Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

stillen üben

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: stillen üben

Mitglied inaktiv

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Mein Sohn ist nun fast 15 Monate Alt und ich bereits jetzt wieder schwanger und bin in der 24.SSW. Bei meinem Sohn hatte ich das Problem, dass er absolut nicht an der Brust trinken wollte. Ich vermute mal weil einfach zuviel raus lief und er mit dem schlucken nicht mithalten konnte. Nach dem ersten Milchstau ließen mich die Schwestern endlich nach 3 Tagen an die Pumpe. Somit pumpte ich tgl. 2,5 Lieter und nach 5 1/2 Monaten hatte ich soviel eingefroren, dass ich abstillte. Nun war das eine unheimliche belastung, da ich einmal meinen Rhytmus zum pumpen einhalten mußte und mein Sohn auch noch zwischendurch hunger hatte. Oft habe ich mich gefragt, ob man nicht durch richtiges Training doch hätte normal stillen können. Gibt es so eine Art Stillunterricht auch vor der Geburt? Ich denke wenn das Kind erst mal da ist, hat man einfach nicht die Ruhe wenn es so quängelt. Zwar würde ich es wieder so machen, doch lieber wäre mir der unkompliziertere Weg. LG Lily


Biggi Welter

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Liebe Lily, es tut mir leid, dass Ihre erste Stillerfahrung nicht so war, wie Sie es sich gewünscht haben. Das muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig iederholen. Es wäre ein sehr guter Gedanke von Ihnen, sich bereits vor der Geburt Ihres nächsten Kindes mit einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, haben Sie gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth Gumberger und Elizabeth Hormann, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich wünsche Ihnen schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Meine PLZ ist 50354 Ich möchte Ihnen schon mal für Ihre Mühe und Ihre Tips danken. Was das Prinzip des Stillens angeht, war ich schon ganz gut aufgeklärt. Doch wurde nach der Geburt nicht weiter darauf geachtet. Zwar habe ich meinen Sohn "angelegt", wobei aber mehr darauf gehofft und gewartet wurde, dass er instinktief den Weg selbst findet. Doch nach dem Umziehen usw. wurde er nicht wieder angelegt. Erst etwa 3 Std. später wieder. Und dann wurde das alles mit solch einem Druck vollzogen, dass er nahezu apathisch den Kopf schüttelte mit offenem Mund und nur schrie. Also, ich kam etwa auf 11 mal anlegen und mein Sohn hatte keine Gelbsucht und auch sonst keine Probleme, ausser dass sich rausstellte, dass er nicht mehr als 10 gramm trank. Somit kam dann nach 3 Tagen die Pumpe ins Spiel. MfG Lily


Biggi Welter

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Liebe Lily, wenden Sie sich bitte an Frau OBERMÜLLER Heike, Tel.: 02238 308683, sie wird Ihnen sicherlich gerne zur Seite atehen. LLLiebe Grüße Biggi


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