Mitglied inaktiv
Hallo! Mich beschäftigt seit langem die Frage, wie sich der Schnullereinsatz auf's Baby "auswirkt". Als Beispiel: Meine beiden Kinder kennen weder Schnuller noch Flasche. Sofern sie unruhig (Müdigkeit und/oder Hunger) waren, wurden sie gestillt. Dabei gab es nie einen Rythmus oder gar ein Stillen nach der Uhr. Auch gab es oft, insbesondere in den Abendstunden, keine eindeutigen Stillpausen. Beispiel: Baby ist abends müde, es wird gestillt. Baby trinkt 1 Minute, dreht sich dann weg. Es wird getragen, geschunkelt...es ist wieder unruhig. Es wird nochmals angelegt. Baby trinkt 10 Minuten, schläft aber noch nicht ein. Baby wird wiederum getragen usw. Baby ist unruhig, "sucht" die Brust. Es wird wieder angelegt, Baby nuckelt ein paar Minuten, schläft ein. Schlafendes Baby wird ins Bettchen gelegt. 1 Stunde später, Baby wird wach, wird angelegt, trinkt 5 Minuten, schläft wieder ein. 3 Stunden später...usw usw. Wenn nun ein Baby einen Schnuller bekommt, ist es ja wesentlich seltener an der Brust. Im obigen Beispiel wäre es dann wohl meist so: müdes Baby wird gestillt, Baby trinkt 1 Minute, dreht sich dann weg. ...es hat offensichtlich keinen Hunger... Nun kommt der Schnuller zum Einsatz. Baby wird mit Schnuller im Mund getragen, geschunkelt. Baby schläft ein. Baby wacht nach 1 Stunde wieder auf, es wird gestillt. Es trinkt 5 Minuten, schläft ein. Baby wacht nach 1 Stunde wieder auf ... es kann ja nach "nur" 1 Stunde noch keinen Hunger haben... es wird mit Schnuller getragen, Baby schläft ein. usw.... Ohne Schnuller kam/kommt es bei uns häufig vor, daß das Baby nur kurz an der Brust nuckeln, sich wegdreht. Nur 15 Minuten später trinkt es jedoch ausgiebig an der Brust. "Schnullerkinder" bekommen ja häufig diese 2. Chance des Stillens gar nicht, sonder werden mit Schnuller beruhigt und schlafen damit ein. Kinder ohne Schnuller nehmen somit ja viel mehr Muttermilch zu sich, oder? Was geschieht mit diesen scheinbar "unnötigen" Kalorien? Ein Schnullerkind trinkt wesentlich seltener, dafür ausgiebiger (eben wenn es RICHTIG Hunger hat). Für's Nuckeln zwischendurch gibt es ja den Schnuller. Hat dies evtl. eine Auswirkung auf das Wachstum bzw. die Entwicklung der Kinder? ...sorry, daß es etwas länger wurde. Aber ich würde mich über eine kurze Aufklärung sehr freuen! Liebe Grüße, Sandra
Liebe Sandra, Du hast wunderbar alle Gründe genannt, warum ein Stillkind keinen Schnuller bekommen sollte :-). Stillberaterinnen sehen den Schnuller nicht gerne, weil er - vor allem in den ersten Wochen -eine Saugverwirrung auslösen kann. Außerdem kann es vorkommen, dass ein Baby sein Saugbedürfnis so sehr am Schnuller stillt, dass es nicht mehr genügend an der Brust saugt. Die Brust wird weniger stimuliert, die Milchproduktion geht zurück und am Ende steht ein schlecht gedeihendes Kind, da noch dazu nicht mehr an der Brust trinken will, wenn da nicht sofort Milch herauskommt. Auf diese Weise ist man leider schneller als man denkt bei einem ganz massiven Stillproblem, das durch den Schnuller verursacht wurde. Ganz generell ist es so, dass gestillte Kinder ohne Schnuller länger gestillt werden als Kinder, die einen Schnuller erhalten. Auch hier ist es so, dass der Schnuller das Non-Nutritive-Saugen an der Brust verhindert oder zumindest beeinträchtigt. So wird das Stillen des älteren Babys gestört und das Kind mit Schnuller deutlich früher abgestillt (Bei Kindern die keinen Schnuller hatten lag die Stillrate im Alter von vier Monaten bei 91 %, bei denen, die einen hatten, bei 44 %, Righard, L. et al. "Breastfeeding and the use of pacifiers") Auch aus logopädischer und kieferorthopädischer Sicht spricht einiges gegen den Schnuller. Das Saugen an der Brust fördert den richtigen Gebrauch der Muskulatur von Mund und Gesicht. Der Schnuller fördert unphysiologische Bewegungsmuster, stört das Wachstum von Zähnen und Kiefer und kann so zu falschen Lautbildungen beim Sprechen führen. Wenn das Baby oder Kind einen Schnuller im Mund hat, so wird verhindert, dass es seine Umgebung oder Dinge mit dem Mund erforscht. Der Schnuller behindert das Kind beim Üben der vorsprachlichen Fähigkeiten (Stimme und Laute). Er stört die Kommunikation des Kindes mit anderen (mit dem Schnuller im Mund wird es nicht oder schlecht verstanden). Der Schnuller kann Infekte und Mittelohrentzündungen fördern. Erstens ist es ein Fremdkörper, der Keime in den Mund und in den Hals-Nasen-Rachen-Bereich bringt und zweitens verändert sich die Kieferstellung beim Saugen am Schnuller so, dass das Mittelohr schlechter belüftet wird. Das erhöht das Risiko für Atemwegsinfekte, Mittelohrentzündungen und chronische Mundatmung. Hier noch ein Zitat aus einer zahnärztlichen Studie: "Unter den Kindern, die über sechs Monate gestillt wurden, saugten die wenigsten an Daumen oder Fingern sowie Schnullern bzw. Gummisaugern und sie hatten das geringste Risiko für Zahnfehlstellungen, wobei sich das Saugen am Gummisauger als am schädlichsten herausstellte. (Farsi, N.M.A. eta al. "Sucking habits in Saudi children: prevalence, contributing factors and effects on the primary dentition" Ped Dentistry 1997; 19(1): 28-33)" Ich denke insgesamt ist all dies Grund genug, den Schnuller wirklich nur überlegt und wohl dosiert einzusetzen. LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Liebe Biggi! Vielen Dank für die schnelle Antwort!!! Deine genannten Gründe "gegen" den Schnuller waren mir im Großen und Ganzen bereits bekannt. Diese zahnärztliche Studie war mir neu. Sehr interessant! Nur die Frage nach den "unnötigen" Kalorien bleibt noch offen... Ist die Muttermilch, die ein Kind ohne Schnuller zusätzlich zu sich nimmt, nicht relevant für dessen Entwicklung??? Welche "Nachteile" ergeben sich diesbezüglich für ein Kind, das regelmäßig den Schnuller bekommt, daher weniger/seltener gestillt wird? LG Sandra
Liebe Sandra, es ist nicht so, dass ein nach Bedarf gestilltes Kind zu viele Kalorien bekommt, sondern leider ist es manchmal so, dass ein Schnullerkind zu wenige davon bekommt. Dies kann schlimmstenfalls zu einer Gedeihstörung führen. LLLiebe Grüße, Biggi
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