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Hallo Biggi, mein Sohn ist jetzt 11 Wochen alt und wird voll gestillt. Wir haben seit 2 Wochen relativ feste Stillzeiten so alle 3,5 bis 4,5 Stunden, Abends bekommt er gegen 21.00h das letzte Mal für den Tag, kommt dann Nachts gegen 2 oder 3 Uhr und Morgens gegen 6 Uhr. Mir ist jedoch aufgefallen, daß er bei der Nacht und Morgenmahlzeit relativ wenig trinkt, ich glaube eher, er wacht nicht vom Hunger auf, kann aber nicht mehr alleine einschlafen und verlangt dann die Brust. An sich macht es mir nichts aus, Nachts einmal aufzustehen, hab nur Angst, daß er sich an da Einschlaftstillen gewöhnt und nicht mehr von alleine einschlafen will. Abends legen wir in wach ins Bett, wenn er müde wird (meist gegen 21.30h) und er schläft dann auch von alleine ein (mit Schnuller). Wie lange brauchen Stillkinder Nachts denn noch eine Mahlzeit? Noch kurz zur Ergänzung: Philipp wiegt mit seinen 11 Wochen schon stolze 6200g, ist ein relativ schneller Trinker(5Min erste Brust, 3 MIn zweite Brust) und spuckt auch meist wieder einiges nach den Mahlzeiten. Danke für deine Antwort
? Liebe Kling17, da Stillen nicht nur Nahrung für den Körper ist, lässt sich der Stillbedarf auch nicht an der reinen Kalorienaufnahme festmachen. Babys sind auf beständigen Körperkontakt angewiesen und es ist keine „dumme Angewohnheit", wenn sie an der Brust einschlafen. Dein Kind dir zeigen, wie lange es das Stillen noch braucht. Es „missbraucht" dich auch nicht als Schnuller, sondern umgekehrt: Der Schnuller ist eine Brustattrappe und dient als Ersatz für die Brust. Es ist schlicht und ergreifend von der Natur für ein Baby und Kleinkind nicht vorgesehen, dass es alleine (ein)schläft. Genau so wenig wie es „normal" ist, dass ein Baby oder Kleinkind durchschläft, denn das ist lediglich eine Wunschvorstellung der Eltern. Man muss ein Kind nicht lehren, alleine einzuschlafen und alleine in einem Bett zu schlafen, sondern es genügt, ihm die Nähe zu geben, die es braucht und abzuwarten, bis es von selbst so weit ist, dass es diese Nähe nicht mehr in dem Maße braucht. Es ist vollkommen normal, dass ein Baby an der Brust der Mutter einschlafen will und überhaupt in ihrer Nähe sein mag. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Nochmals: Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Das Problem ist der „Denkfehler" vieler Menschen in unserer Gesellschaft, die erwarten, dass ein Baby ab einem bestimmten - möglichst frühen - Alter durchschlafen und alleine schlafen müsse. Babys und Kleinkinder wachen seit Urzeiten nachts immer wieder auf. Da unserer Kinder mit dem gleichen genetischen Programm auf die Welt kommen wie vor Tausenden von Jahren, verhalten sie sich auch so, wie das Babys von Anbeginn der Menschheit getan haben. Das „passt" aber nicht unbedingt in unsere Vorstellung des „modernen Menschens". Deshalb wird das Thema „Durchschlafen" für Eltern mit zu den wichtigsten Themen in unserer Gesellschaft gemacht. In anderen Kulturen, in denen es als normal angesehen wird, dass Babys und Kleinkinder nachts aufwachen, wird überhaupt nicht so ein Aufhebens um dieses Thema gemacht - und den Erwachsenen und Kindern geht es nicht schlechter als bei uns - eher im Gegenteil. Eltern müssen klar unterscheiden zwischen „Was braucht mein Kind?" und „Ich mag nicht mehr stillen". Wenn nicht mehr gestillt werden soll, dann liegt es an der Mutter/den Eltern, einen Ersatz sowohl für die Nahrung, die das Kind an der Brust erhält, als auch für sein Saugbedürfnis und das Nähebedürfnis zu finden. Stillen ist eben mehr als nur Nahrungsaufnahme, das wird leider oftmals vergessen. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Du schreibst, dass Du nachts aufstehst zum Stillen. Hier könnte die Lösung deines Schlafproblemes liegen. Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Du machst nichts falsch, wenn Du dein Baby dann stillst, denn Stillen ist ja nicht nur Ernährung, sondern gibt deinem Kind auch Nähe, Geborgenheit und Sicherheit. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi
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