Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen ist momentan komplex

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen ist momentan komplex

Melanie.Strm

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Guten Morgen. Mir liegt folgendes am Herzen: Ich Stille meinen Sohn 7 Monate und möchte ihn auch selber abstillen lassen. Er isst zu Mittag, am Nachmittag und am Abend Beikost und auch nachts Stille ich bis zu 4 mal, womit ich mich auch abgefunden habe. Jetzt haben wir alle corona bekommen was mich logischerweise vom stillen nicht abgehalten hat, jedoch bekommt junior seine nächsten Zähnchen und hat mir somit dermaßen in die Brustwarzen gebissen dass diese jetzt wund sind. Natürlich versorge ich sie aber jedes Mal anlegen wird zu Qual. Dazu kommt dass mein Milchspendereflex in der Nacht bis zu 20 min dauert bis dieser ausgelöst wird. Tagsüber funktioniert es komischerweise sehr gut. Liegt das nun daran dass ich krank bin? In wie weit ist es nützlich dass ich ihm abend Milupa zum trinken gib damit er vielleicht länger schläft und meine Brustwarzen über Nacht besser heilen könnten? Oder ist auch das nur ein Märchen? Momentan bin ich auch so verunsichert und schlapp mit der ganzen Situation dass ich überlege ob ich nicht abstillen... Was ich ja eigentlich nicht will. Ich bin wirklich etwas verzweifelt da wir bis jetzt eine wunderbare Stillbeziehung hatten und nun irgendwie momentan gar nichts so funktioniert wie bisher.... Danke im Vorhinein. Melanie :)


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Melanie, du musst gar nicht abstillen, sondern kannst möglicherweise ein paar Tage nur mit der Brust stillen, die nicht schmerzt. In der Nacht könnte es daran liegen, dass dein Kind nicht ganz korrekt angelegt ist und deshalb den Milchspendereflex nicht auslösen kann. Versuche auch in der Nacht auf ein absolut korrektes Anlegen zu achten. Leider hilft viel Brei oder Beikost meist nicht, wenn ein Kind länger schlafen soll. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Auch kann es sein, dass dein Baby gerade noch mehr Nähe braucht, da es selbst ja auch erkrankt ist. Wichtig ist es jetzt, die nächsten Tage gut zu überstehen, bitte lass alles stehen und liegen und kümmere dich nur um das Allernötigste! Hier noch ein Tipps für eine Verbesserung der Heilung: o vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen, bevor das Baby an die Brust anlegt wird. o an der weniger wunden Seite (so es eine gibt) zuerst anlegen o nach dem Stillen etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet). o ausreichend hochgereinigtes Lanolin (unter den Handelsnamen Lansinoh, Purelan oder Lanosin erhältlich) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten (aber nicht zu viel Lanolin verwenden, sonst wird die Brustwarze glitschig und das Baby kann beim Stillen abrutschen). Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind. o zwischen den Stillmahlzeiten Brustwarzenschoner mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation im Büstenhalter tragen, um die Brustwarzen zu schützen. Es können auch mehrere Einmalstilleinlagen aufeinandergeschichtet und in der Mitte ein Loch, das als Aussparung für die Brustwarze dient, hineingeschnitten werden. In manchen besonders schlimmen Fällen kann eine vorübergehende Stillpause, während der die Milch von Hand ausgestrichen oder mit einer guten Pumpe vorsichtig abgepumpt wird, sinnvoll sein. Das Baby wird während der Stillpause am besten mit einer alternativen Fütterungsmethode gefüttert. Außerdem ist es sinnvoll, dass Du dein Kind so anlegst, dass die Wunde genau in seinen Mundwinkel zu liegen kommt, dann kommt nicht so viel Spannung drauf und sie wird weniger belastet. Ich wünsche dir sehr, dass es dir ganz bald besser geht! Ich würde mich wirklich freuen, wenn du dich in ein paar Tage noch einmal melden würdest. Lieben Gruß Biggi


Melanie.Strm

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Hallo Biggi. Ich melde mich nun nach der "komplexen" stillzeit wieder. Wir haben Corona mehr oder weniger gut überstanden. Ich habe deinen Rat befolgt und habe in der Nacht auf besseres Anlegen geachtet bzw stille ich jetzt in der Nacht wieder im Sitzen und nicht mehr im Liegen, was den Milchspendereflex wieder schnell auslöst. Keine Ahnung warum es im Liegen jetzt auf einmal nicht mehr so gut funktioniert hat. (vielleicht war es auch etwas Kopfsache?) Was meine Wunden Brustwarzen betrifft... Ich habe ein kleines Loch bekommen was relativ tief ist jedoch nicht entzunden und auch hier funktioniert es mit einer anderen Stillposition mit weniger Schmerzen. Mir kommt vor es heilt immer besser, auch wenn nur sehr langsam. Ich habe wirklich die letzten Wochen überlegt ob ich nicht abstille weil in meinem Umfeld auch die Mamas nicht stillen (Einflüsse) und ich mit den kleinen Wewechen haderte und die gesamte Situation sehr belastend war. Jedoch bin ich froh auf meinem Weg geblieben zu sein und genieße wieder diese Stillbeziehung mit meinem Sohn, die wir vorher hatten. Und dafür möchte ich dir von Herzen danken dass du uns weiter geholfen hast. Liebe Grüße Melanie und Maximilian


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Melanie, deine Antwort freut mich so sehr :-)))))))). Hab herzlichen Dank für die tolle Rückmeldung, wie schön, dass es dir besser geht! Ganz liebe Grüße Biggi


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