Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen bei Schlddrüsenüberfunktion

Frage: Stillen bei Schlddrüsenüberfunktion

JanineGrosse

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Hallo, ich habe einen knapp 9 Monate alten Sohn, den ich 4 1/2 Monate voll gestillt habe und nun noch drei Mal innerhalb 24h stille. In meiner Schwangerschaft hatte ich eine Unterfunktion, die mit 75 thyrox behandelt wurde. Nach meiner Schwangerschaft war ich nun schon zweimal zur Nachuntersuchung. Bei der letzten Blutabnahme ( 20. Oktober),deren Ergebnisse ich erst letzte Woche abgerufen habe, ist eine überfunktion festzustellen. Denke das ich diese wohl schon einige Monate mit mir trage. Bus letzte Woche habe ich auch mich die 75 thyrox genommen. Habe nun Große Angst und Bedenken beim Stillen. Zudem habe ich in den letzten Wochen drastisch abgenommen. Wiege nun 7 Kilo weniger als vor meiner Schwangerschaft. Nun zu meinen Fragen : 1) Ist es schädlich für meinen Sohn,ihn mit einer Schilddrüsenüberfunktion zu stillen? 2) Da ich ihn so lange schon mit Überfunktion gestillt habe, sollte er auch seine werte überprüft bekommen? 3) Stimmt es wirklich, dass durch starke Gewichtsabnahme das Gift aus den Fettzellen in die Muttermilch und somit in mein Kind gelangen kann? 4) Sollte ich besser abstillen? Danke für die Hilfe! Liebe Grüße Janine


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Janine, deinem Kind schadet deine Schilddrüsenproblematik nicht und Du musst ganz sicher nicht abstillen. Bleib also ganz ruhig, eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch in der Stillzeit behandelt werden. Ich zitiere aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, Vetter 7. Auflage 2006: Thyreostatika Erfahrungen. Zu den Thyreostatika zählen Carbimazol (z. B. Carbimazol Hexal®), Propylthiouracil (z. B. Propycil®), Thiamazol (= Methimazol, z.B. Favistan®) und Natriumperchlorat (Irenat®). Carbimazol wird zu Thiamazol als aktivem Metaboliten verstoffwechselt. Carbimazol und Thiamazol besitzen einen M/P-Quotienten von etwa 1. Unter täglich 40 mg Carbimazol wurden Konzentrationsspitzen des Methimazol von 0,72mg/l Milch gemessen (Cooper 1984). Daraus errechnet sich eine relative Dosis für Carbimazol von maximal 27% für Jen gestillten Säugling, im Durchschnitt sind jedoch nur 2-10% der gewichtsbezogenen Dosis anzunehmen (Übersicht in Bennett 1996). Unter 5 mg/Tag Thiamazol konnten maximal 65 µg/l Milch gemessen werden. Ein Säugling erhält demnach täglich bis zu 9,8 µg/kg. Das entspricht etwa 12% der mütterlichen Dosis pro kg Körpergewicht. Im Plasma eines gestillten Zwillingspärchens wurde Thiamazol mit 45 und 53 µg/l im subtherapeutischen Bereich gefunden. Die Kinder zeigten keine Symptome, ihr Schilddrüsenstatus war unauffällig (Rylance 1987). Von 46 gestillten Kindern, deren Mütter einen Monat lang 20 mg Methimazol und von 42, deren Mütter zunächst 30 mg täglich einnahmen und dann bis auf eine Erhaltungsdosis von 5-10 mg reduzierten, wiesen alle gleich bleibend normale T3-, T4- und TSH-Werte auf (Azizi 2002). Nicht nur altersentsprechende Schilddrüsenparameter, sondern auch eine normale psychomotorische Entwicklung bis zum Alter von 49 bis 86 Monaten wurden beobachtet (Azizi 2003). Bei Behandlung mit 400 mg Propylthiouracil wurden in der Muttermilch maximal 0,7 mg/l gefunden. Das sind für den Säugling in 24 Stunden höchstens 0,1 mg/kg, also 1,5% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis. Der M/P-Quotient liegt bei 0,1 (Kampmann 1980). In älteren, methodisch unzureichenden Untersuchungen wurden M/P-Werte von 12 beschrieben. Eine neuere Untersuchung an elf Kindern, deren Mütter täglich 300-750 mg einnahmen, erbrachte erhöhte TSH-Werte bei zwei Kindern 7 Tage nach der Geburt. Diese normalisierten sich jedoch trotz gleich bleibender oder erhöhter mütterlicher Dosis. Es wurde kein Zusammenhang zwischen der mütterlichen Dosis und dem mütterlichen Schilddrüsenhormon fT4 einerseits und dem kindlichen TSH andererseits gefunden. Die Autoren sehen auch bei der höchsten Tagesdosis kein Risiko für das gestillte Kind (Momotani 2000). Natriumperchlorat ist ein Reservethyreostatikum. Es blockiert die Schilddrüse durch Verdrängung des Iod und wird bei szintigraphischen Untersuchungen anderer Organe mit radioaktiv markiertem Iod verwendet. Durch Perchlorat wird auch der Iodtransport in die Brust gehemmt (Janssen 2001), denn das laktierende Brustgewebe kann Iod anreichern. Erfahrungen zur Stillzeit liegen nicht vor. Empfehlung für die Praxis: Propylthiouracil ist Thyreostatikum der ersten Wahl in der Stillzeit. Thiamazol und Carbimazol können auch eingenommen werden, insbesondere wenn die tägliche Erhaltungsdosis 10 mg nicht überschreitet. Wenn Thiamazol oder Carbimazol in einer höheren Dosierung gegeben werden, oder die Dosis von Propylthiouracil im oberen therapeutischen Bereich liegt, sollten nach etwa 3 Wochen die Schilddrüsenparameter des Säuglings kontrolliert werden. Schilddrüsenhormone dürfen nicht zusammen mit Thyreostatika gegeben werden, da hierdurch eine höhere Dosierung der Thyreostatika erforderlich wird. Natriumperchlorat soll in der Stillzeit nicht genommen werden. Deine Gewichtsentwicklung ist auch KEIN Grund zum Abstillen. Es ist in der Stillzeit durchaus möglich weiter als bis zum Vorschwangerschaftsgewicht abzunehmen. Eine stillende Frau sollte Ihre tägliche Kalorienzufuhr nur nicht unter 1800 kcal fallen lassen und nicht mehr als 500 g pro Woche bzw. zwei Kilogramm im Monat abnehmen. Allerdings gibt es inzwischen neuere Untersuchungen, die keinen Zusammenhang mehr zwischen dem Abbau der Fettdepots und dem Schadstoffgehalt der Muttermilch finden konnten. Ohnehin wird die Schadstoffdiskussion über die Muttermilch leider sehr überbewertet, während die Risiken des Nicht Stillens bzw. frühzeitigen Abstillens unterbewertet werden. Lass dich also nicht verunsichern! LLLiebe Grüße Biggi


JanineGrosse

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Vielen Dank für die schnelle Antwort!Hat mich auf jeden Fall einwenig beruhigt. Möchte nämlich meinen Sohn gerne bis er 1 Jahr alt ist stillen.


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