Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen allgemein...

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen allgemein...

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, mein zwerg ist jetz erst eine Woche alt und ich stille ihn...(Er ist mit 4650g geboren, 59cm) Er hat Schreiphasen, ist nach dem Stillen ruhig und fängt dann an zu brüllen.Was mach ich nach 2 Stunden, wieder anlegen?Oder Tee geben (wg.Blähungen)? Im KH sagte man mir, ich soll ca.alle 4 Stunden stillen, ihn auch aufwecken. Meine Hebamme wiederrum meint ich soll ihn stillen wenn er munter wird. (Und das ist ja unterschiedlich) Wie macht man es denn nun richtig? Es ist mein erstes Baby und ich kenn mich leider überhaupt nicht aus... Woher weiß ich denn auch, ob ich genügend Milch habe...??? Ich bin verunsichert, weil mir jeder etwas anderes sagt, doch jetzt frag ich mal eine Fachfrau. Danke Sindy


Biggi Welter

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? Liebe Sindy, nicht jedes Weinen eines Babys bedeutet Hunger und die Mehrzahl aller Babys hat Unruhephasen, bevorzugt ab dem späten Nachmittag oder frühen Abend, die NICHT bedeuten, dass die Milch nicht reicht und auch nicht zwingend mit Koliken gleichzusetzen sind. Von Stillexperten wird einhellig empfohlen, dass nach Bedarf gestillt wird und nicht nach der Uhr. Das Stillen nach Bedarf vermeidet eine ganze Reihe von Stillproblemen und wenn das Kind so weit ist, wird es von selbst seinen Rhythmus finden, der aber im gesamten ersten Jahr immer wieder sehr leicht veränderbar sein wird. Es spricht sicher nichts dagegen, eine gewisse Regelmäßigkeit im Tagesablauf anzubieten, wenn die Mutter das unbedingt möchte, aber die Mutter sollte dennoch flexibel auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen. Es ist nicht sinnvoll zu warten, bis ein Baby vor Hunger weint und ein hinauszögern des Stillen – ob mit oder ohne Schnuller – ist ebenfalls nicht ratsam. Das Hinhalten eines hungrigen Babys kann dazu führen, dass das Baby schließlich so erschöpft ist, dass es - wenn es dann endlich an die Brust darf -, nicht mehr effektiv trinkt. Es kann dann so weit kommen, dass die Brust nicht mehr optimal angeregt wird, die Milchmenge abnimmt und das Baby eine Gedeihstörung entwickelt. Eine Ausnahme von der Regel, dass ein Baby nach Bedarf gestillt wird, ist ein Baby, das schlecht gedeiht und nicht oder nur zögernd zunimmt. Hier muss die Mutter aktiv werden und das Kind zum häufigeren Stillen anregen und eventuell auch wecken. Anhaltspunkte dafür, wann ein Kind das Bedürfnis nach der Brust hat, sind die Hungerzeichen. Weinen ist das letzte einer ganzen Reihe von Hungerzeichen und es sollte nicht so lange gewartet werden, bis das Baby weint. Sinnvoll ist es bereits auf die frühen Hungerzeichen zu reagieren, damit das Kind gar nicht erst so aufgewühlt ist. Hungerzeichen sind: • saugende Bewegungen • Sauggeräusche • Lecken an den Lippen • die Zunge herausstrecken • Schnelle Bewegungen der Augen • Hin- und Herdrehen des Kopfes (Suchbewegungen) • Ruhelosigkeit Nach den ersten vier Wochen ist es kein verlässliches Hungerzeichen mehr, wenn das Kind seine Finger oder Hand in den Mund zu stecken. Es beginnt dann sich selbst und seine Umgebung wahrzunehmen und zu erforschen und der Mund ist ein ganz wichtiges Organ, wenn es um das Erforschen und Begreifen geht. Schauen Sie sich Ihr Baby einmal auf die folgenden Punkte hin an: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass `nassA ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Sind diese Punkte alle erfüllt? Dann ist davon auszugehen, dass Ihr Baby gedeiht. Sollten diese Punkte wider Erwarten nicht erfüllt sein, dann wenden Sie sich bitte an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und an Ihre Kinderärztin/arzt. Die Stillberaterin kann Ihnen gezielte Tipps geben, wie Sie Ihr Baby zu besserem Trinken an der Brust anregen können, falls dies notwendig sein sollte, denn leider gibt es sehr wohl Kinder, die ihren Hunger verschlafen und deshalb nicht ausreichend zunehmen. Diese Kinder MÜSSEN zum Trinken geweckt werden (s.o.). Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen. Da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen (der bei uns für Babys so beliebte Fenchel kann bei manchen Kinder Bauchprobleme sogar verstärken). Dazu kommt, dass die Gabe von zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten kann. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo, bin zwar nicht Biggi, kann Dir aber sagen, daß sie Dir im KH Blödsinn erzählt haben. Wenn Du weiter stillen möchtest, muß Du nach Bedarf anlegen. Die meisten Babys trinken anfangs alle 2 Stunden, phasenweise sogar öfters. Nach einigen Monaten kann sich der Rhytmus auf 3-4 Stunden einstellen. In Wachstumsphasen möchte das Baby dann wieder öfters trinken usw., weil sich dann Deine Milchmenge auf das Baby einstellen muß. Also Stillen funktioniert nur, wenn Du das Kind immer anlegst, wenn es Hunger hat- keinen Tee oder Säuglingsmilch gibst. Ich hoffe, ich konnte Dir fürs erste helfen, bis Biggi Dir ausführlicher antwortet. Viele Grüße Sabine


