Lilli_85
Liebe Biggi, Da ich dein Forum und deine Antworten sehr, sehr schätze, möchte ich dir nun auch eine Frage stellen. Ich habe auch schon in deinem Forum gesucht, aber so richtig fündig bin ich nicht geworden. Ich habe drei Kinder, das Jüngste wird morgen elf Monate alt. Ich stille mit absoluter Leidenschaft und ich habe grundsätzlich auch kein Problem damit, in der Öffentlichkeit zu stillen bzw mir die Kommentare unserer Familien (beide Omas haben nicht gestillt und meine Schwägerin wenn überhaupt höchstens vier Monate) anzuhören. Aber im Moment bin ich trotzdem etwas verunsichert. Meine jüngste Tochter nimmt meines Erachtens den absoluten Großteil ihrer Nahrung durch das Stillen zu sich. Sie liebt die gemeinsamen Mahlzeiten, probiert verschiedene Lebensmittel, wenn sie sie selber essen darf, und hat offensichtlich Freude und Spaß dabei. Aber ich habe das Gefühl, die Kalorien nimmt sie über die Muttermilch zu sich. Das kenne ich so von den großen Geschwistern gar nicht, so dass ich das Stillen, als sie dann älter waren, nicht mehr in der Öffentlichkeit praktizieren musste. Ich habe wirklich kein Problem, meine kleine Tochter zu stillen. Mit elf Monaten braucht sie die Muttermilch ja noch. Meine beiden großen Kinder habe ich jeweils zwei Jahre lang gestillt und sie haben sich selbst abgestillt, als ich wieder schwanger war. Aber irgendwie ist es jetzt anders. Meine kleine Tochter hat heute beim Abendessen zum Beispiel so lange geweint und sich in meine Richtung geneigt, bis ich sie aus ihrem Hochstuhl genommen habe und ausgiebig gestillt habe. Als sie dann fertig war, hat sie mit Hingabe an ihrem Brot geknabbert, ihre Gurken probiert etc. Ich habe oft das Gefühl, Essen ist mehr Spaß für sie als Nahrungsaufnahme und mittlerweile mache ich mir echt Gedanken - abgesehen von den Kommentaren, dass sie nicht genug "richtiges" Essen zu sich nimmt. Schön langsam sollte sie doch wirklich ihre Kalorien mehr an fester Nahrung zu sich nehmen, oder? Was meinst du? Da sie keinen richtigen Stillstuhl mehr hat, bin ich mir jedoch trotzdem sicher, dass sie ab und zu irgendwas in sich hineinbekommt, aber mir selber kommt es sehr wenig vor. Da sie ja in einem Monat ein Jahr alt sein wird, mache ich mir so meine Gedanken. Ich würde mich über eine Antwort und eventuell Tipps freuen. Noch als kleine Zusatz-Info: meine Tochter ist motorisch und sprachlich sehr gut entwickelt und hatte bisher auch immer ein normales Gewicht. Vielen Dank bereits im Vorhinein für deine Hilfe und liebe Grüße
Liebe Lilli_85, lass Dich bloß nicht verunsichern :-). Dein Baby ist noch nicht einmal ein Jahr alt und muss noch gar nicht viel Beikost essen. Vielleicht kommen gerade Zähnchen, vielleicht mag Deine Kleine gerade einfach nicht essen und das ist okay so! Je mehr Druck Du jetzt ausübst, umso eher wird Dein Mädchen dichtmachen und streiken. So lange Du stillst, bekommt Dein Kind noch alles, was es braucht. Auch nach sechs oder auch zwölf Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab diesem Zeitpunkt keineswegs plötzlich „schlechter" oder „weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. Die Empfehlung lautet, dass während der gesamten Stillzeit weiterhin nach Bedarf gestillt wird. Ganz sicher ist auch für Dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Wenn Dein Baby auch nach dem ersten Geburtstag nichts essen möchte, solltest Du einmal die Eisen- und Zinkwerte überprüfen lassen, um einen Mangel auszuschließen, dieser könnte nämlich für die Appetitlosigkeit ursächlich sein. Lieben Gruß Biggi
Lilli_85
Vielen lieben Dank, liebe Biggi! Jetzt sehe ich das alles wieder viel entspannter und kann vor allem wieder selbstbewusster auf Kommentare und Blicke in der Familie reagieren. Vielen lieben Dank auch für deine schnelle Antwort! Ich schätze dieses Forum und deine immer hilfsbereite Art wirklich, auch wenn dies meine erste Frage war. Aber ich lese wirklich gern, weil du stets einfühlsam und wirklich hilfsbereit antwortest. Das wollte ich dir nur noch einmal sagen. Einen schönen Abend noch
Du Liebe, ich danke Dir herzlich für das tolle Feedback, es freut mich wirklich sehr :-)). Biggi
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