Mitglied inaktiv
Hallo, meine Tochter ist jetzt 5 Wochen alt und ich werde am 12.9. vormittags wieder zu arbeiten beginnen. Ich bin unsicher, wie das mit dem weiterstillen klappen kann. Zur Zeit stille ich voll. Vormittags kann ich leider nicht abpumpen (auch wenn mir das rechtlich zustände), weil sich das mit einem Schulvormittag schlecht vereinbaren lässt. Ich habe auch keine Gefriertruhe so dass ich Muttermilch nicht auf Vorrat eingefrieren kann. Wie lange hält die denn im Kühlschrank? Wie viel Muttermilch müsste ich denn abpumpen, damit meine Tochter vormittags satt wird? Kann es trotzdem klappen mit dem weiterstillen zumindest in der Zeit in der ich zu Hause bin? Ist es ratsam Säuglingsnahrung zu Hause zu haben, falls die abgepumpte Milch nicht reicht und wenn welche? Vielen Dank im Voraus Vroni
Liebe Vroni, Berufstätigkeit ist kein zwingender Abstillgrund, viele Mütter kombinieren Stillen und Arbeiten und das können Sie auch, wenn Sie es wollen. Sie können zum Beispiel so vorgehen: o Sie stillen ausschließlich bis Sie wieder anfangen außer Haus zu arbeiten. Etwa vier Wochen vor Arbeitsbeginn, beginnen Sie damit das Abpumpen und Handausstreichen zu erlernen. Die Milch die Sie beim Üben gewinnen, können Sie schon als Vorrat einfrieren. Sobald Sie dann arbeiten, können Sie dort abpumpen (zum Beispiel in einem leeren Seminarraum, einem Sanitätsraum, einem Büro, im Auto ...). Als stillender Mutter stehen Ihnen in Deutschland und Österreich bezahlte Pausen zum Abpumpen oder Stillen zu. Ich kenne mehrere Lehrerinnen, die problemlos in der ersten großen Pause abgepumpt haben. Die Milch können Sie aufbewahren (entweder in einem Kühlschrank oder auch in einer Kühlbox mit Kühlakkus), so dass Ihr Kind sie während Ihrer Abwesenheit bekommen kann. Wenn Sie mit dem Baby zusammen sind, können Sie ganz "normal" stillen. o Sie stillen voll bis zum Beginn Ihrer Berufstätigkeit, lernen aber etwa zwei Wochen vor Arbeitsbeginn, wie Sie Milch von Hand ausstreichen oder wie mit einer geeigneten Pumpe (entweder eine Handpumpe oder eine kleine elektrische Pumpe mit Batteriebetrieb) abpumpen. Ab dem ersten Arbeitstag, streichen Sie immer dann, wenn die Brust zu spannen beginnt oder schmerzhaft prall wird gerade soviel Milch aus, dass Sie sich wieder wohl fühlen (alternativ zum Handausstreichen kann eine Pumpe verwendet werden). Falls möglich, können Sie die Brust auch kühlen, z.B. mit einen kleinen Hot Coldpack, das in den BH eingelegt werden kann. Entleeren Sie wirklich nur so viel Milch aus der Brust, dass die Spannung nachlässt und Sie sich wohl fühlen, nicht mehr, denn dann regen Sie die Milchbildung weiter an. Diese geringen Mengen, die Sie zu diesem Zweck abpumpen oder ausstreichen, können Sie auch notfalls auf der Toilette ausstreichen/abpumpen und dann, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, wegwerfen. Nach einiger Zeit wird sich Ihre Brust daran gewöhnt haben, dass zu diesen Zeiten, während denen Sie arbeiten keine Milch mehr gebraucht wird. Es gilt dann wie oben, wenn Sie mit Ihrem Baby zusammen sind, können Sie stillen, ansonsten bekommt es künstliche Säuglingsnahrung. Bei den ersten Pumpversuchen werden Sie vermutlich nur relativ kleine Mengen (5 ml sind schon ein Erfolg) gewinnen können. Mehr als 30 ml zwei oder drei Mal täglich sollten Sie zunächst nicht abpumpen, da Sie sonst zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingreifen. Wenn Sie dann arbeiten, können Sie selbstverständlich mehr abpumpen, um die durch die Trennung ausgefallenen Stillzeiten ersetzen zu können. Außerdem kann ich Ihnen nur dringend raten, sich baldmöglichst an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe zu wenden und mit ihr genau zu besprechen, welche Pumpe für Sie geeignet ist und wie Sie damit umgehen. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Falls möglich, legen Sie den Berufstart auf einen Mittwoch oder Donnerstag (vorausgesetzt Sie arbeiten von Montag bis Freitag), dann habt ihr nicht gleich eine ganze Arbeitwoche vor euch, sondern könnt nach zwei bis drei Tagen erst einmal verschnaufen. Rechnen sie damit, dass Ihr Kind sich nach Ihrer Rückkehr auf Sie "stürzen" wird und die Nächte zunächst einmal deutlich unruhiger werden. Viele berufstätige Mütter erleben, dass ihr Kind nachts Mama "tanken" muss. Milch die über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg abgepumpt wird kann gesammelt, zusammengeschüttet und dann eingefroren werden. Es hat sich bewährt die Milch in kleinen Portionen (etwa 50 bis 60 ml) einzufrieren. Diese kleinen Mengen sind schnell aufgetaut und erwärmt und es muss nicht so viel Milch weggeworfen werden, wenn das Baby nicht alles trinkt. Es ist möglich frisch abgepumpte Milch auf bereits gefrorene Milch zu geben, vorausgesetzt die Milch wurde zunächst gekühlt und es ist nicht mehr frische Milch als bereits gefrorene Milch. Wenn Milch für eine voll ausgetragenes, gesundes Baby zu Hause (nicht im Krankenhaus) abgepumpt wird, reicht es, die Pumpe einmal täglich zu sterilisieren und ansonsten nach jedem Gebrauch gründlich mit heißem Wasser zu reinigen und trocknen zu lassen. Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch o 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996) o 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987) o 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch o 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät o 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank o 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) o 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant 19 ° C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997) Gefrorene Muttermilch ist schonend aufzutauen (keine Mikrowelle!!!). Entweder sehr langsam über 24 Stunden im Kühlschrank bei +4°C oder bei Raumtemperatur. Im Notfall kann die Milch auch schnell unter fließendem kaltem oder lauwarmen Wasser (max. 37°C) aufgetaut werden. Flaschenwärmer ist auch möglich, aber bitte das Wasser immer wechseln. Beim Füttern sollte die Milch etwa Körpertemperatur haben. Ist die Milch aufgetaut, muss sie sofort bis zum Verbrauch wieder in den Kühlschrank. Aufgetaute Muttermilch kann für 24 Stunden ungeöffnet bei +4°C aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen des Gefäßes muss aufgetaute Muttermilch bei +4°C aufbewahrt und innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden. Reste einer erwärmten Muttermilchmahlzeit müssen weggeworfen werden. Bei der Wahl des Gefäßes muss darauf geachtet werden, dass es gut zu reinigen ist, eventuell sterilisiert werden kann, lebenmittelecht ist und dicht verschlossen werden kann. Falls Sie Muttermilch in Kunststoffbeuteln einfrieren wollen, sollten diese nicht aus Polyethylen bestehen. (Es gibt spezielle Beutel zur Aufbewahrung von Muttermilch). Sie könnenMuttermilch in Glas oder Kunststoffflaschen einfrieren, dabei sollten Sie beim Einfüllen jedoch etwa zwei Platz lassen, damit sich die Milch beim einfrieren ausdehnen kann, ohne dass die Flasche platzt. So, das war jetzt ein Schnellkurs über die Aufbewahrung und Behandlung von abgepumpter Muttermilch. Eine Formel "Gewicht des Kindes geteilt durch sechs und das wiederum geteilt durch die Zahl der Stillzeiten" gibt es nicht. Da sich nur schwer vorhersagen lässt wie viel ein Baby bei einer Mahlzeit trinken wird, empfiehlt es sich die Milch in kleinen Portionen von etwa 60 ml einzufrieren. Diese kleinen Portionen sind schnell aufgetaut und es bleibt kein so großer Rest, der weggeworfen werden müsste. So lange das Baby trinkt, ist es auch hungrig, denn Babys haben da noch ein sehr gutes Gefühl dafür und mit Muttermilch kann ein Baby nicht überfüttert werden. Wenn ein Kind häufiger mit abgepumpter Milch gefüttert wird, lässt sich meist ein Erfahrungswert erkennen, nach dem sich der Babysitter in etwa richten kann. Wenn Sie Säuglingsmilch kaufen möchten, sollten Sie Pre-Nahrung verwenden, die Erklärung ist ganz einfach: Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Wenn Sie sich über das Thema Stillen und Berufstätigkeit noch weiter informieren wollen, ist zum Beispiel die Ausgabe 2/2000 (März) des "buLLLetin die andere Elternzeitschrift für den Still und Erziehungsalltag" (die deutschsprachige Zeitschrift der La Leche Liga) empfehlenswert. Sie beschäftigt sich unter dem Titel "Beruf und Berufung" mit dem Thema Stillen und Berufstätigkeit. Neben praktischen Tipps (Abpumpen, Aufbewahren von Muttermilch usw.) finden Sie in diesem Heft auch Erfahrungsberichte. Vielleicht ist der Inhalt dieses Heftes auch interessant für Sie. Das buLLLetin kann sowohl im Abonnement als auch als Einzelheft (buLLLetin Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim Stillshop auf dieser Seite) bezogen werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, vielen Dank für die ausführliche Antwort, die mir sehr weiterhilft und mich auch beruhigt. Wir werden das schon hinbekommen, denke ich. Wäre glaub ich trotzdem gut, wenn ich mich nochmal mit einer Stillberaterin zusammensetze. Meine PLZ: 82110 Germering Vielen lieben Dank für die Mühe viele Grüße Vroni
Liebe Vroni, Sie können sich an Frau GROSSMANN Marisa, Tel.: 08142 52281 wenden, sie wird Ihnen gerne helfen. LLLiebe Grüße Biggi
Ähnliche Fragen
Liebe Biggi, Mein Sohn ist etwas älter als vier Monate und wird noch immer voll gestillt. Mit Beikost haben wir nicht angefangen, er zeigt kein Interesse und hat auch noch die Reifezeichen nicht. In sechs Wochen muss ich wieder arbeiten und bin dann sieben Stunden an fünf Tagen die Woche außer Haus. In der Zeit füttert mein Mann dann Pre. I ...
