Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen beim ersten Kind schwierig

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Frage: Stillen beim ersten Kind schwierig

kleene02

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Guten Tag Frau Welter, ich habe bereits eine Tochter, die 2 Jahre alt ist. Nun denken wir an ein 2. Kind, auch wenn wir uns noch Zeit lassen wollen, beschäftigt mich ein Thema sehr, das Stillen. Bei meiner Großen war das schwierig. Der Milcheinschuss kam erst am 4. Tag, musste die ersten Tage zufüttern, das prima klappte. ich hatte trotz richtigem Anlegen extrem entzündete Brustwarzen, sodass ich mich kaum noch bewegen oder gar laufen konnte. Vor jedem Stillen habe ich geweint und nach dem Stillen habe ich mich vor dem nächten mal gefürchtet. Ich habe es aber trotzdem durchgezogen. Die Hebamme sagte, sie hat einfach eine enorme Saugkraft. Irgendwann kam genug Milch, die Flasche brauchte ich dann am 5. Tag nicht mehr. Meine Tochter hat ihren Vater regelrecht verstoßen, weil sie durch das Stillen quasi extrem auf mich bezogen war, obwohl er sich größte Mühe gab. Ich durfte keinen Schritt allein machen, daher habe ich versucht abzupumpen, damit auch Papa einen bezug bekommt und ich aufatmen kann. Ich habe alle Flaschen sämtlicher Marken probiert, aber sie hat die Flaschen nur angebrüllt. Keine Chance. Das abpumpen hat für Wochen einen Milchstau nach dem anderen verursacht bis ich es aufgab, zumal auch kaum Milch kam. Zwischendurch durch das Stillen weiter ständig entzündete Brustwarzen. Auch wurde sie dann nicht mehr richtig satt und wir hätten zufüttern müssen. Keine Chance, sie wollte nur an die Brust, keine Flasche. Daher mussten wir auf anraten der Hebamme früh mit Brei anfangen, denn auch sie empfahl uns Abpumpen um die Milchmenge zu steigern, was aber ja nicht funktionierte. Dann pendelte es sich langsam ein, nach ich glaube rund 5 Monaten. In dieser Zeit konnte ich nirgens allein hingehen oder mal 5 Min. durchatmen. Die Nächte waren hart, teilweise bis 10x nachts stillen. Mit 11 Monaten hat sie sich dann allein abgestillt, weil sie ihren Brei liebte und aus Trinklernbechern trank. Hätte sowieso weniger Stillen können, weil die Eingewöhnung in der Kita bevor stand. Das passte also zeitlich. Das war für mich wie ein Befreiungsschlag. Heute ist alles anders, sie ist zuckersüß und liebt ihren Papa. Ich habe das für meine Tochter gern gemacht, für ihr Immunsystem war es das Beste, für mich aber eine Qual. Wie soll das mit einem 2. Kind werden? Wenn das genauso nochmal abläuft hätte ich ja keine Zeit mehr für die Große, eine furchtbare Vorstellung. Aber ich halte zwecks Immunsystem sehr viel vom Stillen. Oder lohnt nach meiner Erfahrung doch eher die Flasche? Ich bin echt ratlos, haben Sie einen Tipp, damit ich wieder freudig in die Zukunft schauen kann? Dankeschön! Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe kleene02, Deine schlimme Erfahrung muss sich beim nächsten Kind nicht wiederholen Trotzdem solltest Du Dir rechtzeitig Hilfe und Informationen holen, damit Du SOFORT richtig handeln kannst, sollte ein Milchstau auch nur erahnt werden! Suche Dir schon jetzt eine Vor- und Nachsorgehebamme, die stillerfahren ist. Auch eine Stillberaterin solltest Du bereits in der Schwangerschaft kontaktieren. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, hast Du gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Erkundige Dich auch einmal, vielleicht gibt es in Deiner Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Sicherlich braucht Ihr anfangs Ruhe und Zeit, um Euch an das neue Menschlein zu gewöhnen. Kann Dein Mann ein paar Tage daheim bleiben und die große Schwester übernehmen? Wie wäre es, wenn Du während dem Stillen ein Buch vorliest? Mir persönlich gefällt das Buch "Ich will auch Geschwister haben" von Astrid Lindgren für diesen Zweck sehr gut. Ein Buch, das sich vor allem auch mit dem Thema Stillen beschäftigt und mit liebevoll gezeichneten Bilder aus der Sicht des größeren Bruders vom Auf die Welt kommen, dem Stillen und Tragen erzählt ist "Busi sagte Henriette" von Edith Seitz. "Busi sagt Henriette bekommst Du im Buchhandel (Edition buntehunde, ISBN 3 934941 03 6). Weitere Tipps für die Zeit nach der Geburt: o dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass sie sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby. o dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch "Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn "groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden). o ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen. Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern. Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Wenn Du mit beiden Kindern unterwegs bist, sind die Kombination Buggy (großes Kind und/oder Einkäufe) und Tragetuch (Baby) optimal. Nur Mut, auch der (Still)Alltag mit zwei kleinen Kindern ist meisterbar, Ihr braucht nur Zeit dazu! Höre in Dich hinein, ob Du es wagen möchtest und entscheide dann! Liebe Grüße Biggi


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