden vor dem Anlegen nicht zu rauchen. Dies erscheint bei Vielraucherinnen wenig praktikabel. Es mag aber als Anreiz zum Wenigerrauchen dienen." Sie sollten auch in Ihrem eigenen Interesse versuchen, den Zigarettenkonsum möglichst gering zu halten und wenigstens bis zur Geburt nicht rauchen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

...dass Deine Mutter Dir nicht von der Schwangerschaft abrät, wo Du doch rauchst. In der Schwangerschaft kriegt doch das Baby das Nikotin viel direkter mit als beim Stillen. LG Steffi


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Meine Mum hat selbst in allen vier Schwangerschaften geraucht... Und wir sind alle mit Rauchern aufgewachsen und wir sind alle vier kerngesund... Und meine Mum vetritt die Meinung, das ein Entzug im Moment für mich und das Kind mehr Stress wäre, als eine Einschränkung... Die Frage war eben mit dem Stillen... Aber, liebe Biggi danke für deine Antwort. Nun muss ich mir meine Gedanken darum machen. Weil Aufhören ist nicht so einfach...


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

An Steffi und CO. Ach und nochwas, wie soll mir meine Mum von der SCHWANGERSCHAFT abraten?! Sowas passiert und kann dann nicht mehr so leicht rückgängig gemacht werden, oder dürfen Raucher Eurer Meinung nach nicht schwanger werden???!!!


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

...anfügen, aber es war herzlich-ironisch gemeint! Stillen ist doch eine Folge der Schwangerschaft, davon kann Deine Mom genausowenig abraten, wie von der Schwangerschaft selbst. Davon abgesehen ist Rauchen in der Schwangerschaft noch schädlicher als in der Stillzeit. Das meinte ich, Du musst Dich also nicht angegriffen fühlen. ;o) Zu dem anderen Posting: Für das Kind ist ein Entzug in der Schwangerschaft kein Stress, das ist ein Alibi der Rauchergesellschaft um nicht aufhören zu müssen. Dabei ist richtiges Aufhören viel einfacher als Einschränken... Ich (deshalb fühl' Dich echt nicht angegriffen, mir ging es doch genau so) war selbst starke Raucherin, als ich mit meinem zweiten Kind schwanger wurde. Ich habe von einem Tag auf den anderen aufgehört. Hätte ich gewusst, wie easy das sein kann, hätte ich es eher gemacht! Meine Hilfen waren Allan Carrs Buch "Endlich Nichtraucher" und eine sehr gute Internetseite zu dem Thema: www.rauchfrei-online.de Das sind echte Hilfen aufzuhören und ich weiss nicht, wie erfolgreich ich ohne sie, besonders die Letztgenannte, gewesen wäre. Nun bin ich schon drei Jahre lang rauchfrei und sehe, wie gut es der ganzen Familie tut. Und von wegen "Wir haben auch keine Schäden": Glück gehabt! Mein Mann hat durch das mütterliche Rauchen in der Schwangerschaft und seiner Kindheit so ziemlich alles an Schäden mitgenommen, was geht! Lerne so jemanden mal persönlich kennen, dann kommen Die solche Sprüche wie der blanke Hohn vor. Klar kann es gut gehen, es kann aber auch schief gehen...leider! :o/ So, genug gequatscht, muss stillen! ;o) Liebe Grüße noch mal und eine schöne Restschwangerschaft plus Stillzeit wünscht Steffi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.