Mitglied inaktiv

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Liebe Sindy, herzlichen Glückwunsch zu deinem noch ganz neuen Baby! Die im Krankenhaus, muss ich als erstes gleich loswerden, sind offenbar auch keine "Leuchten", wenn ich lese, was du schreibst. Halte dich an den Rat deiner Hebamme und lege deinen Kleinen immer an, wenn er sich meldet. Du wirst eventuell Tage oder auch noch Wochen fast nur mit hochgeschobenem T-Shirt verbringen, aber der 4-Stunden-Rhythmus ist wirklich völliger Blödsinn. Dein Kleiner konnte bis vor einigen Tagen trinken, wann und wieviel er wollte. Das jetzt auf einmal zu reglementieren, ist schlicht unsinnig. Du würdest damit euer Zusammenspiel als Stillteam total durcheinander bringen, ehe es sich überhaupt entwickeln kann. Mal müsstest du ihn wecken zum Trinken, ein anderes Mal vielleicht 2 Stunden schreien lassen, weil er noch nicht "dran" ist. Wenn dann die Zeit heran ist, wäre er aber vermutlich vom Schreien so k. o., dass er gar nicht mehr trinken könnte. Also versuche soetwas bitte gar nicht. Es kommt nichts Gutes dabei heraus. Gerade in der Anfangszeit ist es wichtig, dass durch häufiges Anlegen und Trinkenlassen der Milchfluss richtig in Gang kommt. Du brauchst dir auch überhaupt keine Sorgen zu machen, dass du nicht genug Milch haben könntest. Zwar hat deine Brust keine Graduierung, an der du ablesen kannst, wieviel er gerade getrunken hat, aber das brauchst du nicht. Es spielt sich von ganz alleine ein, dass du immer soviel Milch hast, wie er auch braucht. Glaube mir! Tee würde ich übrigens gar nicht geben. Du bringst damit das System von Angebot und Nachfrage völlig durcheinander und hast dann vielleicht wirklich mal nicht genug Milch. Immer, wenn dein Sohn trinkt, merkt dein Körper, dass diese gebraucht wird, und produziert entsprechend neu. Wenn du unsicher bist, stelle am besten immer deine Fragen hier im Forum. Da bekommt man immer gute Tipps, wie ich finde. Ansonsten könntest du dir auch "Das Stillbuch" von Hannah Lothrop besorgen. Es ist wirklich sehr hilfreich. Ich wünsche dir, dass du bald wieder richtig fit bist und mit deinem Süßen eine entspannte, glückliche und sorgenfreie Stillzeit hast!


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