Frage: Stillen noch möglich?

Hallo liebe Stillberaterinnen, ich habe einen 3.5 Monate alten Sohn. Dieser hat bereits ab Geburt sehr schlecht getrunken. Durch abpumpen und milchfördernde Mittel gelang es uns jedoch voll zu stillen. Nun hatte mein Kleiner eine ganz miese Erkältung nach der anderen, hat keine Luft durch die Nase bekommen und somit das Essen sehr zurückgestellt. Danach schossen die Zähne ein und auch das hat nicht dazu beigetragen, dass sich alles wieder einpendelt. Nun war ich wegen der Erkältung, der Ablehnung zu trinken und dem Gewicht beim Kinderarzt und dieser meinte, dass wir bei der U4 gucken müssten, ob er genug trinken würde und ich solle Stillproben machen. Mein Kleiner trank immer so 100ml und es waren noch ca 60ml durch abpumpen rauszuholen. Bei der U4 war mein Sohn jedoch an der Untergewichtsgrenze (ganz leichtes Untergewicht) und der Kinderarzt meinte wir sollen zufüttern. Zunächst hatte ich mich sehr gefreut, dass mein Sohn nach langer Verweigerung endlich die Flasche nahm. Aber seit 2 Tagen verweigert er die Brust komplett. Er nuckelt kurz, merkt dass nicht sofort etwas kommt und beginnt zu brüllen. Beim abpumpen kommen nun auch keine genügenden Mengen mehr zusammen. Nun wollte ich fragen, ob es sinnvoll ist noch einmal durch häufiges abpumpen und milchsteigernde Mittel die Milchbildung anzuregen und ob so die Menge wieder ausreichen könnte und ob es überhaupt möglich ist meinen kleinen Käfer wieder an die Brust zu bekommen? Oder ist das nun eher vergebens? Vielen Dank für Ihre Hilfe! Freundliche Grüße

von Quinn46 am 14.01.2020, 20:47



Antwort auf: Stillen noch möglich?

Liebe Quinn46, ich denke, dass Dein Baby saugverwirrt ist und nicht mehr korrekt und effektiv trinken kann. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Mir scheint, genau dies passiert gerade bei euch. Nun gilt es für dich zu entscheiden, wie wichtig dir das Stillen ist. Wenn du es gern noch eine Weile fortführen möchtest, wird es sinnvoll sein, keine Flasche mehr zu geben, sondern eine alternative Fütterungsmethode zu wählen. Mit der Brustkompression kannst du den Milchfluss unterstützen, wenn dein Baby anfängt, ungeduldig zu werden. (Siehe unten) Ein wenig Geduld wird es brauchen... darum empfehle ich dir, auch mal nach einer Stillberaterin vor Ort zu schauen, die dir im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie dein Baby sich an der Brust verhält. Adressen von Stillberaterinnen finden sich im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 14.01.2020