Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen mit drei Jahren

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen mit drei Jahren

Momofonegirl

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Hallo Birgit, Bin völlig ratlos. Meine Tochter wird in vier Wochen drei Jahre alt. Ich stille sie tagsüber und nachts nach Bedarf und das ist sehr häufig. Sie wacht immer noch alle 30 bis 60 min auf und stillt. Wollte Freitag Nacht abstillen, aber ich hatte keine Kraft es durchzuhalten. Sie ist sehr eskaliert. Ich habe das Gefühl ihr das wichtigste auf der Welt zu nehmen. Aber so geht es für mich nicht mehr weiter. Ich arbeite wieder und benötige Schlaf und ich möchte nicht mehr stillen. Sie hat in den ganzen drei Jahren auch noch nie weniger gestillt. Ist es normal, dass ihr Interesse dafür gar nicht verloren geht? Sie isst weiterhin nicht gerne, ist aber soweit gesund. Sie geht auch nicht gerne in die Kita, wohin sie seit drei Monaten geht, weil ich dort nicht bin und sie somit nicht stillen kann, sagt sie selbst. Dabei ist sie nur drei Stunden am Tag dort. Ich biete ihr ständig Essen an und versuche sie abzulenken, aber nichts hilft. Ich erkläre ihr tagsüber, dass ich nachts mehr Schlaf benötige, aber dennoch ist sie damit nicht einverstanden. Sie ist so viel nachts wach dadurch, dass es meiner Meinung nach weder für sie noch für mich gesund ist. Sie stillt auch jedes Mal 10 bis 30 Minuten. Oft findet sie aber dennoch nicht richtig in den Schlaf und ist nach 5 min schon wieder wach. Auch tagsüber will sie einfach keine ganze Mahlzeit essen, sondern immer noch stillen. Haben Sie noch eine Idee? Und empfinden Sie das Verhalten „altersgerecht“? Sie kann schon bis 20 zählen, alle Farben, ist sehr wortgewandt. Vielen Dank für Ihre Hilfe.


Biggi Welter

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Liebe Momofonegirl, deine Tochter zeigt dir sehr deutlich, wie wichtig das Stillen für sie ist und gerade, wenn sie in der Kita noch nicht so wohlfühlt, sucht sie in der Nacht umso mehr nach ihrem geliebten „Heimathafen“. Das ist völlig normal und auch verständlich. Trotzdem ist das Stillen eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Das Wichtigste überhaupt ist allerdings, dass du fest zu deinem Entschluss stehst. Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Deine Kleine verhält sich gar nicht so "brustversessen" wie du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. Wird es dem Kind überlassen, wann es sich selbst abstillt, dann stillen sich die meisten Kinder irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab. Ein Abstillen deutlich vor dem zweiten Geburtstag auf Initiative des Kindes hin ist eher unwahrscheinlich. All diese theoretischen Überlegungen helfen dir jedoch nicht weiter, denn du fühlst dich in der derzeitigen Situation unwohl. Wenn sich in einer Stillbeziehung ein Partner nicht mehr wohl fühlt, dann ist es an der Zeit zu überlegen, was geändert werden kann. Es ist dein gutes Recht, jetzt weniger oder gar nicht mehr zu stillen und auch wenn es deiner Kleinen nicht gefällt, musst du klar und konsequent bleiben. Ich habe das Gefühl, dass du dich deiner Tochter unterlegen fühlst und nachgibst, weil sie die Regeln vorgibt. Genau das ist jedoch falsch. DU bist diejenige, die bestimmt wo's lang geht, dein Kind ist dazu noch viel zu klein. Und: sie BRAUCHT es, dass DU die Zügel in die Hand nimmst. Also ist es deine Aufgabe zu definieren, wie ihr jetzt die stressigen Situationen beenden werdet. Deine Kleine wird sich vehement wehren, sie wird toben, wüten und traurig sein, aber sie kann lernen, dass Du die Regeln aufstellst und jetzt nicht mehr stillen dauernd willst und wirst. Wenn Du jedoch nicht davon überzeugt bist und zweifelst, dann wird dein Kind das auch spüren. Treffe eine Entscheidung und stehe dazu, egal wie sie ausfällt! Deine Tochter wird keinen Schaden erleiden, keine Bange. Wichtig ist allerdings, dass du ruhig bleibst und dich von ihr nicht anstecken lässt. Wichtig ist, dass dir klar ist, dass einige stressige Nächte und Tage bevorstehen, aber die müssen sein, denn bisher hat dein Kind gelernt, dass es nur lange genug fordern muss, bis sein Wunsch doch erfüllt wird. Begleite dein Kind, sei liebevoll und entziehe ihm die Brust, aber nicht deine Liebe und bleibe konsequent. Wenn deine Kleine merkt, dass du genau das meinst, was du sagst, dann wird sie die neue Situation auch akzeptieren. Und denk daran: DU bist euer Chef, DU bist diejenige, die die Richtung vorgeben muss. Das gilt nicht nur fürs Schlafen, doch diese Übung wird dir für andere Bereiche eures gemeinsamen Lebens gute Dienste erweisen. Lieben Gruß, und glaub mir: Du schaffst das, wenn du es wirklich willst!! Biggi


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