Guten Tag Meine Tochter ist jetzt 5 Monate wird vollgestillt. Ich plane gerne im Vorraus damit ich abgesichert bin. Kann man mit 1 Jahr wieder 30 Stunden arbeiten gehen 800 vis 1500 uhr ? Wie mache ich das mit dem Stillen? Pausen zum Abpumpen müsste ich mir irgendwie dazwischen schieben. Aber zum Beispiel der erste Tag da müsste ich vorher wa ...
Hallo liebe Biggi, meine Kleine ist 3 Monate alt und wird voll gestillt. Sie nimmt bisher kein Fläschchen, obwohl wir es bereits öfter ausprobiert haben und auch unterschiedliche Sauger getestet haben. Da ich seit drei Wochen wieder arbeite trinkt sie in der Zeit nicht, d.h. 5-6 Stunden Pause. Ich pumpe aktuell nicht ab, habe aber einen aus ...
Hallo Frau Welter, Mein Sohn ist 13 Monate und wird am Tag noch 1× nach dem Aufwachen, 1x zum Mittagsschlaf, zum einschlafen am Abend und nachts zwischen 1-3 x gestillt. Soweit so gut.. Er schläft beim stillen aber schon lange nicht mehr ein, sondern wird danach noch etwas geschaukelt. Ich bin Krankenschwester und muss ab Oktober wieder arbeiten. ...
Liebe Frau Welter, meine Tochter ist jetzt 10 Monate alt und in zwei Monaten werde ich an zweiten Tagen vormittags bis mittags wieder arbeiten gehen müssen. Ich stille sie noch recht viel und gerne. Beikost nimmt sie nur wenig und das dann auch nur nachmittags/abends. Morgens zwischen 6-8 trinkt sie nur an der Brust. Schnuller oder die Flas ...
Hallo, Meine Tochter ist jetzt 5 Monate und ich stille voll. Sie hat einen 2 Stunden Stillabstand, wenn wir unterwegs sind, klappen auch 3 Stunden. In einem Monat werde ich wieder in Vollzeit arbeiten gehen (Selbstständig - leider muss ich wieder zurück an den Arbeitsplatz) und mein Mann in Elternzeit sein. Ich möchte das Stillen nicht aufgeb ...
Liebe Biggi, Danke für Deinen lieben Rat hier immer - ich lese gerne Deine Antworten. Meine Tochter ist jetzt fast 8 Monate. Seit einem Monat arbeite ich wieder in meinem doch sehr stressigen Job (Selbstständigkeit). Mein Mann bringt mir meine Tochter alle 2.5-3 Std vorbei und ich stille sie. Eine Mahlzeit wurde durch Brei ersetzt, aber manch ...
Hallo, Ich muss in zwei Wochen wieder voll arbeiten gehen. Ich bin 10 Stunden weg am Tag. Mein Mädchen mit 10,5 Monaten will noch nicht so richtig essen. Ich stille noch voll. Sie trinkt gerne Tee und knabbert gerne etwas an Wurst und Brot und Obst. Aber nicht so, dass sie sich satt ist. Ich habe keine Möglichkeit auf der Arbeit abzupumpen. Ich ...
Guten Tag, ich habe vor, wenn unser kleiner 8 Monate alt ist, wieder arbeiten zu gehen. Teilzeit aber abends (bis 21 uhr). Ich möchte ungern zu der Zeit schon voll abzustillen. Unser Plan ist, ihm spät nachmittags/abends dann Beikost in Form von Brei etc. zu geben und vormittags/mittags eben weiter zu stillen. Ist das realistisch? Viele Bre ...
Hallo Biggi, Zuerst möchte ich dir für deine Arbeit hier danken. Ich glaube, dass mein Sohn und ich eine so wunderbare Stillbeziehung trotz Höhe und Tiefen haben, ist auch zu einen großen Teil deinen Antworten und vor allem deiner - wie kann ich es ausdrücken- empathischen und akzeptierenden Art zu verdanken. In deinen Antworten geht nie darum, wi ...
Die letzten 10 Beiträge
- Baby von der Flasche zur Brust zurück bringen
- Stillstreik?
- Kind (2,5 Jahre) schläft nur mit Brust ein
- Weiterhin nach Bedarf stillen?
- Tocher (5 Monate) verweigert linke Brust
- Tagsüber abstillen
- Unruhiges Trinkverhalten / Starker Milchspendereflex
- Abstillen für Kinderwunsch
- Stillen in der 2 Schwangerschaft
- Nicht stillen aufgrund von großer Brust?!